Arbeitsministerin Andrea Nahles steht Rede und Antwort zu ihren Rentenplänen. Sie verteidigt sie als richtig. Doch Kritiker halten sie für eine „mittlere Katastrophe“. Auch von Altkanzler Schröder hagelt es Kritik.
Arbeitsministerin Nahles: „Das Gesetz ist gerechtfertigt.“
Bild: Reuters
DüsseldorfEinen „ganz, ganz kleinen Moment des Stolzes“, den habe sie sich genehmigt, als sie den Gesetzesentwurf unterschrieb, gibt Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles zu und lächelt dabei. Und endlich halten ihre Hände still, reibt sie die Daumen nicht in einer ständigen Schleife immer wieder aneinander. Nahles hat heute einen weiteren großen Auftritt: Erst bringt das Kabinett das Gesetzgebungsverfahren zu den Rentenvorhaben der Großen Koalition auf den Weg, dann erscheint Nahles auf der Bundespressekonferenz und steht den Journalisten Rede und Antwort.
Abschlagsfreie Rente ab 63, Mütterrente, verbesserte Erwerbsminderungsrente: Die Gesetze sollen am 1. Juli in Kraft treten. Doch die Journalisten beschäftigt die Frage nach der Finanzierbarkeit, nach der Schnelligkeit, mit der Nahes bei diesem Gesetz vorgeprescht ist, nach der Generationengerechtigkeit, ob das Gesetz gegen Altersarmut taugt – das zentrale Thema, mit dem die SPD in den Bundestagswahlkampf zog.
Nahles gibt geduldig Antwort und ihr Standpunkt ist klar: „Das Gesetz ist gerechtfertigt“. Von gerecht spricht sie nicht. Vielleicht ist es Absicht.
Experten sehen das anders. „Unter dem Gerechtigkeitsaspekt sind die Rentenpläne eine mittlere Katastrophe“, sagt Christoph Butterwegge, Professor für Politikwissenschaft an der Uni Köln Handelsblatt Online. „Denn die Rentenvorhaben sind reine Klientelpolitik“. Profitieren würden vor allem die Hauptklientel von SPD und Union. Ältere Frauen durch die Mütterrente, eine wichtige Wählerschicht der Union; ältere Facharbeiter, relativ gut verdienend, als Klientel der SPD. Butterwegge nennt das Rentenpaket „halbherzig und inkonsequent“.
Das liegt auch an dem Aspekt Altersarmut – im Wahlkampf war das mal ein Schwerpunkt der SPD. Doch das, was das Rentenpaket nun beinhaltet, sei nur im kleinsten Teil dazu geeignet, die Altersarmut zu bekämpfen, sagt Butterwegge. „Von der Rentenreform profitieren vor allem Menschen, die von Altersarmut gar nicht betroffen sind.“
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×
Kommentare (47)
Account gelöscht!
29.01.2014, 13:09 Uhr
D.h. Nahles betreibt lupenreine Klientelpolitik. Hat sie das nicht immer der FDP vorgeworfen?
ursahl
29.01.2014, 13:13 Uhr
Frau Nahles hat das Geld richtig angelegt. Volle Zustimmung. Allerdings hätte das steuerfinanziert werden müssen, um die Beitragszahler der Rente zu schützen! Die jährlich Summe sind eigentlich Peanuts im Gegensatz zu den schlecht angelegten Geldern für Kriegsführung im Ausland, für Schuldenvergemeinschaftung in der EU und für die milliardenschweren Steuerverschwendungen. Gut, dass die SPD endlich einen Teil der Schröder-Sozialverräterschaft zurückschraubt. Allerdings fehlt immer noch die Beitragsbelastung für alle Beamten bzw. späteren Pensionäre. Das muss schnellstens passieren, um die Zahlungsfähigkeit zu erhalten.
Account gelöscht!
29.01.2014, 13:15 Uhr
Da Frau Nahles ja wohl keinen Anspruch auf eine Sozialversicherungsrente hat, braucht sie davon ja auch nicht zu leben. Ihre Generation wird aber schon merken, wo sie hingeführt wurde: Wenn die Arbeitslosenzahl und die Steuer für die Masse der Steuerzahler steigt, und das ist unvermeidlich, wird die SPD diese Sache noch verfluchen. Dann wird Frau Nahles, wenn sie das noch als Politikerin erlebt, Spießruten laufen.