Der nächste Zinsschnitt in der Lebensversicherung steht an. Die mächtigen Mathematiker der Unternehmen empfehlen, den Garantiezins deutlich zu drücken. Der Plan ist jedoch umstritten. Und ein Hintertürchen gibt es noch.
Wegen der niedrigen Zinsen haben die Lebensversicherer große Probleme. Es wird immer schwerer, die einst in Aussicht gestellten Gewinne für ihre Kunden zu erwirtschaften.
Bild: dpa
DüsseldorfDie Deutsche Aktuarvereinigung (DAV) rät zu einem deutlichen Zinsschnitt in der Lebensversicherung. In dieser Vereinigung sind die Versicherungsmathematiker der Unternehmen organisiert. Sie schlagen vor, dass der wichtige Garantiezins, auch Rechnungszins genannt, für das Jahr 2015 gesenkt wird. Und zwar von derzeit 1,75 Prozent auf künftig 1,25 Prozent.
Die Branche kann dies allerdings nur empfehlen, aber nicht selbst entscheiden. Letztlich hängt es davon ab, welche Haltung das Finanzministerium einnimmt. Die Empfehlung der Aktuarvereinigung hat hier jedoch großes Gewicht. Allerdings wurde im Vorfeld auch bekannt, dass eine Senkung umstritten ist. Insbesondere der Branchenführer Allianz stehe dem kritisch gegenüber, hieß es in Agenturberichten.
Die Aktuare des DAV begründeten ihre Empfehlung mit der unveränderten Niedrigzinsphase im Euroraum. Die niedrigen Zinsen sind eine große Belastung für die Lebensversicherer, denn es wird immer schwerer, genug Ertrag am Kapitalmarkt zu erwirtschaften, um die in der Vergangenheit gegebenen Versprechen auch zu halten.
Der Garantiezins, der auch gerne von Experten Höchstrechnungszins genannt wird, spielt in diesem Zusammenhang auch eine Rolle. Denn dies ist der Zins, der über die gesamte, oft jahrzehntelange Laufzeit des Vertrages auf jeden Fall gutgeschrieben werden muss.
Die Langfristigkeit dieser Garantie mache es erforderlich, den Höchstrechnungszins immer ein gutes Stück unterhalb des aktuell erzielbaren sicheren Zinssatzes festzusetzen, erklärten die Aktuare. Unabhängig davon erwirtschaften die Unternehmen derzeit jedoch noch Überschüsse, die zum Teil deutlich über den Garantien liegen.
Die jährlich durch die Unternehmen erzielte, in der Regel deutlich höhere Verzinsung des eingezahlten Kapitals werde den Kunden über diverse Überschüsse zugeschrieben, erklärten die Aktuare. Diese Überschussbeteiligung ist in den letzten Jahren deutlich gesunken. Sie liegt derzeit im Branchenschnitt bei 3,4 Prozent.
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Kommentare (5)
yoski
08.01.2014, 12:54 Uhr
Um den Garantiezins zu erwirtschaften wird in windige (Staats)investiert. Dann kommt der Haircut und die Versicherungsgesellschaft ist pleite. Also entweder weitere Rettungsorgien oder bail-in. Das heisst der Haircut wird an den Kunden durchgereicht. Wer on solche Ponzischemen investiert dem ist wirklich nicht mehr zu helfen.
Mazi
08.01.2014, 13:12 Uhr
Die Ertzräge von Lebensversicherern kommen aus der Anlage von Versichertenvermögen. Sie investieren in Immobilien, Aktien und Rentenpapieren.
Die Bewertungen von Immobilien, Aktien und Renten liegen auf Höchstniveau. Dennoch erdreistet sich die Branche zu jammern und die Erträge der Versicherten zu kürzen.
Bei einer derartigen Sachlage fragt man sich, in was sieht die BaFin ihren gesetzlichen Auftrag? Man stelle sich vor, die Märkte wären in umgekehrter Stimmung, die Bewertungen grottenschlecht. Wäre dann die Lebensversicherungsbranche etwa in Hochstimmung?
Täusche ich mich oder versucht hier die Lobby den Versicherten einen Knopf ans Ohr zu nähen? Das ist nicht gut, wenn hier mit staatlicher Unterstützung die Altersvorsorge der Bürger "rasiert" wird.
Das Versichertenvermögen ist fremdes Geld und damit muss man sorgsam umgehen!
kickaha
08.01.2014, 13:39 Uhr
Tja, da sieht man mal wieder, wie wenig die guten Kunden von Ihren Verträgen wissen. Das Anlagevermögen gehört laut höchstrichterlicher Entscheidung eben nicht den Kunden!!! Sondervermögen gibt es nur bei Investmentfonds.
By the Way, ich kann das Gejammer unserer Verbraucherschützer ehrlich gesagt nicht mehr lesen/hören. Zuerst wird gegen die Versicherer gewettert das sie die Verbraucher abzocken. Jetzt erwirtschaften sie noch 3,x Prozent... Wieviel gibt es bei der Bank? und ja, ich weis die bösen Abschlußkosten... Aber es gibt auch Direktversicherer die gut performen und die bereits nach einem Jahr echtes Guthaben auf dem Konto haben. Ab dem zweiten Jahr ist es eine sehr ordentliche Verzinsung und die Verträge sind häufig schneller kündbar als ein Sparbuch. Zumal mittlerweile ja auch bekannt ist, dass die Damen und Herren Verbraucherschützer von fachkundigen Berater massiv für ihre mangelhaften Vergleiche, sei es bei der Kranken und BU Versicherung oder bei der Betrachtung der "Nettorenditen" gerügt werden.
Kein LV Kunde hat so viel Geld verloren wie die Investoren von geschlossenen Beteiligungen.
Grüße Kickaha