69 Werke von Gerhard Richter befinden sich in der Sammlung von Ingrid und Georg Böckmann. Zurzeit gastiert sie im Neuen Museum in Nürnberg. So viele Arbeiten des Malers gibt es kaum irgendwo anders auf einmal zu sehen.
Gerhard Richter: "Portrait Liz Kertelge", 1966, Öl auf Leinwand. Quelle: Leihgabe Sammlung Böckmann Kunstverwaltungs GbR, © Gerhard Richter, 2014, Fotos: Neues Museum (Annette Kradisch)
Nürnberg Die Bestände des Neuen Museums in Nürnberg basieren weitgehend auf Schenkungen und Dauerleihgaben von Sammlern. Seit Anfang 2014 beherbergt das Haus auch die Dauerleihgabe Sammlung Ingrid und Georg Böckmann mit 69 Werken von Gerhard Richter, Gotthard Graubner, A.R. Penck und Isa Genzken. Diese Werke waren bisher im Bremer Sammlermuseum Weserburg angesiedelt. Auf Grund des problematischen baulichen Zustands der Weserburg, die in mehreren alten Speichergebäuden untergebracht ist, können die hochwertigen Bilder dort jedoch nicht mehr gezeigt werden, teilt Ingrid Böckmann mit. Eine Trennung von Bremen würde die Entscheidung für Nürnberg jedoch nicht bedeuten, ihr Mann sei weiterhin im Beirat der Weserburg aktiv.
Gerhard Richter: "Abstraktes Bild", 1981, Öl auf Leinwand. Quelle: Leihgabe Sammlung Böckmann Kunstverwaltungs GbR, © Gerhard Richter, 2014, Fotos: Neues Museum (Annette Kradisch)
Der zurzeit noch in Nürnberg ausgestellte Bestand braucht den Vergleich mit den Sammlungen in Dresden oder Baden-Baden (Frieder Burda) nicht zu scheuen. 28 Werke aus den Jahren 1957 bis 2003 füllen im Neuen Museum einen großen Saal. Die kleine Retrospektive macht die ganze Vielfalt im Werk des Malers sichtbar, der gegenwärtig zu den kostbarsten Blue Chips auf dem Auktionsmarkt gehört. So sind Beispiele für die nach Schwarzweißfotografien gemalten verwischten Bilder ebenso zu finden wie große Abstraktionen, frühe Seestücke von 1969 oder Memento-Mori-Motive aus den frühen 1980er-Jahren („Schädel mit Kerze“, 1983).
Der Rundgang beginnt mit einigen aufschlussreichen Werken, die noch aus Richters Anfangsjahren in der DDR stammen. In seine Studienzeit an der Dresdner Kunstakademie datiert der 31 Blätter umfassende Zyklus „Elbe“. Die Linoldrucke stellen zum Teil Landschaften dar, sind zum Teil aber vollkommen abstrakt. Richter ging sehr frei mit dem Linoldruck um. Ablesbar ist bereits jetzt sein Interesse an Farbverläufen, Farbstrukturen und Oberflächen, die später seine abstrakten Bilder prägen sollten. Das Bild „Lesende am Strand“ von 1960 zeigt dagegen, welche Zukunft Richter als Maler in der DDR gedroht hätte: Die Darstellung des sich am Meeresstrand erholenden Paars ist sozialistischer Realismus pur. Im Jahr darauf verließ Richter die DDR, einen solchen plumpen Realismus wird man in seinem Werk niemals mehr finden.
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