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08.12.2021

15:30

Grisebach

Fünf Millionenzuschläge krönen die Abendauktionen

Von: Christian Herchenröder

Mit 25 Millionen Umsatz für eine sechsteilige Auktionsfolge fährt das Berliner Auktionshaus Grisebach eines der besten Ergebnisse in seiner 35-jährigen Geschichte ein. Abermals begehrt sind die „Neuen Wilden“ der 1980er-Jahre.

Ein tschechischer Sammler sicherte sich das rot leuchtende Porträt des Dichters Theodor Däubler von Heinrich Maria Davringhausen für 475.000 Euro. Karen Bartsch, Berlin / Grisebach GmbH 

Heinrich Maria Davringhausen „Der Dichter Däubler“

Ein tschechischer Sammler sicherte sich das rot leuchtende Porträt des Dichters Theodor Däubler von Heinrich Maria Davringhausen für 475.000 Euro.

Berlin Rund 25 Millionen Euro und eines der besten Ergebnisse in der 35-jährigen Geschichte des Versteigerers: ein stattliches Gesamtergebnis für die Herbstauktionen des Berliner Hauses Grisebach. Den Löwenanteil an diesem Umsatz hatte die Versteigerung von 39 ausgewählten Werken am 2. Dezember, die 13,7 Millionen Euro erlöste.

Hier beherrschten deutsche und internationale Privatsammler die Szene. Einige wenige Kunstfreunde saßen im vollen Saal, in dem Telefon- und Online-Gebote dominierten. Fünf Millionen-Zuschläge krönten die Abendauktion. Vor einem Jahr waren es hingegen nur 17,2 Millionen Euro Herbst-Umsatz gewesen.

„Der Handel war oft dabei, stieg aber bei den höchsten Geboten aus,“ beschreibt Geschäftsführerin Micaela Kapitzky die Resonanz dieser Auktion, in der vor allem Privatsammler um die Starlose kämpften. So bei dem teuersten Bild des Abends, Max Beckmanns Badestrand-Szene von 1934. Eine Phalanx von deutschen Unterbietern musste sich geschlagen geben, als der Hammer bei 2,3 Millionen Euro inkl. Aufgeld zugunsten eines noch ungenannten internationalen Museums fiel. Geschätzt war es auf bis zu 1,5 Millionen Euro.

Gleich darauf bemühten sich wieder Sammler aus Deutschland, der Schweiz, England und Amerika um das begehrteste Bild des Abends. Es war das mit 36 x 30 cm relativ kleine Selbstporträt von Otto Dix aus dem Jahr 1913. Aufgerufen wurde es mit 150.000 Euro. Sieger war ein türkischer Sammler beim Endstand von 1,4 Millionen Euro.

Ein norddeutscher Sammler ersteigerte für 1,25 Millionen Euro deutlich über dem Schätzpreis das Multi-Media-Objekt „Space Modulator Experiment. Aluminium 5“ von Laszlo Moholy-Nagy aus den 1930er-Jahren. Von 700.000 auf 2,8 Millionen Euro stieg Emil Noldes Spätwerk eines schäumenden Meers vor rotem Himmel, ein Weihnachtsgeschenk des Malers an seine Frau Jolanthe. Das Gemälde hing sieben Jahre als Leihgabe im Berliner Brücke Museum und geht nun in norddeutschen Privatbesitz.

Das über viereinhalb Meter breite Triptychon verkaufte sich für 325.000 Euro inkl. Aufgeld (Ausschnitt). Karen Bartsch, Berlin / Grisebach GmbH

Karl Horst Hödicke Potsdamer Platz III.

Das über viereinhalb Meter breite Triptychon verkaufte sich für 325.000 Euro inkl. Aufgeld (Ausschnitt).

Es gab noch mehr Zuschläge, die ihre Schätzungen nachhaltig überrundeten. Max Liebermanns Werke aus den 1920er-Jahren waren wieder stark begehrt.

Liebermanns Landschaftsbild „Große Seestraße in Wannsee mit Spaziergängern“, auf 500.000 bis 700.000 Euro geschätzt, fiel bei 1.040.000 Euro an einen Berliner Sammler. Ein 1924 entstandenes Wannseegarten-Gemälde desselben Malers übernimmt für 450.000 Euro ein amerikanischer Bieter. Und in der Routine-Auktion am 3.12. wurde das Kleinformat „Blumenterrasse im Wannseegarten“ für 262.500 Euro von einem süddeutschen Sammler übernommen.

Markante Zuschläge sind die von einem norddeutschen Sammler für das Breitwand-Porträt „Black Bathing Suit“ von Alex Katz gebotenen 500.000 Euro und die 525.000 Euro, die ein süddeutscher Sammler für Ernst Wilhelm Nays wildes Spätwerk „Metagrün“ einsetzte.

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Der Kunsthändler und Auktionator Bernd Schultz hat den Kunstmarkt in Deutschland fast 50 Jahre mitgestaltet. In diesen Tagen feiert er seinen 80. Geburtstag.

Ein tschechischer Sammler war mehrfach aktiv. Ihm zugeschlagen wurde das rot leuchtende Porträt des Dichters Theodor Däubler von Heinrich Maria Davringhausen für 475.000 Euro. Das Bildnis ist ein emphatisches Hauptwerk des rheinischen Künstlers, der mehr dem Magischen Realismus als der Neuen Sachlichkeit verbunden ist. Ein Solitär in dieser Abendauktion war Albrecht Dürer mit seinem enigmatischen Kupferstich „Das Meerwunder“, der für 106.250 Euro an einen Berliner Sammler fiel.

Ein erstaunlicher Preis sind die Rekord brechenden 325.000 Euro, die Karl Horst Hödickes Triptychon „Potsdamer Platz III“ von 1977 erzielte: ein monumentales Werk, dessen Mittelteil die Berliner Mauer zeigt. Ein Berliner Sammler siegte gegen Berliner Unterbieter. Dieser Vater der Neuen Wilden ist damit in eine neue Preisebene gerückt.

Aber auch andere Vertreter dieser Richtung sind zurzeit im Aufwind. Dazu gehört der Hödicke-Schüler Helmut Middendorf, dessen Bilder das Lustgefühl der Berliner New Wave-Generation in glühende Farben übersetzt. „City of the red Nights II“ von 1982, eines seiner Hauptwerke, erzielte in der Auktion zeitgenössischer Kunst den Rekordpreis von 137.500 Euro.

Ein Top-Preis sind die 168 750 Euro, die am 2. Dezember für Rainer Fettings Berlin-Bild „Mauer am Südstern“ von 1988 geboten wurden. Auch A. R. Penck gehört zu dieser neu bewerteten Malergruppe. Sein stark farbiges Gemälde „Spielen und Bauen“ (2002) wanderte am 3. Dezember für 237.500 Euro in den Schweizer Handel.

Die 42 Lose aus der Sammlung der Berliner Sparkasse erlösten 3,5 Millionen Euro. Damit wurde der untere Schätzpreis verdoppelt.

Absoluter Star dieser Sitzung wurde das Gemälde „Hände“ der Wienerin Maria Lassnig, in dem sich ein Arm und zwei Hände gegen abstrakte Farbstreifen wehren. Das dynamische Bild ging für 550.000 Euro an einen chinesischen Händler, der sich schon vorher mit 325.000 Euro, was der doppelten Taxe entspricht, für die mächtige „Weintraube“ von Markus Lüpertz begeistert hatte - eines der begehrten Frühwerke aus der „dithyrambischen“ Periode des heute achtzigjährigen Malers. Innerhalb der Schätzung blieb mit 337.500 Euro eine zweiteilige Collage mit dem „Wrapped Reichstag“ von Christo.

Fotoauktion: Bei Grisebach unter dem Hammer: Eine Offerte aus New York

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Grisebach kündigt eine Fotoauktion mit Losen aus einer einzigen US-Sammlung an. Schätzwert: mindestens 1,3 Millionen Euro.

Die Auktionsserie hatte mit der Kunst des 19. Jahrhunderts begonnen, die 1,6 Millionen Euro einspielte. Hier lag der höchste Zuschlag bei 337.500 Euro, die von einem Schweizer Sammler für Max Liebermanns 1873 in seiner Pariser Periode entstandenes Gemälde „Der Witwer“ geboten wurden.

Den Rekordpreis von 287.500 Euro bot ein österreichischer Händler für Carl Schuchs Stillleben „Ingwertopf mit Orangenhälfte“ aus den 1880er-Jahren. Mit 62.500 Euro entsprach ein in den Schweinestall platzierter weiblicher Rückenakt des Dresdners Richard Müller („Ländliche Idylle“, 1933) seiner Schätzung.

Die für eine New Yorker Fotosammlung erzielten 745.000 Euro sind wegen zahlreicher Rückgänge nicht gerade splendid. Aber dieser Erlös liegt über denen früherer Fotoauktionen. Hoch geschätzte frühe Abzüge ikonischer Werke von Albert Renger-Patzsch und Laszlo Moholy-Nagy waren Rückläufer.

Dagegen wurden Helmut Newtons zwei Silbergelatineabzüge einer nackten und angezogenen Frauengruppe („Sie kommen“, 1981) von einem amerikanischen Sammler für 200.000 Euro inkl. Aufgeld übernommen. Und Richard Avedons Modefoto „Dovima with Elephants“ spielte mit 112.500 Euro die untere Schätzung ein.

Mehr: Bei Grisebach versteigert: Die Bank nimmt Abschied von der Kunst

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