Die Investorin Katja Ruhnke plädiert in „Female Money - Wie Investorinnen die Start-up Welt verwandeln“ für mehr Geld von und für Frauen und mehr grüne Start-ups.
Business-Angel
Gründerinnen generieren im Schnitt mehr Umsätze mit ihren Start-ups als ihre männlichen Mitbewerber.
Bild: imago images/Addictive Stock
Nein, es handelt sich bei dem Buch Female Money nicht um noch ein Buch mit Finanztipps für Frauen. Davon gibt es viele auf dem Markt, mit Leitfäden und Erklärungen, wie Frauen sich unabhängig und selbstbestimmt ein Vermögen aufbauen können. An sich ist das nicht verkehrt, wenn man an den noch immer vorhandenen Gender-Pay-Gap denkt oder daran, dass auch die Anlagewelt immer noch männlich dominiert ist.
Doch in der Finanz- und Kapitalwelt gibt es weitere Ecken, an denen es weiblicher, diverser und fortschrittlicher werden muss, wie Katja Ruhnke in ihrem Buch beschreibt: in der Welt der Start-ups und des Wagniskapitals. Und wie die Unternehmerin und Business-Angel auch direkt im ersten Kapitel warnt: Wer in dem Buch erfahren wolle, wie sie oder er mit Start-up-Investitionen schnell reich werde, habe das falsche Buch gewählt.
Die österreichische Investorin berichtet nicht nur aus eigener Erfahrung, warum sie es für notwendig hält, mehr weibliches Kapital am Markt zu haben. Sondern auch, wie sie Klischees in der Start-up-Investment-Szene erlebt hat.
Die Autorin selbst hatte zwar gute Voraussetzungen, ein Business-Angel zu werden, und sich darin zu versuchen, Kapital an Start-ups zu vergeben. Sie kommt aus einer Unternehmerfamilie und wurde selbst, wie sie schreibt, nicht „anders“ erzogen, nur weil sie eine Frau ist. Unterschiede, wer Geld bekommt und wer Geld gibt, die bemerkte sie aber schnell, als sie in der Start-up-Szene selbst ankam.
Der typische Investor ist männlich, elitär und weiß. Der typische Gründer: blaue Jeans, Hemd und Turnschuhe – und auch männlich. Ruhnke untermauert dies mit Untersuchungen: Frauen etwa generieren im Schnitt mehr Umsätze mit ihren Start-ups als ihre männlichen Mitbewerber, doch trotzdem bekommen eher Männer für ihre Ideen Risikokapital – weil auch die meisten Business-Angels Männer sind.
Katja Ruhnke: Female Money: Wie Investorinnen die Startup Welt verwandeln.
Beshu Books
Berlin 2021
140 Seiten
16,50 Euro
Was man auch in der Praxis bemerken kann, wenn zwei Männer in der Start-up-TV-Show „Die Höhle der Löwen“ für einen Plastikhandschuh eine Finanzierung bekommen, mit dem man Damenhygieneartikel wechseln kann, zwei Frauen aber keines für nachhaltige Periodenunterwäsche.
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Female Money liest sich also, alles andere als ein Finanzratgeber oder Investment-Hack, wie ein Buch feministischer Theorie – nur auf die Start-up-Szene bezogen. Es vereint die Problematik mit Stereotypen und der Nicht-Diversität, die beim Vergeben von Wagniskapital noch immer herrscht.
Viele der Theorien zu fehlender Diversität in der Szene sind nicht neu. Aber Ruhnke belegt ihre These, dass Frauen nachhaltiger investieren und stärkere Renditen erzielen, mit entsprechenden Quellen und verpasst der Investmentbranche so einen ordentlichen Seitenhieb. Es gebe einfach keine Entschuldigung mehr für Ungleichbehandlung oder Alltagssexismus gegenüber Frauen im Business.
Weil Frauen häufig gesellschaftlich relevante, soziale Themen als wichtig empfänden, seien ihre Investments oftmals durchdachter und würden an zukunftsträchtige Technologien gehen. Genau dafür plädiert die Autorin auch: mehr Geld an skalierbare, grüne und soziale Unternehmen zu geben und unternehmerischen Erfolg neu zu denken.
Relevant wird die Lektüre hauptsächlich für Menschen sein, die bereits Geld für Investments haben oder seit Langem in der Investorenlandschaft unterwegs sind. An diese Szene hätte es vielleicht noch den Appell gebraucht, dass in dieser Welt nicht nur Frauen immer noch zu wenig Finanzierungen für ihre Start-ups bekommen, sondern auch andere marginalisierte Menschen benachteiligt werden.
Verlegt wird Female Money von Beshu Books, einem Boutique-Verlag in Berlin. Derzeit ist das Buch vor allem in kleineren Onlineshops und im Shop des Verlags zu finden.
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