Ingvild Goetz, eine Otto-Erbin, hat für soziale Anliegen einen Teil ihrer Privatsammlung bei Sotheby’s in Köln versteigern lassen. Mit gutem Erfolg.
Tal R „Melody“
Das große Mixed-Media-Bild entfaltet eine Sogwirkung.
Bild: Sotheby‘s
Köln Es war eine sichere Sache. Nach 45 Minuten hatte die Auktionatorin Andrea Jungmann das letzte Los von Sotheby’s erster Liveauktion moderner und zeitgenössischer Kunst in Köln ausgeboten.
Die Versteigerung im Palais Oppenheim wurde vor allem geprägt von Telefon- und Onlinebietern. Nur einmal sorgte ein Unterbieter deutlich im Raum dafür, dass ein Los seinen höchsten Schätzpreis spielend überrundete: Richard Serras 2,40 Meter hohe „Vorstudie 3 für Kröller-Müller“. Sie stieg von 50.000 auf brutto 177.800 Euro.
Diese Papierarbeit war eines von sieben Losen, die ihre hohe Schätzung glanzvoll übertrafen. Nur vier Arbeiten gingen zurück, fünf wurden unter der niedrigen Taxe abgesetzt. 2,8 Millionen inklusive Aufgeld sind ein gesundes Ergebnis für insgesamt 29 Lose, deren Verkaufsquote bei 86,5 Prozent liegt.
762.000 Euro entfielen auf die ersten sechs Arbeiten, die die Münchener Sammlerin Ingvild Goetz hier zu karitativen Zwecken versteigern ließ. Allen voran das orangefarbene Großformat „Carmelionid“ von Gotthard Graubner, das mit brutto 469.900 Euro im Rahmen der Schätzung blieb. Ein düsteres, frühes „Gesacktes Kissen“ des rheinischen Künstlers fand hingegen keinen Käufer.
Der hohe Zuschlag von 120.650 Euro galt innerhalb der Goetz-Offerte einer 2,80 Meter großen, quadratischen Abstraktion des israelischen Malers Tal R. Dem Telefonbieter dieser attraktiven Mixed-Media-Arbeit wurde auch Los drei, Jonathan Meeses 2007 entstandenes Triptychon „Milchfräulein Brigittera Stalinz“ aus der deutschen Sammlung „About Change“ für 88.900 Euro zugeschlagen.
Auch in der Onlineauktion gab es zahlreiche Arbeiten mit Goetz-Provenienz, und in London wird eine weitere Tranche unter den Hammer kommen.
Sarah Morris „Library of Congress (Capital)“
Das abstrakte, 2001 entstandene Gemälde fand für 38.100 Euro einen neuen Eigentümer. Die Schätzung lag bei 35.000 bis 45.000 Euro.
Bild: Sotheby's
Den höchsten Preis der Auktion erzielte Gerhard Richters abstraktes Gemälde „Grün-Blau-Rot (789–33)“, das mit einem Hammerpreis von 420.000 Euro – mit Aufgeld 533.400 Euro – seinem oberen Schätzpreis sehr nahe kam und in eine internationale Privatsammlung geht.
Etwa die Hälfte der Lose wurde erfolgreich von ausländischen Bietern beboten. Sotheby’s Direktorin Eva Donnerhack: „Viele Interessenten sind gar nicht erst zum Zuge gekommen, weil wir hohe Vorgebote hatten.“
Tatsächlich wurden manche Werke bereits in Höhe der Schätzpreise ausgeboten. Dazu gehören Jan Schoonhovens weißes Quadratbild „R 74–15“, das von 50.000 auf brutto 177.800 Euro stieg, Max Bills „Strahlung aus Gelb“, das für 116.840 Euro zugeschlagen wurde, und Tom Wesselmanns „Study for Nude Lithograph“, das auf 82.500 Euro rückte.
Zum 25-jährigen Jubiläum ihrer Sammlung stellt Ingvild Goetz Künstlerinnen in den Mittelpunkt. Ein Gespräch über Emotionalität, den spinösen Kunstmarkt und ihre Fehlkäufe.
Ein starker Preis sind die 82.550 Euro, die Douglas Gordons „Self Portrait of You and me“ erzielte. Für dieses aus acht angekokelten Grafiken mit dem Warhol-Motiv „Triple Elvis“ komponierte Werk war ein wagemutiger Bieter erst im letzten Augenblick eingestiegen. Es erlöste 82.550 Euro.
Von den fünf Arbeiten der Klassischen Moderne, die in diesem Rahmen fast untergingen, brachte eine nicht gerade umwerfende, 1926 entstandene Hyde-Park-Szene Lesser Urys mit 101.600 Euro den höchsten Preis.
Wie wird es in Köln weitergehen? Erst im November wird eine weitere Liveauktion mit moderner und zeitgenössischer Kunst veranstaltet. Vorher gibt es eine Serie von Onlineauktionen mit Juwelen, Grafik und Multiples sowie „Modern & Contemporary Discoveries“ bis 100.000 Euro und mit Werken der außereuropäischen Moderne. Der Wettbewerb mit den zwei alteingesessenen Kölner Konkurrenten verspricht spannend zu werden.
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