Das Auktionshaus Artcurial realisiert faszinierend extravagante Ausstellungen: Mit dem Galeristen Michael Zink und dem Altmeister-Händler Marco Pesarese.
Blick in die Ausstellung „Delicious! A Feast for the Eyes“
Das Früchtestillleben von Balthasar van der Ast hinterfängt Keramik von Gerry Wedd, Krugaufsätze von Karl Fritsch und historisches Silber von Artcurial.
Bild: Erich Spahn/Galerie Zink
München Die gedeckte Tafel im Auktionshaus Artcurial wirkt barock, weil hochrangige Altmeister-Stillleben sie hinterfangen. Doch Kunst und Design auf dem Tisch am Münchener Hofgarten datieren überwiegend von heute. Herrlich blau-weiße Keramikkrüge des US-Amerikaners Gerry Wedd bekrönt der unkonventionelle Silberschmied Karl Fritsch mit expressiv-grotesken Silberdeckeln. Ihre Preise liegen zwischen 4800 und 6600 Euro.
Extravaganz und Kontrast weiten den Blick der Besucher wie der Betrachterin. Noch bis 16. Dezember ist in der Münchener Niederlassung des französischen Versteigerers Artcurial eine beim Publikum beliebte Ausstellung zu besichtigen.
„Delicious! A Feast for the Eyes“ führt ein in die geheimnisvolle Welt der stillen Leben und schmunzelnder Alltagsbeobachtung. Erst durch diese gewagte Konfrontation wird klar, wie viel Künstlerinnen und Künstler von heute zu dem Thema beizutragen haben.
Ein Früchte- und Nuss-Stillleben von Balthasar van der Ast und ein Gemüsearrangement aus Kohl, Karotten und Kürbis von Jacob Samuel Beck für 8000 Euro sind Paradebeispiele für das Sujet aus dem 17. Jahrhundert. Es entstand, als in den Niederlanden eine bürgerliche Schicht, oft Kaufleute, zu Wohlstand gekommen war.
Kunst wurde im „Goldenen Zeitalter“ plötzlich auch von Bürgern gesammelt. Ihre Themen waren nicht mehr nur religiös, sondern nahmen den unmittelbaren Alltag der Sammler in den Blick. Bei Artcurial treffen die fein gemalten Alten Meister auf surreal beleuchtetes „Eingelegtes“ von Cornelius Völker. Das Bild des Düsseldorfers aus dem Jahr 2021 soll 23.000 Euro kosten.
Blick in die Ausstellung „Delicious! A Feast for the Eyes“
Von rechts: Paul Kooikers Fotoarbeit aus der Serie 'Eggs and Rarities' von 2018 sowie Stillleben von Jan van Kessel, Matías Manuel Sánchez Martín und Jan van den Hecke sowie im Vordergrund historisches Silber von Artcurial
Bild: Erich Spahn/Galerie Zink
Der Wahllondoner Ori Gersht überführt die Motive der Alten Meister – einen erlegten Fasan oder einen Krug neben Früchten – ins Heute. Denn in seinen Slow Motion-Videofilmen und Prints zu 12.5000 Euro zerplatzt der Traum einer altväterlichen Idylle. Die stillen Objekte geraten bei Gersht in Bewegung und auf die schiefe Bahn.
Das Besondere an der Themenschau ist, dass jeder der drei Partner „seine“ Kunstwerke beisteuert. Bis zur Versteigerung Ende November bereicherte Artcurial das Ensemble mit barocker Tischzier, die nun in Paris zur Versteigerung gelangt. Bei silbernen und vergoldeten Kugelfußbechern lagen die oberen Schätzpreise bei 800 und 3000 Euro. Die handwerklich aufwendigen Becker finden einen Widerhall in wilden Skulpturen auf den schrägen Bierdeckeln von Karl Fritsch.
Die detailfreudige Malerei aus dem Barock steuert der Kunsthändler Marco Pesarese bei. Er ergänzt sie um einige grafische Blätter. Die an Comic orientierte Bildsprache in Gemälden von Armen Eloyan oder Gregory Forstner lesen sich in „Delicious“ wie ein rotzfrecher Kommentar auf das geordnete Weltbild der Alten Meister. Ausgesucht und beigesteuert hat sie Michael Zink.
Der Galerist betreibt seine Galerie von Waldkirchen in der Oberpfalz aus. Zink hat auch Karl Fritsch und Gerry Webb zur Zusammenarbeit angestiftet. „Delicious“ ist bereits die vierte gemeinsame Ausstellung der drei Partner seit 2020. Die Freude, mit der sie Ausstellungen entwickeln und Brücken über die Epochen hinweg schlagen, überträgt sich auf Besucherinnen und Besucher.
Artcurial Deutschland, Galeriestraße 2B, 80539 München , Montag bis Freitag 10 bis 18 Uhr, Samstag 11 bis 17 Uhr
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