Paris feiert das 30-jährige Jubiläum des „Salon du Dessin“. Die Messe für Zeichenkunst findet in diesem Jahr live und online statt.
Edgar Degas
Der monumentale Charakter dieses Brustbilds einer Tänzerin ist typisch für die späte Stilphase des Malers. Das Blatt gehörte einst den berühmten Kunsthändlern Paul Durand-Ruel und Ambroise Vollard. Die Münchner Kunsthandlung Arnoldi-Livie nimmt online am Salon du Dessin teil.
Bild: Arnoldi-Livie
Paris Vor dreißig Jahren startete der „Salon du Dessin“ mit neun Pariser Händlern. Die Jubiläumsausgabe dieser Messe für die Zeichenkunst der großen Meister versammelt 33 physisch anwesende Galeristen bis 4. Juli im Palais Brongniart. Neun weitere sind über die Online-Plattform der Messe virtuell präsent. Sieben Galerien riskierten die Anreise aus den USA, Großbritannien, Belgien, Spanien und der Schweiz, obwohl die Messe 2020 kurzfristig wegen Covid-19 absagen musste.
Trotz rigoroser vorheriger Einschreibungspflicht kamen auch in diesem Jahr Sammler, Museumskuratoren, Fach- und Finanzbeobachter für dieses boomende Marktsegment nach Paris. Die kaufkräftigen Trusties aus den USA fehlten zwar noch zur Vernissage, aber die angereisten Europäer erwiesen sich sofort als konsumfreudig.
Ursprünglich als Messe für Altmeister-Arbeiten auf Papier lanciert, nehmen Moderne und zeitgenössische Kunst von Jahr zu Jahr mehr Platz ein. Diese Tendenz bestätigt die aktuelle Ausgabe.
Etwa die Hälfte der Aussteller offerierte Blätter des späten 19. und des 20. Jahrhunderts und konnte sie sofort verkaufen. Bei der Pariser Galerie Applicat-Prazan etwa erwarb ein französischer Kunde eine Gouache von Pierre Soulages von 1957 für 450.000 Euro. Bei Zlotowski, Paris, entdeckt man ein mit Blei- und Buntstift gestaltetes Blatt von Le Corbusier. Sein „Puristisches Stillleben“ von 1925 soll 85.000 Euro kosten.
Erstmals nimmt die Galerie Jeanne Bucher-Jaeger, Paris, am „Salon du Dessin“ teil. Sie wartet mit einer Bleistiftzeichnung des derzeit mit mehreren Ausstellungen geehrten Alberto Giacometti auf. Für „Teller mit Kirschen und einem Apfel“ von 1931 setzt Véronique Jaeger 40.000 Euro an. Die Brüsseler Lancz Gallery punktet mit Künstlern aus der Zeit des Jugendstils, die sofort Käufer fanden.
Sol LeWitt „Composition“
Das Aquarell auf Papier stammt aus dem Jahr 1988. Zu finden ist es am Stand der Galerie Brame & Lorenceau aus Paris.
Bild: Galerie Brame & Lorenceau / VG Bild-Kunst, Bonn 2021
Obwohl Altmeister immer rarer werden, bietet der „Salon“ ein qualitativ erstaunliches Angebot. Bei der Pariser Galerie de Bayser entdeckt man eine kleine Rötelzeichnung von Salvatore Rosa, die marktgerecht schon für 8.500 Euro zu haben ist.
Laut dem Handzeichnungshändler Nicolas Joly stammt das beste italienische Blatt der ganzen Messe von Giovanni Antonio Bazzi, genannt Sodoma. Der Künstler zeichnete auf beiden Seiten. Auf der einen Seite schilderte er den büßenden Hieronymus, eine Studie zum Gemälde in der National Gallery in London; auf der anderen eine Landschaft der Zeit um 1535. Händlerin Nathalie Motte aus Paris erwartet dafür 450.000 Euro.
Die Stiftung Daniel und Florence Guerlain lud ihre Preisträger und Nominierten von 2020 und 2021 wie üblich nach Paris ein und stellt ihre preisgekrönten Werke im Rahmen des „Salon du Dessin“ aus. Das Ehepaar kauft darüber hinaus Papierarbeiten der Sieger Françoise Pétrovic (2021) und Juan Uslé (2020) sowie Arbeiten von Martin Dammann, Erik van Lieshout, Callum Innes und Florian Pumhösl an.
Mehr: Stiftung Daniel & Florence Guerlain: Auszeichnung für zeitgenössische Zeichenkunst
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