Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

06.07.2022

15:56

Auktionen bei Karl & Faber

Überragende Sammlungen befeuern die Bietlust

Von: Sabine Spindler

Attraktive Einlieferungen mit moderner und zeitgenössischer Kunst bescheren Karl & Faber 15 sechsstellige Erlöse. Insgesamt setzt das Münchner Auktionshaus in diesem Frühjahr 13 Millionen Euro um.

Dass das auf 200.000 Euro geschätzte Werk auf Papier war stark umkämpft und erzielte dank Schweizer Gebot 600.000 Euro. Karl & Faber; VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Pablo Picasso „Pierrot et Arlequin à la Terrasse d´un Café“

Dass das auf 200.000 Euro geschätzte Werk auf Papier war stark umkämpft und erzielte dank Schweizer Gebot 600.000 Euro.

München Wem als Auktionshaus eine Sammlung mit überzeugenden Werken von Edvard Munch, Renoir und Pablo Picasso angeboten wird, kann mit guten Resultaten rechnen. Allein für die 24 Lose aus der Kollektion eines Münchner Ehepaares konnte Karl & Faber in seiner Auktion mit moderner und zeitgenössischer Kunst Ende Juni sieben sechsstellige Erlöse und 3 Millionen Euro Umsatz verbuchen.

An der Spitze dieser Suite lag mit 600.000 Euro Pablo Picassos Gouache „Pierrot et Arlequin à la Terrasse d´un Café“ von 1920. Dass das auf 200.000 Euro taxierte geometrisch-kubistische Papierkunstwerk so stark umkämpft war, hängt mit der persönlichen Note des Bildes zusammen.

Picasso verstand sich selbst gern als Harlekin und hat sich in dieser Rolle rechts in der Szene abstrakt dargestellt. Der Pierrot ihm gegenüber verkörpert seinen 1918 verstorbenen Freund Guillaume Apollinaire (alle Preise inkl. Aufgeld).
Ins Gewicht fällt auch die Provenienz des Blattes. Picassos Galerist Paul Rosenberg besaß es noch in seinem Todesjahr 1959. Jetzt ist es Teil einer Schweizer Sammlung geworden.

Mehr als das Sechsfache der Taxe fuhr das Münchner Auktionshaus mit 375.000 Euro für Salvador Dalis Zeichnung „La Métamorphose de Narcisse“ ein. Es handelt sich um eine Studie für das gleichnamige Gemälde des Surrealisten.

Im deutschsprachigen Raum ist diese Summe laut Karl & Faber-Geschäftsführer Rupert Keim der höchste Zuschlag für die in Authentizitätsfragen oft heiklen Papierarbeiten des geschäftstüchtigen Spaniers. Jeden Zweifel ausgeräumt aber hat die Herkunft. Der berühmte Surrealismus-Sammler Edward James hatte Dalis Tuschfeder-Arbeit 1937 direkt beim Künstler erworben.

Nach Oslo wurde für 375.000 Euro (inkl. Aufgeld) eine seltene Farbvariante des Holzschnitts von 1899/1917 vermittelt. Karl & Faber

Edvard Munch „Zwei Menschen. Die Einsamen“

Nach Oslo wurde für 375.000 Euro (inkl. Aufgeld) eine seltene Farbvariante des Holzschnitts von 1899/1917 vermittelt.

Die gute Bilanz dieser kleinen Sammlung liegt im internationalen Format. In die USA ging für 300.000 Euro die um das klassische Sujet der Badenden kreisende Ölstudie „Étude de femmes“ von Pierre-Auguste Renoir. Zeitlebens beschäftigte sich der Künstler mit diesem Motiv. Es schlug sich in vielen Hauptwerken des französische Impressionisten nieder.

Gleich acht Interessenten aus Italien boten telefonisch mit, als im Bereich der Gegenwartskunst Francesco Vezzolis Laserdruck „Comizi di non Amore – The Prequel“ aufgerufen wurde. Das Blatt mit dem digital bearbeiteten Konterfei der Schauspielerin Jean Moreau ging für moderate 12.000 Euro ins Rennen. Der Konzeptkünstler ist berühmt für seine Verfremdungen von Prominenten-Fotos. Die Arbeit von 2002 übernimmt für 112.500 Euro eine Mailänder Sammlung.

Einen solchen Sprung kann das grasgrüne, punktuell durchstoßene „Concetto Spaziale“ von Lucio Fontana nicht vorweisen. Mit 600.000 bis 700.000 Euro entsprachen die Erwartungen bereits dem üblichen Auktionsmarktpreis. Konkurrenzlos ging es für 687.000 Euro in neue Hände und wurde doch teuerstes Kunstwerk der Auktion.

Karl & Faber: Bilanz der Dezemberauktion: Erfolg im Zick-Zack-Kurs

Karl & Faber

Bilanz der Dezemberauktion: Erfolg im Zick-Zack-Kurs

Langsam, aber kontinuierlich steigert das Münchener Auktionshaus Karl & Faber seinen Jahresumsatz. Der jüngsten Auktion mangelt es jedoch an Spitzenwerken

Mit einer Schweizer Sammlung jüngerer Künstler, darunter zahlreichen Arbeiten der Neuen Leipziger Schule, verzeichnete das Haus eine wertbezogene Quote von 183 Prozent. „Mit solchen Sammlungen, die eine bestimmte Periode bzw. Künstlergeneration spiegelt, können wir als Auktionshaus ein Schlaglicht setzen und ein komplexes, aber spezifisches Angebot liefern“, kommentierte Rupert Keim den positiven Absatz. Top-Los war dabei mit 75.000 Euro Norbert Biskys Gemälde „Aufmacher“.

„Andererseits spüren wir gerade bei einigen Künstlern den Einfluss von Ausstellungen in großen Galerien und Museen auf das Bieterverhalten“, sagte Keim im Hinblick auf die erzielten 57.000 Euro für die Mixed-Media-Arbeit „Flavor Flav“ von Tom Sachs. Der New Yorker Künstler gehört seit einiger Zeit zum Portfolio des Global-Players Thaddaeus Ropac und der New Yorker Vito Schnabel Gallery.

Insgesamt konnte Karl Faber 70 Prozent aller Lose absetzen. Von den im Frühjahr umgesetzten 13 Millionen Euro inklusive Alte Meister und 19. Jahrhundert sowie Online only-Auktionen gehen allein 10 Millionen Euro auf das Konto dieser Life-Auktion. Ob die Marktsituation angesichts der Weltlage so kauffreundlich bleibt, möchte Rupert Keim allerdings nicht beschwören.

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×