Die Expertin für Leadership erklärt, warum es vielen Führungskräften schwerfällt, Verantwortung zu übernehmen – und was das mit Erziehung zu tun hat.
Constanze Buchheim
Die Headhunterin glaubt, dass sich Herausforderungen wie die Klimakrise nur bewältigen lassen, wenn Führungskräfte Verantwortung abgeben.
Düsseldorf Verantwortung ist ein großes Wort, um das Führungskräfte und die, die es einmal werden wollen, gerne noch größere Worte machen. Dabei ist es laut Headhunterin Constanze Buchheim der „Klassiker“, dass Menschen Ja zu verantwortungsvollen Posten sagen, und sie dann nicht haben wollen. „Es ist ein bisschen das Prinzip: Die Geister, die ich rief“, bemerkt Buchheim.
Die Gründerin und Geschäftsführerin von i-potentials erklärt im Podcast Handelsblatt Rethink Work, warum es vielen Menschen im Job schwerfällt, Verantwortung zu übernehmen – und was das mit der „beschützenden“ Erziehung in Deutschland zu tun hat. Sie beobachte als Mutter von drei Kindern immer wieder: „Verantwortung ist uns nicht in die Wiege gelegt worden.“
Auch sie selbst habe eine Zeit lang den latenten Wunsch gehabt, dass „eine Person kommt, die etwas stärker ist als ich, etwas besser ist als ich und mir einen Teil der Verantwortung abnimmt“. Es gäbe viele Führungskräfte, die auf den „weißen Ritter“ warten und ihre Rolle nicht voll annehmen würden.
Buchheim glaubt aber auch, dass sich Herausforderungen wie die Klimakrise nur bewältigen lassen, wenn Führungskräfte Verantwortung abgeben. Allerdings müsse jeder Einzelne im Team auch erst befähigt werden, Verantwortung zu übernehmen, findet die 41-Jährige und warnt davor, einfach alles auf andere „rüberzukippen“.
Letztlich gäbe es auch viele Menschen, berichtet die Headhunterin, die nur Verantwortung übernehmen wollten, weil die Position mit Status, Anerkennung und Macht verbunden sei. Dabei brauche es eine Welt, „die von Reife geleitet wird, nicht von Ego“. Reife sei allerdings nicht gleichzusetzen mit Lebensalter, das sehe man an dem ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump.
Und Reife bedeute nicht, einfach blind Erwartungen zu erfüllen, die eigenen Bedürfnisse zurück- und sich selbst nur in den Dienst von anderen zu stellen.
Buchheim sieht ein Problem darin, dass sich vor allem junge Menschen immer häufiger gegen Führungspositionen entscheiden. „Wir sind gesellschaftlich gerade an dem Punkt, wo wir Gefallen an Individualisierung und der Optimierung persönlicher Lebenszeit gefunden haben“, sagt Buchheim. Die Folge sei, dass viele gar nicht mehr führen möchten, weil sie keine Abstriche machen wollten.
Das macht sich auch auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar: Von Januar bis September 2022 wurde ein Drittel mehr Stellen für Führungskräfte in Deutschland ausgeschrieben als noch im Vorjahreszeitraum. Das zeigen Zahlen der Berliner Personalmarktforschung Index.
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