Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

Gerhard Richter

Seite 2 von 2

Seestücke in Grau

Gerhard Richter: "Schädel mit Kerze", 1983, Öl auf Leinwand. Quelle: Leihgabe Sammlung Böckmann Kunstverwaltungs GbR, © Gerhard Richter, 2014, Fotos: Neues Museum (Annette Kradisch)

Gerhard Richter: "Schädel mit Kerze", 1983, Öl auf Leinwand. Quelle: Leihgabe Sammlung Böckmann Kunstverwaltungs GbR, © Gerhard Richter, 2014, Fotos: Neues Museum (Annette Kradisch)

Stattdessen verwischt er die Konturen seiner nach Fotovorlagen gemalten, zunächst schwarzweißen Bilder. Das Porträt der Münchner Schauspielerin Liz Kertelge (1966), die aus der TV-Werbung bekannt war, liefert ein Beispiel. „Kapitalistischer Realismus“ nannte Richter das damals konsequenterweise. Neblig, grau und dennoch sehr schön erscheinen die drei Seestücke von 1969. Auch sie entstanden als Studien zum Thema Landschaft nach fotografischen Vorlagen.
Erste Versuche mit der Abstraktion unternahm Richter bereits 1970. Doch weder das große, dreiteilige Bild „Ausschnitt“ mit seinen Farbschlieren noch die abstrakte „Konstruktion“ von 1976 können richtig überzeugen. Erst Anfang der 1980er-Jahre scheint die Produktion der abstrakten Bilder in Fahrt zu kommen. Mit einer ähnlichen Farbpalette, bei der etwa der Kontrast zwischen einem hellen Gelbgrün und Orangerot dominiert, entstanden die bemerkenswerten Werke „Ätna“ (1981), „Pavillon“ (1982) und „Ingrid“ (1984).

Farbe mit Tiefendimension

Große Abstraktionen aus den späten 1980er-Jahren sind Höhepunkte der Ausstellung. Hier arbeitete Richter mit dickem Farbauftrag, der mit Rakeln verteilt, verwischt und aufgesprengt wurde, und erzeugte durch mehrere Farbschichten eine fast räumliche Tiefe. An den berühmten RAF-Zyklus „18. Oktober 1977“, der sich heute im New Yorker MoMA befindet, lehnt sich das Werk „Decke“ (1988) an. Es ist eine abstrakte weiße Übermalung einer grauweißen Darstellung, die die in der Stammheimer Zelle erhängte Gudrun Ensslin zeigt. Dieses Bild ist nicht mehr erkennbar, und doch geht von dem Bild ein starkes Unbehagen aus.
Fast alle Gerhard-Richter-Werke aus der Sammlung Böckmann sind in Nürnberg zu sehen. Die beiden fehlenden Werke hängen als Dauerleihgabe im Bundeskanzleramt in Berlin. Sie seien auf Wunsch von Kanzlerin Angela Merkel nicht freigegeben worden, teilt das Neue Museum mit.
„Gerhard Richter: Ausschnitt“, bis 22. Februar 2015, Neues Museum, Nürnberg. Die. bis So. 10 bis 18 Uhr, Do. bis 20 Uhr. Katalog: Verlag für moderne Kunst Nürnberg, 10 Euro an der Museumskasse, 28 Euro im Buchhandel

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×