Über Mehrarbeit kann Deutschland seine Alterungs- und Wachstumsprobleme lösen, betonen Bert Rürup und Michael Hüther. Das bedeutet für die Deutschen: So viel arbeiten wie die Schweizer - zwei Stunden mehr pro Woche.
Die Periode der Wachstumsschwäche, der doppelten Alterung, kann Deutschland nur halbwegs unbeschadet überstehen, wenn das Land wirklich eine offene Diskussion über eine Verlängerung der wöchentlichen Arbeitszeit führt, stellt Bert Rürup im Podcast fest.
Und das sei letztlich ein Appell an die Frauen. Diese sind hochqualifiziert, aber wenn man Umfragen anschaut, werde Teilzeit durchweg als ideal angesehen. Das sei ein makroökonomisches Problem. Es brauche einen Mentalitätswandel.
Michael Hüther bestätigt den Befund: "Wenn das Arbeitsvolumen nicht insgesamt erhöht wird, haben wir keinen makroökonomischen Gewinn. Die Gesellschaft muss sich der Debatte stellen: Wir müssen mehr arbeiten."
Im zweiten Schritt müsse man fragen, wer kann es tun? Die Erwerbsbeteiligung der Älteren sei ein Thema genauso wie eine höhere Vollzeitquote der Frauen. Vollzeit müsse überdies anders definiert werden: In der Schweiz arbeite jeder zwei Stunden mehr in der Woche.
Mit solch einem höheren Arbeitsvolumen könnte man den demografischen Verlust an Arbeitszeit ausgleichen. Diese Diskussion werde jedoch "mit einer reflexartig bornierten Dummheit beantwortet: Wenn die Leute länger arbeiten, sterben sie früher. Das ist so falsch wie dumm. Aber wenn man sich noch nicht einmal auf die Frage einlässt, wie das geschehen soll, dann laufen wir hier in eine Wachstumsschwäche hinein. Es ist das Trendwachstum, das sich allein aus dieser Schwäche der Demografie ableitet. Wir werden nicht bei 1,5 Prozent wie vor der Pandemie sein, sondern eher bei der Hälfte davon, 0,75 Prozent."
Rürup ergänzt: "Ich würde mich freuen, wenn wir eine Wutwelle auslösen. Arbeiten ist auch ein quantitatives Problem. Das wird zu wenig thematisiert. Man will nicht wahrhaben, dass eine Erhöhung des Arbeitsvolumens eine der besten Antworten auf das Alterungsproblem ist."
Die Folgen des Podcast „Economic Challenges“ sind über Apple, Spotify, Deezer und Handelsblatt/Audio abrufbar. Mehr zu den Themen können Sie im „Chefökonom“, dem Newsletter von Professor Rürup, nachlesen. Für den Newsletter können Sie sich hier anmelden.
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