Personalberaterin Martina von Hettinga erklärt, warum eine 42-Stunden-Woche keine Lösung ist und was Unternehmen stattdessen gegen den Fachkräftemangel tun können.
Martina van Hettinga
Martina van Hettinga im Podcast Handelsblatt Rethink Work
Düsseldorf 42-Stunden-Woche, Rente ab 70: In den vergangenen Wochen wurde in Deutschland viel darüber diskutiert, wie der sich verschärfende Fachkräftemangel und ein damit einhergehender Wohlstandsverlust vermeiden ließen.
Digitalwirtschafts-Personalberaterin Martina van Hettinga von „i-Potentials“ erlebt in ihrer täglichen Arbeit allerdings einen gegensätzlichen Trend: Ihr zufolge wollen viele Führungskräfte eine 30-Stunden-Woche – was die meisten Unternehmen allerdings weiterhin nicht anbieten würden. Aus van Hettingas Sicht verschlimmere das die Situation langfristig: ”Wenn ich jetzt die 42-Stunden-Woche fordere, dann behandle ich die wenigen Führungskräfte, die ich noch habe, nicht mit dem nötigen Respekt.“
Vermehrte psychische Erkrankungen aufgrund der hohen Belastung seien die Folge, auch ließen sich immer weniger Top-Digitalspezialisten überhaupt noch fest anstellen. „Sie sagen: Warum soll ich mich in so ein 40 Stunden Verhältnis begeben? Ich bin einer der Top 20 in Deutschland, ich bin nur noch Freelancer und Berater.“
Während van Hettinga bei der Frage nach Remote-Work und flexiblen Arbeitszeiten in den vergangenen Jahren positive Effekte beobachten konnte, sei Teilzeit auf Führungsebene für viele Unternehmen immer noch ein No-go. „Es kommen dann die klassische Bedenken wie eine fehlende Produktivität oder Ineffizienzen. Auch bei Tandem-Lösungen sehen wir immer wieder diese Bedenken“, sagt van Hettinga.
Neben den Teilzeit-Modellen, die insbesondere für qualifizierte Eltern äußerst attraktiv sein, sieht van Hettinga auch in smarteren Arbeitsmethoden, Automatisierung und einer erleichterten Zuwanderung Chancen. Durch die aktuell angespannte wirtschaftliche Lage gebe es auch hier allerdings oft einen Innovationsstop: „Alle stellen sich schon auf Sparkurs ein und sind jetzt sehr liquiditätsbewusst, was ja auch sinnvoll ist. Aber gerade der Mittelstand, der klassischerweise sehr gut aufgestellt und profitabler ist, sollte jetzt nicht den Fehler begehen, komplett einzusparen und und Innovationen abzusägen.“
Wie oft sie am Ende wirklich Führungskräfte in Teilzeit einstellen konnte, was Fachkräfte in der Digitalbranche mittlerweile durchschnittlich verdienen und ob wir mit der gewünschten sinkenden Arbeitslosigkeit automatisch einen Wohlstandsverlust in Kauf nehmen müssen, erzählt Van Hettinga in der aktuellen Folge Handelsblatt Rethink Work.
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×
Kommentare (2)