PremiumDer Klinikdirektor spricht über den Menschen und emotionalen Chef hinter dem angesehenen Mediziner und die Grenzen von Work-Life-Balance.
Prof. Dr. Peter Vajkoczy
Der 54-Jährige ist Direktor der Klinik für Neurochirurgie an der Berliner Charité und Spezialist für Operationen an Kopf und Gehirn.
Düsseldorf Peter Vajkoczys erste Operation war das, was man den „Blinddarm der Neurochirurgie“ nennt: eine Blutung zwischen Schädeldecke und Knochen, im Fachjargon „Subduralhämatom“, bei einer 78-jährigen Frau. „Ich habe vor der Operation noch schnell nachgelesen, wie es überhaupt geht“, erzählt der Mediziner im Podcast „Handelsblatt Rethink Work“.
Heute kommt der 54-Jährige auf mehr als 20.000 OPs, wie er schätzt, und ist ein angesehener Spezialist für Operationen an Kopf und Gehirn sowie an der Wirbelsäule. Der Sohn ungarischer Ärzte, die Mitte der Sechziger nach Deutschland kamen, war 2007 mit 39 Jahren der jüngste Chefarzt an der Berliner Charité.
Als Direktor der Klinik für Neurochirurgie leitet er ein Team von 36 Ärztinnen und Ärzten, die jährlich rund 5000 Operationen durchführen. Zu ihnen kommen Patienten aus aller Welt.
Der Buchautor („Kopfarbeit“) ist ein gefragter Experte, zum Beispiel nach dem Skiunfall von Michael Schumacher. Im Podcast spricht er über sein Handwerk und die Beziehung zu seinen Patienten („Wir geben ein Versprechen“), aber vor allem über den Menschen hinter dem Mediziner und seine Gefühle, etwa die Scham, wenn es zu Komplikationen kommt oder ein Patient stirbt.
Er ist überzeugt: „Empathie lässt sich nicht durch Professionalität wegdrücken.“
Vajkoczy erzählt, wie er dank seines Mentors, der für ihn so etwas wie eine Vaterfigur war, vom einst „arroganten Schnösel“ zum emotionalen Chef wurde und welche Bedeutung „Demut“ für ihn hat. Obwohl er während einer Operation „im Tunnel und schon irgendwie allein“ sei, sei er ohne sein Team – zum Teil sind bis zu 15 Personen mit ihm im OP-Saal – aufgeschmissen.
Und so beschäftigt sich Vajkoczy auch intensiv mit den Themen Fachkräftemangel und moderne Arbeitsmodelle, gibt aber zu, dass die Work-Life-Balance in der Neurochirurgie an Grenzen stößt („Wir können nicht einfach vom OP-Tisch abtreten und jemand anderes operiert weiter“). Das sei der Preis, den er in seinem Job zahle, sagt der Mann einer Anästhesistin und Vater zweier Töchter.
Was ihn antreibt? Der Dienst am Patienten und seine Leidenschaft für die Neurochirurgie, für neueste OP-Technologien und die Forschung – und nicht zuletzt seine Faszination für das menschliche Gehirn: dieses, wie er in seinem Buch schreibt, „weiß-rosa-grau schimmernde Organ mit seiner komplexen Anatomie“, das „ein höchst ästhetisches, völlig unblutiges und friedliches Bild“ biete.
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