Die Hochschule Pforzheim plant den ersten Lehrstuhl für die Luxusbranche in Deutschland. Rektor Ulrich Jautz setzt dabei auf große Gönner.
Ulrich Jautz
Der Professor will das Thema Luxus in der Pforzheimer Hochschullehre verankern.
Bild: hs-pforzheim
Pforzheim Paris, Mailand, Zürich – die größten Luxuskonzerne wie LVMH, Kering oder Richemont steuern ihre hochpreisigen Marken von ihren Zentralen in Frankreich, Italien und der Schweiz aus.
Deutschland rangiert da auf den hinteren Plätzen. Jetzt soll ausgerechnet hier ein Lehrstuhl für die Luxusbranche entstehen – und das in der Provinz, im kleinen Städtchen Pforzheim.
Ulrich Jautz findet das gar nicht so abwegig. „Wissen Sie, dass die Chefdesignerin der Luxusmarke Chopard von unserer Hochschule kommt?“, fragt Jautz seinen Gast in seinem großen Büro mit Blick ins Grüne. Der Rektor der Hochschule Pforzheim drängt darauf, dass die drei großen Fakultäten Technik, Gestaltung und Wirtschaft und Recht enger zusammenarbeiten.
Und so sieht Jautz in dem neuen Luxuslehrstuhl die Chance, mit einem weiteren Querschnittsthema Studenten nach Pforzheim zu locken. Diesen Luxus kann sich der ehrgeizige Professor aber nur leisten, weil er große Gönner hinter sich weiß. Die Familie Wellendorff, Inhaber der gleichnamigen Luxus-Schmuckmarke, sowie die Familie Scheufele, Inhaber der Uhren- und Luxusschmuckmarke Chopard, finanzieren die neue Luxus-Professur.
„Wir haben 2017 im Jubiläumsjahr der Goldstadt Pforzheim beschlossen, etwas für unsere Heimat zu tun“, sagt Georg Wellendorff, Mitinhaber der Schmuckmanufaktur Wellendorff. Er erhofft sich davon auch, den einen oder anderen Nachwuchsmanager in die Stadt und damit zu Wellendorff zu locken.
Auch Jautz hofft auf einen Image-Effekt. Denn er hat zwar nach wie vor viele Bewerbungen für seine Hochschule. „Aber die Zahl der Bewerber pro Studienplatz ist in den vergangenen Jahren von elf bis zwölf auf zuletzt acht etwas gesunken.“
Und das, obwohl er alles unternimmt, um die Sonderstellung der Hochschule zu festigen. So wirbt er mit der intensiven Betreuung der Studenten. Denn auf 6.300 Studierende kommen 192 Professoren.
Die Welt des Luxus
„Das ist eine spannende Welt, die Glamour hat“, sagt der Pforzheimer Professor Ulrich Jautz.
Bild: dpa
Seit er 2014 als Rektor die Leitung der Uni übernahm, arbeitet er daran, die Schnittmenge zwischen den drei Fakultäten zu vergrößern. So hat er das Motto der Hochschule „Führend durch Perspektivwechsel“ geprägt.
Dazu gehören Projektwochen, in denen sich Betriebswirte, Designer und Techniker zusammenfinden, um neue Produkte zu entwickeln. Dabei muss sich dann auch mal der Betriebswirt in die Rolle des Technikers oder Designers versetzen. „Ich will, dass kein BWLer das Haus verlässt, der nicht etwas über Design und Technik gelernt hat“, heißt die Devise von Rektor Jautz.
Bereits vor knapp zwei Jahren hatte Jautz dafür gesorgt, dass sich im Sommersemester alle drei Fakultäten ausführlich mit dem Thema Luxus befassten. Dazu gehörten eine Ausstellung, ein Symposium und eine Designwoche.
Der neue Professor muss denn auch die Kompetenzen auf den drei Gebieten zusammenbringen. Das ist ein hoher Anspruch. So war denn auch in der ersten Bewerber-Runde kein Kandidat dabei, der die besonderen Anforderungen erfüllte.
Nun ist die zweite Runde bereits beendet. Ob sich jetzt ein passender Kandidat unter den Bewerbern befindet, lässt ein Sprecher der Hochschule offen. „Das Verfahren läuft noch“, sagte er dem Handelsblatt.
Für Jautz ist klar, dass nach den drei Jahren der geplanten Stiftungsprofessur, die im Wintersemester 2019/20 beginnen soll, noch nicht Schluss ist mit Luxus an der Hochschule: „Wir wollen die Stiftungsprofessur in eine offizielle Professur überführen“, macht der Rektor klar.
Schließlich hat auch er persönlich Spaß an dem Thema. „Das ist eine spannende Welt, die Glamour hat“, gibt der promovierte Jurist zu, der nach der Uni mal als Anwalt gearbeitet hat. „Aber“, fügt er hinzu, „meine Limitierung ist mein Geldbeutel“.
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