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03.06.2022

13:47

Auktionen

Grisebach: Drei Millionenzuschläge für Kunst in Berlin

Von: Susanne Schreiber

Der Versteigerer Grisebach hat in dieser Saison drei Top-Gemälde zu Millionenpreisen verkaufen können. Darunter auch das „Russische Ballett“ von Max Pechstein.

Das quadratische Gemälde stellt den gewitzten Harlekin im rosa-bunten Gewand dar und den ungeschickten Pierrot im weißen Kostüm mit den überlangen Ärmeln.  Quelle: Karen Bartsch, Berlin / Grisebach GmbH

Max Pechstein "Russisches Ballett”:

Das quadratische Gemälde stellt den gewitzten Harlekin im rosa-bunten Gewand dar und den ungeschickten Pierrot im weißen Kostüm mit den überlangen Ärmeln. Quelle: Karen Bartsch, Berlin / Grisebach GmbH

Düsseldorf Es ist noch mal gut gegangen. Das Auktionshaus Grisebach konnte gestern in Berlin das wertvollste ihm anvertraute Gemälde absetzen. Das Hauptlos der Abendauktion von Donnerstag heißt „Russisches Ballett“, ein Gemälde, das Max Pechstein 1909 gemalt hat. Doch alles, was ‚russisch‘ im Namen trägt, ist seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine von der cancel culture bedroht. Doch die schlimmsten Befürchtungen sind nicht eingetreten.

Trotz des Titels, fand die flott hingefetzte Harlekinade des Expressionisten Bieter. Nicht viele zwar, aber bei einer Schätzung zwischen 2 und 3 Millionen Euro fühlt sich eh nur ein kleiner Kreis von Sammlerinnen und Sammlern angesprochen. Aufgerufen bei 1,6 Millionen Euro führte der Auktionator Markus Krause die Interessenten souverän bis zum Hammerpreis von 2 Millionen Euro. Der Telefonbieter bezahlt mit Kommission 2.425.000 Millionen Euro.

Grisebach konnte im Rahmen seiner Frühjahrsauktionen noch zwei weitere Millionenpreise einfahren. Max Beckmanns Querformat „Grauer Strand“ von 1928 wechselt für 1.765.000 Euro den Besitzer.

1929 hatte es der Krefelder Seidenfabrikant und entschiedene Modernefreund Erich Raemisch aus Krefeld in der berühmten Galerie von Alfred Flechtheim gekauft. Aus dem Familienbesitz gelangte das Scheveninger Bild von leeren Strandkörben 2008 in die Schweiz, von dort in die Auktion in Berlin.

Nebenbei: Sammler Erich Raemisch hatte auch das Gemälde „Mädchen mit blauen Vögeln“ erworben, das Augst Macke kurz vor der Mobilmachung 1914 malte. Zwei Monate später stirbt der junge Maler im Kampf für das Vaterland in Frankreich.

Das heitere, fast paradiesisch wirkende Gartenbild ist eines der Top-Gemälde, die das Auktionshaus Ketterer am 10. Juni in München in einer 101-teiligen Abendauktion versteigern wird. Es war immer in Familienbesitz und wird von den Nachfahren Raemischs eingeliefert. Die Schätzung liegt zwischen 2 und 3 Millionen Euro.

Das dramatisch beleuchtete Seestück entstand 1939. Eingeliefert wurde es von den Nachfahren der Sammler Thilda und Adalbert Colsman. Das Paar begeisterte sich früh für die Avantgarde udn unterstützte auch Emil Nolde. Quelle: Karen Bartsch, Berlin / Grisebach GmbH

Emil Nolde "Hohe See":

Das dramatisch beleuchtete Seestück entstand 1939. Eingeliefert wurde es von den Nachfahren der Sammler Thilda und Adalbert Colsman. Das Paar begeisterte sich früh für die Avantgarde udn unterstützte auch Emil Nolde. Quelle: Karen Bartsch, Berlin / Grisebach GmbH

Zurück zu Grisebach. Der dritte Millionenpreis galt einem dramatisch bewegen Seestück von Emil Nolde. „Hohe See“ von 1939 kam aus der Sammlung Colsman. Auf 1 bis 1,5 Millionen Euro geschätzt, erlöste es am Ende 1.585.000 Euro brutto.

Auch das Ehepaar Thilda und Adalbert Colsman zählt zu den ganz frühen Förderern der Avantgarden. Denn durch Karl Ernst Osthaus, der Adalberts Schwester Gertrud geheiratet hatte, waren sie mit den Kunsterneuerern Vincent van Gogh, Paul Gauguin, Franz Marc und Emil Nolde bestens vertraut.

Im Übrigen lagen viele Zuschlagspreise bei Grisebach entsprechend dem Angebot an finanziell erreichbarer Kunst im vier- und fünfstelligen Bereich. Allein am Donnerstag setzte Grisebach mit 370 Kunstwerken brutto 14,7 Millionen um.

Bei Redaktionsschluss laufen die Versteigerungen von weiteren 281 Kunstwerken noch. Einen ausführlichen Nachbericht lesen Sie am Freitag auf den Kunstmarktseiten der gedruckten Zeitung.
Mehr: Auf und Ab durch wählerische Bieter

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