Denn das giftgrüne Wasser im Museum Beyeler ist eine Kunstinstallation von Ólafur Elíasson. Der Künstler beschäftigt sich mit Natur und Klimawandel.
Ólafur Elíasson „Life“
Der Künstler versteht seine Installation als „ein Modell einer zukünftigen Landschaft für Menschen und Nicht-Menschen.“
Bild: Ólafur Elíasson; Foto: Mark Niedermann
Basel Nichts ist mehr wie gewohnt. Dem weltberühmten Beyeler Museum in Riehen am Rand von Basel fehlen die Glasscheiben. Dort wo sonst Panoramafenster einen echten Seerosenteich von dem von Claude Monet gemalten Seerosenteich trennen, fehlt plötzlich die Barriere. Wasser strömt aus dem Teich in den edlen Museumsbau von Renzo Piano. Eine giftgrüne Brühe steht in neun Räumen handtellerhoch. Doch kein Mensch schlägt Alarm.
Der Parkettboden ist isoliert, für Besucherinnen und Besucher sind sogar Stege ausgelegt. Anders als sonst dürfen sie das Museum betreten, um über den Wassern zu lustwandeln. Und das bei Tag und bei Nacht, ab 21:30 sogar bei freiem Eintritt. Denn es handelt sich um ein begehbares Kunstwerk mit dem Titel „Life“ von Ólafur Elíasson.
Wer nicht nur Selfies macht, kann dabei die Natur und sich selbst entdecken: Zwerg-Seerosen, Muschelblumen, Wasserfarne und Mikroorganismen leben im grünen Wasser. Elíasson hat es mit dem nicht-giftigen Uranin gefärbt. Auch Wetter und Klima dringen jetzt ganz unmittelbar in die heiligen Hallen der Kunst ein.
„Life“ ist ein ganz besonderes Erlebnis, das Besucherinnen und Besucher zum Nachdenken unmittelbar über das Klima und das Zusammenleben der Arten anregen soll. Der CO2-Ausstoss ist mittlerweile auch in der Kunstbranche ein wichtiges Thema geworden. Auch beim Klima ist ja nichts mehr, wie es war.
Ólafur Elíasson hat schon Kunstwerke über den Wind oder schmelzendes Polareis gemacht und über die Kraft der Sonne. Der Künstler sagt in einem Video, dass es ihm in der Fondation Beyeler um die „Verletzlichkeit des Lebens“ geht. Dass er die Installation „Life“ versteht als „ein Modell einer zukünftigen Landschaft für Menschen und Nicht-Menschen.“ Kunst setzt Elíasson ein, um Menschen dazu zu bewegen, den Schritt vom Denken zum Handeln zu vollziehen.
Ólafur Elíasson „Life“
Die Installation lässt Luft und Wasser in die Fondation Beyeler fluten.
Bild: Olafur Eliasson, Foto:Pati Grabowicz
Die Besucher nehmen den Park um die Fondation Beyeler und die Kunstinstallation tatsächlich mit allen Sinnen wahr. Obwohl es bei unserem Besuch Ende Mai recht kalt ist, picknickten sie oder beobachteten geduldig, wie sich zwischen Tag und Nacht die Lichtverhältnisse langsam verändern. Die Saaldecken leuchten dann kobaltblau, das grüne Wasser wirkt im Dämmer noch heller. Ein surreal schönes Bild, das jeder Gast in seinem Kopf mitnehmen wird.
Aber auch ein friedliches Bild, das etwas vom Garten Eden hat, als die Menschen noch nicht gegen die Natur arbeiteten. Nachts besuchen Insekten und Fledermäuse die bewachten Museumsräume. Nach einigen Runden durch das Kunstwerk ist klar: Es geht um Habitate und Co-Habitate, um das Teilen, nicht das Ausgrenzen.
So eindeutig negativ giftgrün will Ólafur Elíasson das hellgrüne Wasser vielleicht doch nicht gedeutet wissen. Schließlich ist das Wasser aller Verseuchung zum Trotz auch das Urelement allen Lebens. Für Alarmismus im Museum ist also kein Grund, für Panik was die Klimabilanzen angeht aber schon. Nichts ist in der Kunst wie es scheint.
„Life“ läuft bis zum 11. Juli 2021 in der Fondation Beyeler, Baselstrasse 101, CH - 4125 Riehen/Basel. Im Livestream zu besichtigen über : https://olafureliasson.net/life/. Die Anzahl der Personen, die das Museum gleichzeitig besuchen können, ist aufgrund der COVID-19 Schutzmaßnahmen derzeit noch begrenzt. Besuchende am Tag sind gebeten, ein Ticket mit Zeitfenster zu kaufen: https://shop.fondationbeyeler.ch/de/ticket/museumsticket-100145/all/?backlink=home
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