Bei den Auktionen in der Berliner Villa Grisebach gab es drei Millionenzuschläge und brillante Ergebnisse für Kunst des 19. Jahrhunderts. Insgesamt aber agierten die Sammler und Händler eher verhalten.
Zum dritten Mal unter dem Hammer
„Fräulein Heck (Im Boot auf dem Starnberger See)“ von Lovis Corinth: Das Ölbild von 1897 sicherte sich ein Privatsammler für 387 500 Euro (brutto). Quelle: Villa Grisebach
Berlin Es waren Tage voller Kontraste. In den sieben Frühjahrsauktionen der Villa Grisebach wurden insgesamt 18,8 Millionen Euro umgesetzt. Es gab drei Millionenzuschläge und distinguierte Telefongebote vor allem bei der Kunst des 19. Jahrhunderts und der Auktion ausgewählter Werke. Aber eine generelle Tendenz, sich an der unteren Schätzung zu orientieren, war nicht zu übersehen.
Angst vor dem drohenden Kulturgutschutzgesetz hat hier schon im Vorfeld viele Impulse bei Bietern und Einlieferern abgewürgt. Nach Aussage des geschäftsführenden Gesellschafters Bernd Schultz, der zum Ende dieses Jahres aus dem operativen Geschäft aussteigt, muss das Berliner Haus jetzt „überhöhte Risiken eingehen, um den Laden am Laufen zu halten“. Das dürfte auch für andere deutsche Auktionshäuser gelten.
Die Auktion ausgewählter Werke, die 7,75 Millionen Euro einspielte, war mit 62 Katalognummern schlanker als sonst. Hier wurden gleich zu Beginn starke Akzente gesetzt. Lovis Corinths attraktives Freilichtbildnis „Fräulein Heck im Boot“ erschien zum dritten Mal auf der Auktionsbühne der Villa Grisebach. 2001 wurde es hier für 293.500 D-Mark zugeschlagen, 2012 erzielte es 292.800 Euro. Jetzt ging es für brutto 387.500 Euro in Berliner Privatbesitz. Paula Modersohn-Beckers Gemälde „Fünf Kinder an einem Hang“ wurde für 375.000 Euro von einem Hamburger Sammler im Rahmen der Taxe erworben. Max Beckmanns frühes Stillleben „Sumpfblumen“ erwarb ein Münchener Sammler für 200.000 Euro.
Aus der historischen Sammlung des mit Emil Nolde befreundeten Ehepaars Adalbert und Thilda Colsman kamen zwölf Lose, die mit Ausnahme eines Nolde’schen Blumenaquarells zu den erwarteten Preisen abgesetzt wurden. Mit 1,5 Millionen Euro, dem höchsten Zuschlag der gesamten Auktionsfolge, engagierte sich ein Hamburger Sammler für Noldes Landschaftsbild „Weiße Wolken“. Ein anderer norddeutscher Privatkunde ließ sich das Nolde-Aquarell „Hülltoft Hof im Winter“ für 212.500 Euro zuschlagen. Wilhelm Lehmbrucks Steinguss „Büste der Knienden“ kam für 187.500 Euro an den rheinischen Handel. Ein Potsdamer Sammler ließ sich für Lyonel Feiningers Treptow-Aquarell von 1932 begeistern, das brutto 150.000 Euro einspielte.
Aus einer rheinischen Privatsammlung stammt Otto Muellers attraktives Gemälde „Zwei Mädchen mit gegabeltem Baum“, das nahe der unteren Schätzung für 1,22 Millionen Euro von einem skandinavischen Museum ersteigert wurde. Weitere Hochpreise dieser Sitzung galten einem farbenreichen Sujet von Arnold Topp („Roter Beter“ für 225.000 Euro), dem großen Grosz-Aquarell „Drinnen und Draußen“ (1925), das für brutto 300.000 Euro an einen Londoner Sammler fiel, und dem exzeptionellen frühen Kleinformat „Mann mit gelben Handschuhen“ des Kölner Sachlichen Anton Räderscheidt (325.000 Euro an die Berliner Galerie Berinson).
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×