Die emco Group fördert den Verein Kulturforum Lingen, der in einer ehemaligen Kirche vielfältige Veranstaltungen bietet.
Der Altar als Bühne
Die ehemalige St.-Michaels-Kirche: Seit 2004 finden hier Konzerte, Aufführungen und Lesungen statt.
Bild: Helmut Kramer; emco Group
Lingen Die Sankt Michaelskirche im emsländischen Lingen ist ein hohes Backstein-Zelt mit Glasfenstern in Weiß, Schwarz und Violett und einem Dach aus Kupfer. Ein typischer Kirchenbau der 1960er-Jahre – aber mit einer untypischen Nutzung: Seit 2004 finden in diesem hellen, luftigen Raum Konzerte, Theateraufführungen und Lesungen statt. Nicht mehr eine Kirchengemeinde benutzt dieses Gebäudes, sondern der Verein Kulturforum Sankt Michael.
So ist kürzlich die Schauspielerin Iris Berben gekommen, um aus ihrer Lyrik-Sammlung „Ist es Freude, ist es Schmerz?“ zu lesen. Unter dem Motto „Bier und Buletten“ finden in der Kirche regelmäßig musikalische Frühschoppen statt. Junge Talente aus Musik, Theater und Kleinkunst konkurrieren alle drei Jahre um einen Jugendförderpreis, und jedes Jahr gastiert das Bach-Orchester des Leipziger Gewandhauses.
Dies alles wird ehrenamtlich organisiert vom Verein Kulturforum Sankt Michael, der maßgeblich von der emco Group gefördert wird. Die familiengeführte Holding mit weltweit 1200 Mitarbeitern, unter deren Dach Unternehmen in den Bereichen Badaccessoires, Elektroroller, Bau- und Klimatechnik und Bürotechnik aktiv sind, erhält für ihr langjähriges kulturelles Engagement den diesjährigen Deutschen Kulturförderpreis für mittlere Unternehmen.
Eigentlich hätte es diese Kirche längst nicht mehr geben sollen. Seit ihrer Einweihung 1969 diente sie als Militär- und Gemeindekirche. Doch mit dem Abzug der Bundeswehrkaserne Ende der 1990er-Jahre verlor die Kirche ihre zentrale Aufgabe. Um 2000 plante die katholische Kirche den Abriss. Doch das ging einer Reihe von Lingener Bürgern gegen den Strich. An deren Spitze: Harald Müller, der damalige geschäftsführende Gesellschafter der emco Group, die zu diesem Zeitpunkt noch Erwin Müller Gruppe hieß.
Preisträgerin des Wettbewerbs 2014
Geigerin Anna Wassenberg.
Bild: emco Group
Harald Müller, der vergangenen Dezember im Alter von 74 Jahren verstarb, war ein kulturell aufgeschlossener Unternehmer. Der Sohn des Unternehmensgründers hatte in seinem Betrieb bereits die Konzertreihe „Klassik ab Werk“ gegründet. An wechselnden Orten von der Produktion bis zu Büroräumen fanden Kammerkonzerte statt – mitten im Arbeitsumfeld. „Die Idee war, den Mitarbeitern kulturelle Erlebnisse zu bieten, mit denen sie sonst vielleicht nicht in Kontakt kommen würden“, erklärt Christian Gnaß, seit Müllers Tod geschäftsführender Gesellschafter der emco Group.
Als nun die Sankt-Michaels-Kirche zur Disposition stand, stellte Müller sich auf die Hinterbeine. Mit der Idee einer kulturellen Nutzung der Kirche und der Gründung des Trägervereins konnte er die Kirche überzeugen. Der Abriss wurde absagt, stattdessen konnte der Verein die Kirche für zunächst zehn Jahre pachten. Diese Frist ist inzwischen um weitere zehn Jahre verlängert worden.
Jugendkulturpreis Talente von der emco Group
Tom Wolf, Preisträger der Revue 2014
Bild: emco Group
Die Kirche wurde für die kulturelle Nutzung umgebaut, ohne dass der Eindruck eines Kirchengebäudes verloren ging. Inzwischen hat auch der Denkmalschutz den Wert des Gebäudes entdeckt. „Wo heute die Garderoben sind, waren früher die Beichtstühle, und der Altar ist jetzt unsere Bühne“, erklärt Gabriele Stegmann, die stellvertretende Vorsitzende des Trägervereins. „Der einzige größere Eingriff, der nötig war, war der Durchbruch von Notausgängen.“ Gabriele Stegmann ist in der Kommunikationsabteilung der emco Group tätig und widmet einen Großteil ihrer Freizeit dem Kulturforum. Sie betreut die Künstler, kümmert sich um die Programmgestaltung, die Plakatwerbung und vieles mehr.
Und nach diesem Prinzip funktioniert die Förderung des Vereins durch das Unternehmen: Es geht nicht nur um Geld – das auch –, sondern es geht vor allem um persönlichen Einsatz. Denn ein vielfältiges Kulturangebot mit acht bis zehn Veranstaltungen pro Jahr auf hohem Niveau umzusetzen erfordert reichlich ehrenamtliche Arbeit. Ein pensionierter Werkzeugmeister pflegt als Hausmeister das Gebäude. Wenn Scheinwerfer zu richten oder Birnen auszutauschen sind, werden Betriebstechniker aktiv. Und selbst die Marketingabteilung hilft, etwa wenn Plakate zu gestalten oder Programmhefte zu drucken sind.
„Das Kulturforum ist ein einzigartiger Identifikationsfaktor für das Unternehmen“, erklärt Christian Gnaß. „Das ist zum Beispiel beim Feedback im Unternehmen zu spüren, das wir nach Veranstaltungen bekommen. Aber auch in der Öffentlichkeit trägt das Kulturforum zur Imagebildung bei, was wir bis hin zur Anwerbung von Mitarbeitern bemerken können.“
Für den neuen geschäftsführenden Gesellschafter war es daher auch keine Frage, die Förderung des Kulturforums fortzuführen. „Darüber hat immer Konsens bestanden“, sagt er. „In dieser Förderung spiegeln sich die Leitsätze unseres Unternehmens wider. Für ein Unternehmen unserer Größe ist das sicherlich ungewöhnlich – und wir sind sehr stolz darauf.“
Ein Schwerpunkt im Programm des Kulturforums Sankt Michael gilt den jungen Künstlern. Seit 2009 wird alle drei Jahre der Jugendkulturpreis ausgelobt, an dem Talente aus dem Emsland und der Grafschaft Bentheim teilnehmen. Junge Künstler in den Sparten Musik, Darstellende Kunst und Bildende Kunst nehmen am Wettbewerb um diesen Preis teil, der mit 16 000 Euro dotiert ist. Damit zählt er zu den höchstdotierten Jugendkulturpreisen in Deutschland.
Das Kulturforum Sankt Michael hat im kulturellen Angebot der 53 000-Einwohner-Stadt Lingen längst einen festen Platz. Dass sein Unternehmen für die Förderung des Kulturforums jetzt den Deutschen Kulturförderpreis erhält, hätte Harald Müller zweifellos sehr gefreut. Genauso wie die Tatsache, dass er Nachfolger gefunden hat, die seine Ideen mit voller Kraft weiterführen
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×