Das Kölner Museum Ludwig freut sich über die Stiftung einer Sammlung mit neusachlicher, konzeptueller und dokumentarischer Fotografie. 220 Werke von 20 deutschen und amerikanischen Fotografen verzeichnet der Bestand, darunter umfangreiche Konvolute von August Sander und Diane Arbus. Auch jüngere Künstler sind mit größeren Werkblöcken vertreten.
Amerikanische Aussicht
Lee Friedlanders "Mount Rushmore. South Dakota" (1969) in einem späteren Gelatinesilberabzug. Quelle: Lee Friedlander, courtesy Fraenkel Gallery, San Francisco
Köln Nach wie vor sind es Sammler, denen Museen in Deutschland nennenswerte Sammlungszuwächse verdanken. Die Wege, auf denen ihre Schätze in die öffentlichen Kunsttempel gelangen, können allerdings recht unterschiedlich sein. Von der Vererbung über die Schenkung, Spende, Stiftung bis hin zum Verkauf reicht das Spektrum der Möglichkeiten.
Den Weg über eine Zustiftung wählte nun ein anonymes Kölner Ehepaar, um 220 Fotografien von 20 renommierten Künstlern im Museum Ludwig in Köln zu platzieren. „Für das Museum ist dies ein Glücksfall“, berichtet Barbara Engelbach, Kuratorin der Sammlung Zeitgenössische Kunst, Fotografie und Medienkunst. „Mit Sinn und Verstand, vor allem aber auch mit fotohistorischem Interesse“ wäre hier gesammelt worden – mit dem Schwerpunkt auf neusachlicher, dokumentarischer und konzeptueller Fotografie.
Die Werkliste verzeichnet reiche und zum Teil vielseitige, vereinzelt auch von Quellenmaterial flankierte Bestände zumeist einschlägig bekannter Künstler. 23 Positionen allein werden von August Sander gelistet, der mit seiner konzeptuellen, seriellen Herangehensweise Generationen von Fotokünstlern namentlich in Deutschland inspiriert hat. Darunter eine originell fotografierte „Dr. Husten Bewerbungsmappe“ von 1931 und „Acht ‚Studien zum Menschengesicht’“ (1925-1928), entstanden in der entscheidenden Phase, in der Sander sein Langzeitprojekt „Menschen des 20. Jahrhunderts“ konzipierte. Jedes Bild ist versehen mit einem maschinenbeschriebenen Textstreifen und schwarzen Tuscherand.
Unter den 17 Arbeiten von Albert Renger-Patzsch finden sich schwerpunktmäßig Pflanzen- und Landschaftsmotive. Ein „Weiden“ betitelter Schwarzweißprint lässt sich anhand von Kennzeichnungen bis zum Auktionshaus Grisebach, Berlin, verfolgen. Dort wurde das Motiv mit einer Taxe von 3.500 bis 3.800 Euro im Sommer 2013 für 4.880 Euro versteigert. Ins Auge fällt auch ein um 1935 zusammengestelltes Album mit 30 Fotografien in einem handgebundenen Lederalbum, das die seinerzeit hoch geschätzte Buchbinderin Frida Schoy anfertigte.
Der Kiosk im Milieu
Tata Ronkholz: "Trinkhalle, Neuss, Gladbacher Str. 692" (1977), Vintage, Gelatinesilberabzug auf Agfa-Papier. Quelle: Museum Ludwig, Köln
Weitere Schwerpunkte setzen jüngere, im Geiste der neusachlichen Fotografie arbeitende Fotokünstler wie Tata Ronkholz, Boris Becker und Candida Höfer. Während Ronkholz, deren Nachlass vom Kölner Auktionshaus Van Ham vermarktet wird, den Kiosk als architektonisches Objekt mit gleichsam soziologischen Interesse untersuchte, haben Gabriele und Helmut Nothhelfer den Menschen im öffentlichen Raum zu ihrem Lebensthema gemacht.
Max Regenbergs Werk dagegen kreist um die „Leitbilder“ der Werbung im öffentlichen Raum, was seinen Widerhall auch im Titel der Arbeiten findet (Beispiel: „L. B. System Köln“). Mit 28 überwiegend schwarzweiß fotografierten Frühwerken (1979 bis 1981), für die in der Galerie Zander seinerzeit umgerechnet rund 2.500 Euro jeweils anfielen, und dem erst im letzten Jahr bei Zander ausgestellten farbigen Motiv „Tor“ von 1996 ist er nun mit einem Schlag prominent im Museum Ludwig vertreten.
Insgesamt sieben von den 20 gelisteten Künstlern verweisen auf die Galerie Thomas Zander, darunter Diane Arbus, die mit einer umfangreich bestückten Tranche (fast alles posthume Abzüge von Neil Selkirk) vertreten ist, oder Walker Evans (viele Kontaktabzüge von 6x6-Negativen) und Gary Winogrand mit Arbeiten aus einer frühen 75er-Edition von 1973.
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