Es ist verhältnismäßig klein und hochkomplex. Das Gehirn steuert unsere Gedanken, Gefühle und Bewegungen. Vieles ist noch unerforscht. Wir stellen die faszinierende Schaltzentrale des Menschen vor.
Alle für einen: Das Stammhirn ist entwicklungsgeschichtlich der älteste Teil des Gehirns. Es steuert sowohl elementare Funktionen wie Atmung und Herzschlag, als auch Reflexe wie Husten oder Schlucken. Das Großhirn ist für Sehen, Sprechen und im Wesentlichen auch für das Denken zuständig. Das Kleinhirn ist für Gleichgewicht und Koordination verantwortlich. Das Zwischenhirn kontrolliert das vegetative Nervensystem, das lebenswichtige Organfunktionen steuert.
Energie-Vampir: Das menschliche Gehirn wiegt im Durchschnitt 1400 Gramm und macht damit nur zwei bis drei Prozent des gesamten Körpergewichts aus. Dabei erbringt es enorme Leistungen: Ohne Gehirn würden wir nicht denken, aber auch nichts empfinden, erkennen oder uns bewegen. Dafür braucht das Gehirn aber auch viel Energie: Es verbraucht jeweils ein Fünftel unseres täglichen Kalorienbedarf und des Sauerstoffs im Blut.
Probieren geht über studieren: Tätigkeiten werden am besten gespeichert, wenn man sie selber ausprobiert. Wird etwas nur gesehen oder gehört, bleibt es viel schlechter im Gedächtnis haften.
Männer und Frauen: Das Gehirn eines erwachsenen Mannes wiegt durchschnittlich 1400 Gramm und ist etwa 100 Gramm schwerer als das einer Frau. Das Gewicht des Gehirns sagt jedoch nichts aus über seine Leistung, also über die Intelligenz eines Menschen. Bei Frauen ist der Hippocampus im Verhältnis zum Gesamthirn größer. Dieser Bereich des Gehirns ist zuständig für Lernen und Erinnerung. So haben Frauen zum Beispiel in dem Areal, das Hörinformationen abspeichert, mehr Nervenzellen. Männer haben dafür den besseren Orientierungssinn. In einem Experiment der Universität Ulm mussten Probanden den Weg aus einem Irrgarten herausfinden. Männer schafften das durchschnittlich 45 Sekunden schneller als Frauen.
Der umstrittene IQ: Intelligenz ist keine klar definierbare Größe. Eine mögliche Definition lautet: Intelligenz ist die Fähigkeit, Zusammenhänge zu erkennen und Probleme zu lösen. In bekannten und unbekannten Situationen. Der heute gängigste Wert ist der Intelligenzquotient.
68 Prozent der Bevölkerung, also die große Mehrheit, gelten mit einem IQ zwischen 85 und 115 als normal begabt. Nur 2,2 Prozent der Bevölkerung haben einen IQ über 130 und gelten als hochbegabt. Nach dem heutigen Stand der Forschung ist die Intelligenz zum größten Teil angeboren. Durch positive Umstände (Bildung, Familiensituation) kann sie vermutlich um etwa zehn IQ-Punkte gesteigert werden, bei negativen Umständen um bis zu zehn Punkte absinken. Der US-amerikanische-Psychologe Howard Gardner hat die Theorie der multiplen Intelligenzen entwickelt. Demnach gibt es zum Beispiel sprachliche, musikalischen, logisch-mathematische oder interpersonale Intelligenz.
Ein Bild sagt mehr als tausend Worte: Das Gehirn ist Sitz der Emotionen. Verarbeitet werden sie im limbischen System, das den Hirnstamm wie ein Saum umschließt. Wenn wir etwas denken, fühlen oder wahrnehmen, bewerten wir diese Information innerhalb von einigen tausendstel Sekunden als positiv, negativ oder neutral. Oft geschieht das unbewusst und noch bevor wir beginnen, zu denken. Beim Blick auf ein Gemälde etwa, kommt die emotionale Bewertung („Mag ich / Mach ich nicht“) vor der rationalen Analyse. Im limbischen System werden auch nicht ausgesprochene Stimmungen wie Wut oder Traurigkeit anhand von Mimik, Tönen und Gesten erkannt.
Aus Fehlern lernt man: Mit etwa drei Jahren beginnen Kinder Erinnerungen abzuspeichern. Voraussetzung ist, dass das Kind seine Muttersprache gut beherrscht und in Zeiteinheiten denken, also „Jetzt“, „Früher“ und „Zukünftig“ auseinanderhalten kann. Erinnern hat die Funktion, ähnliche Anforderungen besser zu bewältigen, also aus der Vergangenheit und aus Fehlern zu lernen. Emotionale Erlebnisse speichert das Gehirn am besten ab.
Was Hänschen nicht lernt…: Bereits mit 27 Jahren lassen Auffassungsgabe und logisches Denken, ab 37 das Erinnerungsvermögen nach. Mit 22 Jahren ist das Gehirn durchschnittlich am leistungsfähigsten. Allerdings ist in den letzten Jahren die These ins Wanken geraten, dass nur junge Gehirne wachsen können. Am Uniklinikum Hamburg wiesen Neurologen bei einem Experiment nach, dass auch bei Senioren ab 60 Jahren die Gehirnsubstanz noch zunehmen kann. Was dabei im Denkorgan genau geschieht, ist noch nicht erforscht. Klar ist: Man tut seinen grauen Zellen etwas Gutes, wenn man sie beansprucht und neue Dinge lernt.
Gefahren-Autobahn: Man spricht zwar von der Schrecksekunde, doch bei Schmerz oder Gefahr reagiert ein gesundes Gehirn deutlich schneller. Mit bis zu 400 km/h rasen Impulse durch unser Nervensystem.
Wenn Nervenzellen den Geist aufgeben: 100 Milliarden Nervenzellen im Gehirn verarbeiten Eindrücke, geben sie weiter und speichern sie. Die Nervenzellen sind durch 100 Millionen Synapsen miteinander verbunden. Die Nervenzellen im Gehirn haben eine lange Lebensdauer, doch mit zunehmendem Alter sterben einige von ihnen langsam, ab. Das ist kein Problem, solange der Zelltod „planmäßig“ auftritt. Stellen aber zu viele Zellen auf einmal ihre Funktion ein, kann das Gehirn sich nicht oder nur schwer regenerieren. Es kommt zu neurodegenerativen Krankheiten wie Alzheimer oder Demenz. Weil dies meist bei Älteren geschieht und immer mehr Menschen ein hohes Alter erreichen, gelten neurodegenerative Erkrankungen als wichtige medizinische Herausforderung der nächsten Jahrzehnte.
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