Der Oligarch Dmitry Rybolowlew prozessiert weiter gegen Yves Bouvier. Seine Anwälte möchten gleichzeitig gegen zwei ehemalige Partner des Kunsthändlers vorgehen.
Dmitry Rybolowlew
Der Oligarch geht weiter gegen den Kunsthändler Yves Bouvier vor.
Bild: dpa; Matthias Balk
Paris Seit Februar 2015 verklagt der russisch-zypriotische Oligarch Dmitry Rybolowlew seinen Schweizer Kunsthändler Yves Bouvier vor Gerichten rund um den Erdball. Nachdem seine zivilen und strafrechtlichen Klagen in Monaco, Singapur, Hongkong und New York erfolglos blieben, beschloss das Genfer Strafgericht im September 2021 ebenfalls, das Verfahren einzustellen.
Die Anwälte von Rybolowlew und seiner Familien-Trusts gaben sofort bekannt, die Einstellungsverfügung anzufechten. Nun hat Ende Juli die Genfer Kantons-Strafverfolgungsbehörde eine zusätzliche Untersuchung angeordnet. Das Strafgericht Genf soll neue Nachforschungen gegen Yves Bouvier, den ehemaligen „König der Zollfreilager“ anstellen.
Den Argumenten von Rybolowlews Anwälten zufolge könnte ein zukünftiger Untersuchungsrichter gleichzeitig auch gegen Tania Rappo und Jean Marc Peretti vorgehen, die die Anwälte in einer Presseaussendung als Bouviers „Helfershelfer“ bezeichnen.
Rappo erhielt laut Einstellungsverfügung des Genfer Strafgerichts 50 Millionen Schweizer Franken und 40 Millionen Dollar als Vermittlungsprovisionen für die Kunstankäufe des russischen Sammlers. Peretti war Direktor der Genfer Galerie Nelombos und bis 2019 Kleinaktionär des Zollfreilagers in Luxemburg, das Bouvier 2016 eröffnete. Sowohl Rappo als auch Peretti konnten bis Redaktionsschluss weder persönlich noch über Anwälte für Stellungnahmen erreicht werden.
Jetzt die besten Jobs finden und
per E-Mail benachrichtigt werden.
Yves Bouvier seinerseits erklärte in einer Pressemitteilung vom 28. Juli, dass er sich über die erweiterte Untersuchung in Genf freue. Außerdem hätten „die Attacken von Herrn Rybolowlew nichts mit dem Verkauf von Kunstobjekten zu tun“. Rybolowlew hätte 2015 im Rahmen seiner Scheidung, „der teuersten der Geschichte“, den hohen Wert seiner Kunstsammlung mindern wollen. Überdies hätte er sich Bouviers Freeport Singapur aneignen wollen, um „das Modell in Wladiwostok zugunsten der Russischen Federation nachzubauen“.
Eine Rekordsumme wurde auf dem Kunstmarkt für den angeblich von Leonardo gemalten „Salvator Mundi“ bezahlt. Wie es dazu kam erzählt ein neuer Film, der jetzt in die Kinos kommt.
Als der jetzige Kunstberater Rybolowlews, Sandford Heller, im März 2020 in Genf als Zeuge vernommen wurde, meinte er, zwei Prozent Provision für Bouviers Tätigkeit wären angemessen gewesen. Laut Berichten von Rybolowlew war es Heller, der ihn auf die überhöhten Margen Bouviers hinwiesen hatte. Der Einstellungsverfügung zufolge bezieht Heller selbst von Rybolowlew ein Fixum von 100.000 Schweizer Franken pro Jahr, zuzüglich 2,5 Prozent für jede von ihm veranlasste Transaktion.
Gerechtigkeitshalber muss man Bouvier zugestehen, dass er eine erstklassige, wenn auch total heterogene Sammlung für den russischen Milliardär zusammenstellte. Diese wurde in einem illustrierten Katalog dokumentiert, der von einem anerkannten Kunsthistoriker verfasst wurde.
Als das Handelsblatt Yves Bouvier 2016 befragte, ob er keine Angst um sein Leben hätte, meinte er ironisch: „Solange ich nicht alle Prozesse gewonnen habe, ist das Risiko erträglich.“
Mehr: Ermittlungen im Kriminalfall Bouvier: Rybolowlew Untersuchungen sechs Jahre nach der Festnahme
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×