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25.10.2022

08:00

Klassische Moderne

Sensation für den deutschen Auktionsmarkt

Von: Christian Herchenröder

Bei Grisebach kommt eines der schönsten Selbstporträts von Max Beckmann unter den Hammer. Erwartet werden 20 bis 30 Millionen Euro, soviel wie noch nie in Deutschland.

Das Porträt, das 1943 in dem von deutschen Truppen besetzten Amsterdam entstand, hat eine Schätzung von 20  bis 30 Millionen Euro (Ausschnitt aus einem steilen Hochformat). Grisebach

Max Beckmann „Selbstbildnis gelb-rosa“

Das Porträt, das 1943 in dem von deutschen Truppen besetzten Amsterdam entstand, hat eine Schätzung von 20 bis 30 Millionen Euro (Ausschnitt aus einem steilen Hochformat).

Berlin Am Donnerstag, den 1. Dezember wird im Berliner Auktionshaus Grisebach ein 20 bis 30-Millionen-Euro-Bild von Max Beckmann versteigert: das „Selbstporträt gelb-rosa“. Der Maler zeigt sich in frontaler Halbfigur mit gekreuzten Armen, das Gesicht ist schwermütig verschattet. Kein Wunder, denn das Gemälde entstand 1943 in dem von deutschen Truppen besetzten Amsterdam. Es ist eine Sensation für den deutschen Auktionsmarkt.

Der Künstler lebte damals in der ständigen Angst, dass die Werke in seiner Amsterdamer Wohnung von den deutschen Besatzungsbehörden konfisziert werden könnten. Freundschaftliche Beziehungen zu Dr. Helmuth Lütjens, der die Amsterdamer Dependance der berühmten Galerie Paul Cassirer & Co. leitete, ermöglichten es, dass der Atelierbestand in dessen Haus in der Keizersgracht sicher verwahrt werden konnte. Dazu gehörte wohl auch dieses Selbstbildnis.

Im Werkverzeichnis der Gemälde von Erhard Göpel erscheint es unter der Nummer 645 mit dem Hinweis „New York, Privatbesitz“. Etwas genauer ist die Provenienzangabe in der Sommerausstellung der Berliner Galerie Pels-Leusden im Juli 1996: Dort wurde das Porträt der Sammlung Mathilde „Quappi“ Beckmann zugeordnet.

Für Bernd Schultz, den Grisebach-Mitgründer und letzten Leiter der Galerie Pels-Leusden, zählt es „zu den schönsten und eindrucksvollsten Selbstporträts Max Beckmanns“.

Dass dieses kapitale Werk direkt aus dem Besitz der Beckmann-Familie kam, machte es besonders begehrenswert. So war der damals kolportierte hohe Preis von 5 Millionen D-Mark durchaus verständlich. Das Gemälde wurde von einem Bremer Wirtschafts-Anwalt erworben, der in seinen letzten Jahren in der Schweiz lebte und 2006 verstarb.

Der Sammler besaß mehrere Werke von Max Beckmann und bedeutende Grafiken von Pablo Picasso, die zum Teil in New York unter den Hammer kamen. Beckmanns Selbstbildnis war das Hauptwerk dieser Kollektion.

Eine Preiserwartung von 20 bis 30 Millionen Euro ist angesichts der 22,5 Millionen Dollar, die das „Selbstbildnis mit Trompete“ bereits im Jahr 2001 in New York erzielte, legitim. Damals hatte der Kunsthändler und Beckmann-Sammler Richard Feigen das Selbstporträt für das Neue Museum von Ronald Lauder erworben. Das Berliner Auktionshaus darf dementsprechend auf internationalen Zuspruch hoffen.

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