Die promovierte Physikerin erforscht von der Erde aus den Weltraum. Die Analog-Astronautin über Frauen im All, ihr KI-Start-up und Leben auf dem Mars.
Düsseldorf One small step for a man – aber hierzulande immer noch ein Riesenschritt für eine Frau. Carmen Köhler will das ändern – sie erforscht als Analog-Astronautin von der Erde aus die Planeten und setzt sich dafür ein, endlich die erste deutsche Astronautin ins All zu schicken.
Ihre Karriere ist beeindruckend: Obwohl die gebürtige Berlinerin schon als Kind nach den Sternen greifen will, macht sie nach dem Abi eine Ausbildung zur Friseurin – erst als eines Tages ein Wirtschaftsprofessor zum Haareschneiden in den Salon kommt und er beim Plaudern ihre Leidenschaft für Mathematik bemerkt, kommt der Stein ins Rollen.
„Ich dachte immer, wenn ich mal studieren würde, würde ich Mathe studieren, hatte mir das aber nicht zugetraut“, erzählt Köhler in der neuen Folge von Handelsblatt Mindshift. „Aber dann meinte der Professor, wenn man für etwas wirklich brennt und eine Leidenschaft für etwas hat, dann ist man darin auch automatisch gut.“
Analog-Astronautin ist man nur ehrenamtlich
Carmen Köhler testet ehrenamtlich teures Equipment - hier einen 50 kg-schweren Raumanzug - für Weltraumbehörden und führt wertvolle Experimente durch, aber es gibt kein Geld dafür.
Bild: Florian Voggeneder
Ein Satz, der bei der jungen Frau einiges bewegt. Köhler beendet noch ordentlich ihre Lehre und fängt dann tatsächlich an, Mathematik und Meteorologie zu studieren, promoviert in Physik und ergattert einen Job beim Deutschen Wetterdienst.
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„Man ist nicht mutig, weil man keine Angst hat, sondern wenn man die Angst überwindet“, sagt Carmen Köhler. „Man sollte einfach seine Ängste Ängste sein lassen und mutig sein, und wenn es nicht klappt, dann klappt es eben nicht. Aber dann hat man es immerhin versucht. Und dann hat man einen Plan B in der Tasche und macht wieder etwas anderes.“
Wenn man auf dem Mond oder dem Mars war, kann man die Erde auch wieder ganz anders schätzen. Es muss dann alles so trivial erscheinen. Ich glaube, dass man jeden einmal kurz hochschicken sollte, dann würden wir auf jeden Fall nicht so mit der Erde umgehen und wir wären alle ein bisschen bessere Menschen. Carmen Köhler
Wenn Dr. Carmen Köhler gerade nicht in der Wüste von Oman oder in einem Tiroler Gletscher im Raumanzug wochenlange Mars-Missionen simuliert, ist sie inzwischen Chefin ihrer eigenen Firma P3R, die sich mithilfe Künstlicher Intelligenz um Wetter- und Erdbeobachtungsdaten kümmert. Sogar Friseurin ist sie noch ab und zu in ihrer Freizeit. Im Corona-Lockdown hat sie ihren Freunden per Videokonferenz gezeigt, wie die sich selber die Haare schneiden können.
Mit „Astro-Carmen“ haben wir in Handelsblatt Mindshift darüber gesprochen, was man auf dem Mars alles können muss, wie sie in Extremsituationen die Nerven behält, warum wir auch Frauen im Weltraum brauchen und wie familienfreundlich ein Job ist, bei dem man zwei Jahre lang 400 Millionen Kilometer von der Erde entfernt ist.
Carmen Köhler beim Test einer Mars-Mission
Eine bemannte Marsmission gilt als eine der größten technologischen Herausforderungen der Menschheit.
Bild: OeWF Gregor Kuntscher
Carmen Köhler testet Raumanzüge im Wert eines Ferraris
Rund 500 Tage würden Hin- und Rückreise zum Mars dauern. Der Abstand zur Erde liegt, je nach Stand der beiden Planeten, zwischen rund 50 Millionen und 400 Millionen Kilometern. Etwa genauso weit, als würde man 86.000 Mal von München nach Berlin fahren.
Bild: Astroland
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