Eine Berliner Gruppe von Sammlern ringt um Kunst und Kunstgewerbe seit dem Klassizismus. Schauplatz ist die Dependance des Auktionshauses Lempertz in Berlin.
KPM-Vase mit zwei Berlin-Ansichten
Ein Sammler investierte in das einstige Geschenk des preußischen Königshauses 66.000 Euro.
Bild: Kunsthaus Lempertz
Berlin Die Preußen-Auktionen von Lempertz sind in wenigen Jahren zu einem festen Bestandteil des Berliner Kunstfrühlings geworden. Die breite Resonanz, die sie bei Kunst- und Kunstgewerbesammlern erfahren, sorgt für Umsätze, die fast jedes Mal konstant bei rund einer Million Euro liegen.
So war es auch vergangenen Freitag, als neben dem Preußen-Programm in der neuen Sektion „Berlin Salon“ eine Gruppe von Möbeln vor allem des Jugendstils und der 1920er-Jahre unter den Hammer kam. Hier lief allerdings nicht alles rund.
Etliche extravagante Sitzmöbel gingen zurück. Aber das Hauptobjekt, ein 1920 bis 1924 von Walter Gropius und Adolf Meyer entworfenes „Herrenzimmer“, das sich seit der Produktion in derselben Familie befand, wurde für brutto 113.000 Euro in eine Berliner Privatsammlung versteigert. Eine „eingeschworene Berliner Sammlerclique“, wie Auktionator Henrik Hanstein betont, war während der gesamten Auktion im voll besetzten Saal, an Telefonen und per Internet im Einsatz.
Es ist erstaunlich, welche Fülle klassizistischen Porzellans der Berliner Königlichen Porzellan-Manufaktur (KPM) hier immer wieder zum Verkauf steht. Hier gab es kaum Ausfälle.
Teures Paradestück war eine 1837 entstandene Vase mit Rosettenhenkeln und zwei Berliner Ansichten. Sie war mit großer Sicherheit die größte und teuerste Vase eines heute verlorenen Dreiersatzes, der als repräsentatives Geschenk Eindruck machen sollte. In einer früheren Auktion zurückgegangen, wurde das Prachtstück jetzt von einem Berliner Sammler für 66.000 Euro zum Dreifachen des Schätzpreises ersteigert.
Auf 30.000 Euro stieg eine 1817 datierte Vase mit zwei mythologischen Szenen. Ein starker Preis sind auch 16.250 Euro für einen aus königlichen Bestellungen stammenden Dessertteller mit Soldaten aus preußischen Infanterieregimentern aus der Zeit um 1834.
Walter Gropius und Adolf Meyer
Das „Herrenzimmer“, das sich seit der Produktion in derselben Familie befand, wurde für 113.000 Euro inkl. Aufgeld an eine Berliner Privatsammlung versteigert.
Bild: Lempertz; VG Bild-Kunst Bonn, 2022 für Gropius
Nicht nur Berliner Porzellan war begehrt. Auch üppig dekorierte klassizistische Meissener Tassen und Geschirrteile wurden über ihre Taxen gehoben. So fünf Teile eines kobaltblauen Services mit Dresdner Gemäldekopien, die von 6000 auf 27.500 Euro stiegen. Das Los kam neben anderen Stücken aus der Sammlung der Kunsthistorikerin Annedore Müller-Hofstede.
Beim Silber kam ein Leuchterpaar aus dem Tafelservice Friedrichs des Großen mit 47.500 Euro auf den erwarteten Preis. Teuerstes Gemälde wurde mit 25.000 Euro ein unvollendetes Ovalporträt der Kronprinzessin Luise von Preußen von Johann Friedrich August Tischbein, dem sogenannten „Leipziger Tischbein“. Johann Heinrich Schröders Porträt des Königs Friedrich Wilhelm II. kam auf 23.500 Euro.
Einen großen Sprung von 17.000 auf 33.750 Euro machten 32 meist kolorierte Radierungen zum Bühnenwerk von Karl Friedrich Schinkel in einem Mischexemplar aus der 1. und 3. Auflage. Auch hier engagierte sich ein Berliner Sammler. Auf einen Entwurf des Berliner Architekten geht auch die sogenannte „Schinkelkrone“ zurück, ein vergoldeter Reifkronleuchter mit Prismenbehang, den ein weiterer Berliner Sammler für 37.500 Euro erwarb.
Bei den zahlreichen Objekten aus preußischem Eisenguss erzielte ein 67 Zentimeter hohes Zimmerdenkmal mit dem Reiterstandbild Friedrichs II. mit 5375 Euro den Spitzenpreis. Unerfindlich ist der Rückgang der subtilen Menzel-Gouache „Vor der Kirche“, die mit 100.000 bis 120.000 Euro nicht überbewertet war.
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