Internationale Sammler greifen im Auktionshaus Bassenge beherzt auf das Grafikangebot zu. Auf ihrem Einkaufszettel stehen Dürer, Brueghel und Blätter deutscher Romantiker.
Johan Anton Ramboux
Bei dem „Doppelportrait des Bildhauers Konrad Eberhard mit seinem Bruder Franz“ handelt es sich um eine Kreidelithographie von 1822 (Ausschnitt).
Bild: Bassenge
Berlin Brutto 4,3 Millionen Euro sind das Gesamtergebnis für die Herbstauktionen des Berliner Auktionshauses Bassenge, die diesmal weniger voluminös als sonst waren. Von breitem Zuspruch aus Deutschland, der Schweiz, Amerika und europäischen Ländern zehrte vor allem die Grafik des 15. bis 19. Jahrhunderts.
Aber auch die Sammlung Stephan Seliger von 118 Druckgrafiken und Zeichnungen der deutschen Romantik vermochte mit dem Erlös von brutto 795.000 Euro eine starke Gruppe von Kennern zu begeistern. Sie waren im vollen Saal und an den Telefonen im Einsatz. In allen Auktionen boten Berliner Sammler mit.
„Durch die Bank weg breites Interesse,“ registrierte David Bassenge, Chef des Hauses, für die Altmeistergrafik: „Viele neue Namen waren unter den Bietern“.
Internationalen Zuspruch weckte Albrecht Dürer, dessen sämtlich vierstellig bezifferte Kupferstiche und Holzschnitte lückenlos aufgenommen wurden. Auch das mittlere Angebot von Rembrandt-Grafik ließ sich bis zum Gebot von 7995 Euro für die „Verkündigung an die Hirten“ mühelos absetzen.
Nicht weniger gefragt waren die Radierungen von Giovanni Battista Piranesi. Aber den Höchstpreis von 12.300 Euro erlöste die Farbradierung eines römischen Feuerwerks seines Sohns Francesco Piranesi.
Stark gefragt waren die Kupferstiche nach Pieter Breughel, die bis 39.360 Euro erlösten: Dieser Zuschlag gilt dem satirischen Blatt „Der Esel in der Schule“, das in eine belgische Privatsammlung geht.
Joseph Führich
Die Bleistiftzeichnung „Bildnis des Malers Zimmermann“ von 1828/29 erzielte 258.300 Euro. Sie war der Höhepunkt der Romantik-Session. Ihre Taxe belief sich auf 35.000 Euro.
Bild: Bassenge
Selbst späte Abzüge der Aquatinta-Radierungen von Francisco de Goya waren begehrt. Ein deutscher Sammler ging gegen sechs Telefonbieter bis 11.070 Euro bei dem berühmten Blatt „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“. Es handelt sich um ein Exemplar der späten 5. Ausgabe.
Die Sammlung von Zeichnungen und Grafiken deutscher Romantiker hatte ihren Höhepunkt bei einem 1829 in Rom entstandenen Selbstporträt des Wieners Joseph von Führich. Auf 35.000 Euro geschätzt, ließ sich ein „europäischer Privatsammler“ gegen deutsche Untergebote die begehrte Bleistift-Zeichnung für 258.300 Euro zuschlagen.
Auf 86.100 Euro stieg das 1822 von Johann Anton Ramboux lithographierte Doppelbildnis des Bildhauers Konrad Eberhard mit seinem Bruder. Es wird von einer britischen Privatsammlung übernommen. Ebenfalls in britischen Privatbesitz wurde für 27.060 Euro Julius Schnorr von Carolsfelds Federzeichnung „David spielt vor Saul die Harfe“ abgegeben. Für 61.500 Euro ersteigerte ein süddeutsches Museum eine 1827 datierte Federzeichnung mit dem Porträt der Maria Heller von Julius Schnorr von Carolsfeld.
Der Markt für Zeichnungen Alter Meister und Moderner Klassiker wie Edvard Munch wächst seit gut zehn Jahren. Eine internationale Marktumschau.
Alle diese Werke hatten Schätzungen, die weit unter den Zuschlagspreisen lagen. Das zeigt eine gesteigerte Wertschätzung für die deutsche Griffelkunst des frühen 19. Jahrhunderts; eine Entwicklung, die sich im Gleichschritt mit der Malerei dieser Zeit vollzieht.
Auch das ist ein Beleg: In der gemischten Zeichnungen-Auktion erlöste das Kreideporträt eines Römers von Johannes Niessen 22.140 Euro. Es ist das Doppelte des Preises, den das magische Blatt 2018 in der Auktion der Sammlung Bernd Schultz bei Grisebach erzielte.
In der Moderne-Auktion wurden die höchsten Preise für eine Ölstudie von Max Liebermann und eine Messingbronze von Emy Roeder bewilligt. 123.000 Euro investierte ein süddeutscher Sammler in Liebermanns „Tennisplatz am Meer“; 65.000 Euro kostete die Bronze „Stute und Fohlen“ von 1919.
Ein amerikanischer Sammler begeisterte sich mit dem Einsatz von 35.600 Euro für das duftige Aquarell „Sonnenblumenelfe“ der Illustratorin Sulamith Wülfing. Die Taxe für das 1932 entstandene Blatt hatte bei nur 1800 Euro gelegen.
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