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14.12.2022

08:39

Alte Kunst bei Bassenge

Kleinmeister bleiben ein begehrtes Sammelgut

Von: Christian Herchenröder

Das Berliner Auktionshaus Bassenge registriert in seinen Winterauktionen zurückhaltenden Zuspruch von Seiten des Kunsthandels. Gewohnt erfolgreich schneidet die Druckgrafik ab.

Eine belgische Stiftung sicherte sich den im 17. Jahrhundert entstandenen Tondo für 42.160 Euro. Bassenge

Flämisches Rundbild mit lorbeerbekränztem Totenschädel

Eine belgische Stiftung sicherte sich den im 17. Jahrhundert entstandenen Tondo für 42.160 Euro.

Berlin Der Schwerpunkt der Winterauktionen des Berliner Versteigerungshauses Bassenge lag wie gewohnt bei der Alten Kunst. Hier gab es einen von Privatsammlern, Händlern und Museen intensiv bebotenen Höhepunkt. Auf 60.000 Euro geschätzt, mit 50.000 Euro ausgerufen, schnellte eine Elfenbeinskulptur, ein florentinischer Corpus Christi der Zeit um 1680 auf 496.000 Euro mit Aufgeld, fast das Zehnfache. Käufer ist eine französische Stiftung.

Dieses in der Gemäldeauktion versteigerte Star-Los weckte internationale Begehrlichkeit durch seine Provenienz. Es war einst im Besitz des Odescalchi-Papstes Innozenz XI. und wurde im historischen Lederetui mit dem Wappen des Pontifex angeboten.

Insgesamt war die Auktionsfolge nicht ganz so erfolgreich wie die entsprechende des Vorjahres. Es wurden 3,7 Millionen Euro eingespielt, 2021 waren es 4,3 Millionen. Der Handel hielt sich diesmal deutlich zurück.

Bei den Gemälden gab es drei Lose, die ihre Schätzungen generös übertrafen. Ein Tafelbild mit Heiliger Familie, im Katalog als Arbeit aus der Werkstatt des Flamen Pieter Coecke van Aelst d.Ä. charakterisiert, wurde für 39.680 Euro weit über der Taxe von 15.000 Euro in eine griechische Privatsammlung abgegeben.

Eine belgische Stiftung war gegen sieben weitere Telefone erfolgreich bei einem flämischen Rundbild des 17. Jahrhunderts mit zahnlosem, lorbeerbekränztem Totenschädel, das von 9000 auf 42.160 Euro stieg. Statt der geschätzten 18.000 Euro spielte eine Ansicht der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Dorfkirche in Tempelhof 86.800 Euro ein. Hier war wohl weniger der Berliner Architekturmaler Friedrich Wilhelm Klose (1804-1875) als das historische Sujet treibende Kraft. Käufer ist ein Berliner Sammler.

Die Auktion der Druckgrafik des 15. bis 19. Jahrhunderts begann mit dem lückenlosen Absatz der sogenannten Kleinmeister Heinrich Aldegrever, Albrecht Altdorfer und H.S. Beham. Sie sind wegen ihrer auf kleinstem Raum gepflegten Feinarbeit und wegen ihrer eher moderaten, meist die Grenze von 5000 Euro nicht überschreitenden Notierungen ein begehrtes Sammelgut.

Die Ansicht der Dorfkirche in Tempelhof spielte 86.800 Euro ein. Geschätzt waren nur 18.000 Euro. Bassenge

Friedrich Wilhelm Klose

Die Ansicht der Dorfkirche in Tempelhof spielte 86.800 Euro ein. Geschätzt waren nur 18.000 Euro.

Die Dürer-Strecke war wie gewohnt erfolgreich. Vor allem Sammler boten hier bis zur Höchstmarke 43.400 Euro. Die setzte ein hessischer Sammler für einen markanten Abdruck des Hauptblattes „Die Nemesis oder Das große Glück“ ein. Nur eines der 35 ausgebotenen Dürer-Blatter ging zurück.

Ähnlich rund lief es bei Rembrandt, wo ein Schweizer Sammler mit taxgerechten 24.800 Euro den höchsten Preis der Passage für einen Frühdruck des „Faust“ bot. Hoch über der Taxe ging für 14.880 Euro ging ein später Abzug des frühen „Ecce Homo“ in amerikanischen Handel.

38 restlos abgesetzte Buchmalereien des 15. und frühen 16. Jahrhunderts führten den Katalog der Handzeichnungen an. Den höchsten Preis der gesamten, rund 250-teiligen Auktion erlöste die Bleistiftzeichnung mit dem Kopf einer Heiligen des frühvollendeten Wiener Nazareners J.E. Scheffer von Leonardshoff. Zum Zehnfachen der Schätzung wird sie für 42.160 Euro von einer Münchener Privatsammlung übernommen.

Auf 60.000 Euro geschätzt, schnellte die Elfenbeinskulptur auf 496.000 Euro mit Aufgeld. Bassenge

Florentinischer Kruzifix

Auf 60.000 Euro geschätzt, schnellte die Elfenbeinskulptur auf 496.000 Euro mit Aufgeld.

Ebenso stark gefragt war die feinsinnige Federzeichnung „Zwei Italienerinnen und ein rastender Pilger“, die in der italienischen Frühzeit des später in München so erfolgreichen Malers und Zeichners Julius Schnorr von Carolsfeld entstand. Auf 6000 Euro geschätzt, übernimmt sie für 34.720 Euro eine Münchener Privatsammlung. Auch alle späteren Zeichnungen des Künstlers, die mit romantischen Blättern der Sammlung Seeliger ausgeboten wurden, waren begehrt.

Von den späteren Arbeiten schraubte sich die anonyme Bleistiftzeichnung einer frontal vom Gleisbett aus gesehenen Dampflokomotive mit der Datierung 1929 von 3000 auf 21.080 Euro. Das fast fotografisch minutiöse Werk ist ein Paradebeispiel der hoch im Kurs stehenden Neuen Sachlichkeit.

Die weniger aufregend bestückte Moderne-Auktion hatte ihre höchsten Zuschläge bei dem frühen Max Liebermann-Aquarell einer holländischen Bäuerin für 32.240 Euro. Das mit zwei düsteren Torsi bestückte Gemälde „Anatomie einer Stadt-Berlin 1989“ des Symbolisten Wolfgang Peuker stieg von 3000 Euro auf 59.520 Euro.

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