Generationen von Sammlern hat die Kunsthandlung Rumbler das Sehen gelehrt. In diesem Jahr feiert der Spezialanbieter für Altmeistergrafik sein 50-jähriges Bestehen.
Nach Friedrich Nerly
Die Farblithographie mit der mondbeschienenen Ansicht des Canale Grande von Venedig (1852) publizierte der J. Kirchmayr Verlag.
Bild: Kunsthandlung Rumbler
Berlin 50 Jahre – das ist für den Handel schon ein stolzes Jubiläum. Besonders wenn sie sich wie die Frankfurter Kunsthandlung Rumbler so konsequent und hingebungsvoll einer Kunstgattung widmet, die eine besondere Spezies von Sammlern anspricht: die weltweit relativ kleine, aber passionierte Gemeinde von Liebhabern der Altmeistergrafik.
Es ist ein Sammelgebiet, das mit seinem Studium von Erhaltung, Druckzuständen, und Papieren viel Einfühlung und ein sicheres Auge verlangt. Das hatten Petra und Helmut H. Rumbler, als sie 1971 ihre ersten Geschäftsräume in der Frankfurter Braubachstraße eröffneten. Zwei Generationen von Sammlern lehrten sie das Sehen, mit über 50 Katalogen sowie auf Kunst- und Grafikmessen.
„Man muss einen langen Atem haben. Das schnelle Geschäft läuft nicht,“ betont Petra Rumbler und meint damit auch die internationalen Kupferstich-Kabinette, die zu den Stammkunden zählen. Sie warten meist bis zum Jahresende mit dem Erwerb. Wenn Gelder übrig sind, kann dann Teures gekauft werden. So lange bleibt das Wunschobjekt dann reserviert.
Geduld brauchten die Rumblers schon, als sie ihre Kunsthandlung eröffneten. Daneben gibt es neue Sammler in Deutschland, Frankreich und Japan, die vor allem in der Tefaf-Messe in Maastricht gewonnen werden.
In allen wichtigen Grafikauktionen hat das Ehepaar exemplarische Abzüge und seltene Blätter ersteigert. Es hat sich dabei auch zu hohen Geboten für Spektakuläres hinreißen lassen, selbst wenn die Gewinnspanne dann niedrig blieb.
Hendrik Goltzius, Werkstatt
Der Kupferstich mit den Giganten, die den Himmel stürmen, entstand 1589.
Bild: Kunsthandlung Rumbler
Der größte Coup, von dem die Kunsthandlung heute noch zehrt, war am Beginn ihrer Karriere der Erwerb eines großen, Epochen umfassenden Grafik-Konvoluts aus der Sammlung der Fürsten zu Liechtenstein. Aus dieser kunsthistorisch und konservatorisch herausragenden Sammlung kommen auch heute immer wieder Blätter höchster Druckqualität in die Rumbler-Kataloge.
Von Anfang an waren Albrecht Dürer, Rembrandt und Francisco de Goya die klassischen Hauptstützen des Geschäfts. Bald kamen die deutschen Kleinmeister des 16. Jahrhunderts, der heute vielfach unterschätzte Adriaen van Ostade und die internationalen Manieristen dazu.
In diesem Sammelfeld wurden die Rumblers zu den Lieferanten des deutschen Malers Georg Baselitz, der ja selbst ein eminenter Grafiker ist und seit den 1980er-Jahren eine museale Sammlung manieristischer Grafik aufgebaut hatte und der noch kontinuierlich weitersammelt.
Das Berliner Auktionshaus erhöht seinen Halbjahresumsatz auf knapp 7 Millionen Euro. Engagierte Privatsammler machen die Zurückhaltung des Handels wett.
Im Jubiläumsjahr erschienen zwei Kataloge. Der erste hatte den animierenden Titel „Lasst die Hüllen fallen!“ und war ausschließlich Blättern von Dürer bis Giovanni Domenico Tiepolo gewidmet, deren Sujet der nackte menschliche Körper war. Darunter sind Drucke singulärer Qualität wie das tonreiche Exemplar der Rembrandt-Radierung „Adam und Eva“ von 1638. Es ist auf 380.000 Euro angesetzt.
Die amerikanischen Sammler, die immer noch das Hauptkontingent der Käufer bilden, scheinen allerdings prüde geworden zu sein, denn in den USA kommt der Katalog nicht an. Der zweite Katalog hingegen hatte durchschlagenden Erfolg. Er huldigt der Vielfalt der Themen und enthält Blätter des 16. bis 19. Jahrhunderts zu Preisen von 2200 bis 38.000 Euro.
Im Februar 2016 verstarb Helmut H. Rumbler. Seine Witwe führt die Kunsthandlung am Frankfurter Börsenplatz weiter, gemeinsam mit dem Kunsthistoriker Michael Weis – bekannt für feinsinnige Katalogbeschreibungen – mit ungebremster Reise-Aktivität und subtiler Sammlerpflege.
Mehr: Kunsthandlung Helmut H. Rumbler: Venus im nuancenreichen Druck
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