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08.12.2022

08:00

Auktionen für Moderne und zeitgenössische Kunst

Millionenzuschlag für eine Doppelskulptur von Alberto Giacometti

Von: Christian Herchenröder

Das Kölner Auktionshaus Lempertz verbucht gute Ergebnisse für moderne und zeitgenössische Kunst, aber auch Enttäuschungen.

Für 2,67 Millionen Euro ersteigerte ein französischer Sammler die wegweisende Skulpturengruppe. Lempertz; VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Alberto Giacometti „Projet pour un Monument pour Gabriel Péri. Projet pour une Place”

Für 2,67 Millionen Euro ersteigerte ein französischer Sammler die wegweisende Skulpturengruppe.

Köln Es lief nicht alles rund. Die Abendauktion moderner und zeitgenössischer Kunst am 2. Dezember bei Lempertz war durchwachsen. Firmenchef und Auktionator Henrik Hanstein gibt zu: „Es gab gute Zuschläge, aber auch bittere Enttäuschungen“. Zu den Letzteren zählte ein charakteristisches Ölbild von Jean-Paul Riopelle aus der frühen Phase 1954, für das mindestens 600.000 Euro erwartet wurden; oder Gabriele Münters Zinnien-Stillleben und Louise Nevelsons Skulptur-Modell.

Das Hauptlos der Auktion indes überstrahlte alle anderen Lose. Alberto Giacomettis zweiteilige Bronze „Projet pour un Monument pour Gabriel Péri. Projet pour une Place“ wurde mit 1,5 Millionen Euro aufgerufen. Der Hammer fiel beim oberen Schätzwert von 2,2 Millionen Euro; mit Aufgeld sind das 2,67 Millionen Euro. Im Folgenden alle Zuschläge mit Käuferaufgeld.

Käufer der Doppelskulptur von Giacometti ist ein französischer Sammler. Der Preis ist immer noch moderat, denn hier handelt es sich um zwei Denkmalsentwürfe aus dem Jahr 1946, von denen die größere, 39,2 cm hohe Skulptur die erste Ausformung des schreitenden Mannes ist. Ein Motiv von zentraler Bedeutung in Giacomettis Gesamtwerk.

In dieser Abendauktion wurden rund 7 Millionen Euro umgesetzt. Mit den beiden Versteigerungen am folgenden Tag summierte sich der Gesamterlös für das Sammelgebiet „Moderne und zeitgenössische Kunst“ auf 10,2 Millionen Euro.

Gefragt war Bruno Gollers fahlfarbiger Blick in einen Kleiderschrank. Das Bild von 1947 ließ sich von 28.000 Euro auf 75.000 Euro mit Aufgeld heben. Geradezu umkämpft war Heinrich Hoerles Ölbild „Arbeiter“ von 1931. Es ist ein Werk, das der strengen Richtung der Kölner Sachlichkeit verpflichtet ist und darüber hinaus noch aus der Sammlung des berühmten Kölner Fotografen August Sander kam. Gegen andere rheinische Unterbieter setzte sich ein Bonner Sammler bei 352.800 Euro durch. Die Taxe ging bis 300.000 Euro.

Das Glasbild von 1929 erwarb New Yorker Handel für 365.400 Euro. Lempertz; VG Bild-Kunst, Bonn 2022

Josef Albers „Becher”

Das Glasbild von 1929 erwarb New Yorker Handel für 365.400 Euro.

Noch teurer wurde ein um 1913 datierter Frauenkopf von Alexej Jawlensky, der seinen ersten Marktauftritt 1980 in einer Auktion des Hamburger Versteigerers Hauswedell & Nolte hatte. Er ging für 453.600 Euro im Rahmen der Taxe an einen online bietenden Frankfurter Sammler. Von den anderen vier Jawlensky-Losen ließ sich nur eine kleine helle Meditation von 1935 für 75.600 Euro absetzen.

Das in der Versteigerung für 378.000 Euro nur „unter Vorbehalt“ zugeschlagene Frühwerk „Häuser am Wald“ von Gabriele Münter wurde nach der Versteigerung von einem rheinischen Käufer übernommen. Deutlich unter Taxe zugeschlagen wurde Pablo Picassos Federzeichnung „Char et Personnages“ von 1967 zu 277.200 Euro und das sandgestrahlte Glasbild „Becher“ von Josef Albers für 365.400 Euro, das einige Altersspuren aufweist.

Nach dem Rekordpreis für Georges Seurats „Les Poseuses“ in der New Yorker Allen-Auktion heben die Preise für Seurats Ölskizzen trotz ihrer Seltenheit nicht ab. Das zeigen die moderaten 245.700 Euro, die das kleine Tafelbild „Dans la Rue“ erlöste. Es kam aus der Sammlung Corboud und war lange eine Dauerleihgabe im Wallraf-Richartz-Museum in Köln.

Moderate 245.700 Euro erlöste das kleine Tafelbild, das aus der Sammlung Corboud kam und lange eine Dauerleihgabe im Wallraf-Richartz-Museum in Köln war. Lempertz

Georges Seurat „Dans la Rue“

Moderate 245.700 Euro erlöste das kleine Tafelbild, das aus der Sammlung Corboud kam und lange eine Dauerleihgabe im Wallraf-Richartz-Museum in Köln war.

Unproblematisch wie immer war der Absatz der vier Siebdruck-Porträts von Andy Warhol. Von ihnen erzielte nicht die geschönte „Queen Beatrix“, sondern die grau-schwarze „Marilyn“ durch amerikanisches Privatgebot den höchsten Preis: 163.800 Euro.

Voll im Trend liegen die Werke von Günther Förg, die in allen deutschen Auktionen reüssieren. So konnten auch hier die Brutto-Erlöse von 100.800 und 138.600 Euro für zwei Gemälde aus den Jahren 2000 und 2002 nicht überraschen. Beide Bilder werden von französischen Sammlungen übernommen.

Im Vergleich dazu erscheinen die 138.600 Euro für ein 1909 datiertes exemplarisches Gartenbild des Impressionisten Max Slevogt, „Haus in Godramstein“, geradezu wohlfeil. Slevogt ist im Gegensatz zu seinem Zeitgenossen Max Liebermann in deutschen Auktionen Mangelware. Das wussten auch die Bieter und verdoppelten den unteren Schätzwert.

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