Ausstellungen in Berlin huldigen der Malerei von Martin Kippenberger, Georg Baselitz und Filip Henin.
Martin Kippenberger bei Capitain Petzel
Der erstmals 1991 im Kölnischen Kunstverein präsentierte Werkblock „Heavy Burschi” hat als Kernpunkt einen selbst gebauten Müllcontainer mit zerstörten Gemälden.
Bild: Gunter Lepkowski; Capitain Petzel
Berlin Der 70. Geburtstag von Martin Kippenberger (1953–1997) ist Anlass für seine Stammgalerien, markante Werkblöcke zu präsentieren. So prägen zwei Einzelausstellungen das Berliner Galerieprogramm. Max Hetzler präsentiert seit 1981 die 16. Soloschau des Künstlers. Die 42 Werke der 1980er- und 1990er-Jahre sind überwiegend Leihgaben aus Privatbesitz.
Einige sind verkäuflich, allen voran ein Selbstbildnis des Malers im roten Sportwagen mit dem ironischen Titel „Der kapitalistisch-futuristische Maler in seinem Auto“. Das Drei-Meter-Bild ist mit 3,5 Millionen Euro beziffert. Auf 1,2 Millionen Euro angesetzt ist das in lichtes Blau getauchte „Uno-Gebäude“ von 1984. Insgesamt zeigt die Ausstellung einen Künstler auf der Höhe seines malerischen und vor allem zeichnerischen Könnens (bis 25.2.).
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Die mit Farbstiften auf Hotelbriefpapier entstandenen Zeichnungen sind thematisch vielseitige Werkmuster, in denen sich die Fantasie des Künstlers subtil ausleben konnte. Die selbstkritische Negation dieser persönlichsten aller Kunstformen ist bei Capitain Petzel in der Karl-Marx-Allee zu sehen. Der erstmals 1991 im Kölnischen Kunstverein präsentierte Werkblock „Heavy Burschi“ hat als Kernpunkt einen selbst gebauten Müllcontainer mit zerstörten Gemälden.
Es handelt sich um Auftragswerke, die von einem Assistenten nach Abbildungen aus früheren Kippenberger-Katalogen nachgemalt wurden. Weil sie dem Künstler als zu perfekt erschienen, ließ er sie zerstören, aber fotografierte und druckte sie vorher in Originalgröße. Diese Reproduktionen rahmen den Container mit den zerstörten Zweitmalereien.
Der Effekt dieser Methode ist eine Entzauberung des Originalbegriffs, eine Entpersönlichung des Kunstwerks, aber auch die Zerstörung einer geborgten Autorschaft. Das Ensemble hat jetzt nach Aussage der Galerie ein Privatmuseum en bloc erworben (bis 18.2.). Im Kölner Stammsitz zeigt die Galerie Capitain Kippenbergers im Kölner Hotel Chelsea entstandene Zeichnungen mit dem Titel „Heavy Mädel“ (bis 18.3.).
Georg Baselitz
Auf dem Fünf-Meter-Bild mit dem Titel „Die europäische Variante” erscheinen vier strampelnde Figuren in Rosa auf hellem Grund, was ihren Stoff- und Nylonapplikationen eine gewisse Transparenz verleiht.
Bild: Contemporary Fine Arts
Es gibt noch weitere Galerieausstellungen, die hervorzuheben sind. Die Galerie Esther Schipper zeigt Werke dreier Installationskünstler, von denen die raumgreifende Projektionswand „Point of no Return“ des Japaners Ryoji Ikeda mit ihrem Lichtzirkel und einem verstörend schwarzen Loch das aufregendste ist. Die unruhig vibrierende Wirkung ergibt sich aus dem Zusammenspiel zweier gegenläufiger Lichtprojektionen (bis 25.2.)
Nicole Millers großflächige Videoarbeit „To the Stars“ steht im Mittelpunkt einer Gruppenausstellung bei Carlier Gebauer. Sie ist eine fünfzig Minuten lange Auftragsarbeit des New Yorker Museums of Modern Art. Sie verbindet Tänzer, Musiker und die Nasa-Astronautin Yvonne Cagle mit Jugendlichen, die sich Gedanken über ihre Zukunft machen.
Millers Ziel ist es, eine über das Einzelbild hinauswirkende „körperliche Betrachtung“ hervorzurufen, die von Laserblitzen unterstützt werden soll. Es ist eine ambitionierte, etwas zu lang geratene Aneinanderreihung von Kunstübungen und Befindlichkeiten, denen es an Zusammenhalt fehlt. Der Preis für das in drei Exemplaren entstandene Video liegt bei 60.000 Euro plus der Kosten für die Laser-Ausrüstung (bis 4.3.).
Vor 20 Jahren starb Michel Majerus bei einem Flugzeugabsturz. 13 Museen fragen, was von seinem pluralistischen Gesamtwerk die Zeit überdauert hat und ob es uns noch etwas zu sagen hat.
Der 85. Geburtstag von Georg Baselitz ist der Anlass für eine Einzelschau in seiner Berliner Stammgalerie Contemporary Fine Arts. Dort hängen monumentale, ohne Pinsel gemalte Figurenbilder aus dem Jahr 2021. In diesen von eigenen Gedichten begleiteten Werken spielt der Maler kokett mit nationalen Idiomen: „Das könnte französisch sein“, „Das ist französische Malerei“ oder „Amerikanische Variante“ sind Titel der auf dem Kopf stehenden Figuration. Aber wesentliche Unterschiede gibt es nicht.
Alle Bilder sind mit Stoffquadraten und Nylonstrümpfen collagiert, die Farben sind gedeckt. Nur in dem Fünf-Meter-Bild mit dem Titel „Die europäische Variante“ erscheinen vier strampelnde Figuren in Rosa auf hellem Grund, was ihren Stoff- und Nylonapplikationen eine gewisse Transparenz verleiht. Der „L’Art pour l’Art Strumpf“, wie Baselitz ihn in einem seiner Gedichte nennt, hebt die verschwommenen Figuren in eine Weiblichkeit, die im wahrsten Sinne des Wortes aufgesetzt wirkt. Die Preise liegen bei 1,2 bis 2,3 Millionen Euro (bis 11.4.).
Robert Grunenberg widmet dem in Berlin lebenden Maler Filip Henin eine erste Einzelausstellung. Henin ist ein Figurativer, der bei Walter Dahn studierte. Mensch, Landschaft, Natur, Stadt sind bei ihm mit einer Prise schwarzem Humor aufgeladen und verrätselt. Die Preise für die schon mehrheitlich verkauften Gemälde reichen bis 10.000 Euro (bis 4.3.).
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