Xi Jingping will China „zu einer großen Mauer aus Stahl“ ausbauen. Bert Rürup sieht darin eine Entwicklung hin zu drei weltpolitischen Machtblöcken. Michael Hüther bezweifelt, dass die aufstrebenden Industrieländer einen stabilen Pol bilden.
Als erster Staatschef seit Gründung der Volksrepublik tritt Xi Jinping eine dritte Amtszeit an und gibt die Richtung vor: Xi will die nationale und die öffentliche Sicherheit Chinas stärken. „Die Chinesen sehen sich als Imperium und aus diesem Imperiumsgedanken leiten sie ab, dass sie die Nummer eins sind“, folgert Michael Hüther. Während Bert Rürup das Aufkommen einer tripolaren Weltordnung – China, der transatlantische Westen, die bevölkerungsreichen Schwellenländer – sieht, widerspricht Hüther: Die aufstrebenden Industrieländer seien institutionell schwach. „Ich glaube, das wäre kein stabiler dritter Pol, sondern deren Interessensgemeinschaft ist immer nur sehr punktuell vorhanden.“
Für das große Engagement der deutschen Industrie in China sei das durchaus risikoreich, findet Rürup. Durchaus – schließlich habe Deutschland im vergangenen Jahr ein Rekorddefizit im Handel mit China von 84 Milliarden Euro gehabt, stimmt Hüther zu. Wenn man sich allerdings den chinesischen Anteil an den gesamten Vorleistungen anschaut, die hierzulande in die Produktion fließen, sei der geringer als in vielen anderen Ländern.
Für einige Branchen sei China aber zu einem zentralen Standort geworden, gibt Rürup zu bedenken. In der Chemiebranche geben es durchaus ein Klumpenrisiko. BASF baut in der Provinz Guangdong gerade einen riesigen neuen Verbund-Standort und investiert rund zehn Milliarden Euro bis 2030. Dem stimmt Hüther zu: „Ich hoffe, dass das nicht das Thyssen-Kruppsche-Stahlwerk für BASF wird.“ 2005 hatte Thyssen-Krupp mehr als zehn Milliarden Euro in zwei Stahlwerke in Brasilien und den USA investiert. Der Plan vom günstigen Stahl aus Amerika ging schief und gilt heute als eine der größten Fehlinvestitionen der deutschen Industriegeschichte. Das Traditionsunternehmen wäre an dem Flop fast zerbrochen und die Auswirkungen sind bis heute in den Bilanzen sichtbar.
Zudem sei die Abhängigkeit keine Einbahnstraße. „Wir sehen an vielen Stellen, dass die Importe aus dem Westen für China unvermeidbar wichtig sind und auch nicht kurzfristig zu ersetzen sind“, gibt Hüther zu bedenken. Und es gebe zudem weitere Probleme, wie die hohe Verschuldung und Alterung der Gesellschaft. „Der schöne Satz ‚China is growing old before it’s growing rich‘ zeigt das zentrale Problem.“
Die Folgen des Podcast „Economic Challenges“ sind über Apple, Spotify, Deezer und Handelsblatt/Audio abrufbar. Mehr zu den Themen können Sie im „Chefökonom“, dem Newsletter von Professor Rürup, nachlesen. Für den Newsletter können Sie sich hier anmelden.
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