Der Unternehmer hat sich jahrelang zwischen Beruf und Familie aufgerieben. Heute lässt er kürzer, aber effizienter arbeiten – von 8 bis 13 Uhr, bei vollem Gehalt.
Düsseldorf Wäre das nicht toll: jeden Tag schon um 13 Uhr Feierabend und das bei gleichem Gehalt und vollem Urlaub? Was fast zu schön klingt, um wahr zu sein, gibt es tatsächlich – in Bielefeld wagte der Unternehmer Lasse Rheingans als erstes deutsches Unternehmen diesen Schritt.
In der neuen Folge von Handelsblatt Mindshift erzählt der zweifache Vater, wie er sich jahrelang zwischen seinem Job als Geschäftsführer einer Werbeagentur und der Familie bis zur Erschöpfung aufgerieben hatte. 2017 zog er die Reißleine, kaufte eine kleine IT-Consulting-Agentur und startete ein Experiment: die 25-Stunden-Arbeitswoche.
Was verrückt klingt, funktionierte schon in kürzester Zeit so gut, dass er dabeiblieb – bis heute gibt es bei Lasse Rheingans den Fünf-Stunden-Arbeitstag. Denn Rheingans ist überzeugt: „Es arbeitet doch niemand acht Stunden im Büro.“
Die schlimmsten Zeitfresser wurden ausfindig gemacht („Slack ist ein Produktivitätskiller!“) und gemeinsame Regeln definiert, etwa nur noch 15-Minuten-Meetings. „Da war der Standard früher eine Stunde“, erzählt Rheingans im Podcast, „aber heute müssen wir uns darin trainieren, dass wir ganz klar und schnell zum Punkt kommen. Und es darf auch nur zum Meeting kommen, wer eine aktive Rolle hat, sonst brauchen wir denjenigen nicht.“
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Seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind jetzt nicht nur produktiver, sondern auch kreativer und innovativer. Lasse Rheingans: „Da haben alle etwas davon. Die Menschen leisten das Gleiche wie vorher, sind aber dabei noch zufriedener, bilden sich freiwillig fort und sind glücklich beim Arbeiten.“
Slack ist ein Produktivitätskiller, weil da so viel Geschnatter ohne Regeln und ohne Kontrolle ist. Das ist ja auch toll, vor allem für Leute, die gut und gerne mit Menschen arbeiten. Aber es ist eben auch oft der Grund, warum man wesentlich länger arbeitet, als man eigentlich müsste. Lasse Rheingans
Das klingt auf den ersten Blick nach dem perfekten Job – fünf Stunden arbeiten, aber für acht Stunden bezahlt werden. Die Wahrheit ist aber auch, dass man in fünf Stunden alles erledigen muss. Ein Rennen gegen die Zeit, das durchaus Stress und Druck verursachen kann. „Das ist enorm anstrengend und es gehören eine ganze Menge Selbstdisziplin, Selbstorganisation und Reflexionsfähigkeit dazu“, erklärt der Bielefelder. „Und es braucht Konfliktfähigkeit im Team.“
Wenn dann noch etwas Unvorhergesehenes wie die Corona-Pandemie dazukommt, gerät auch das beste New-Work-Modell ins Wanken. „Aktuell läuft es bei uns ein bisschen anders. Wir haben viele Methoden neu eingeführt, ganz viele Dinge über Bord geworfen und wieder hinterfragt“, erzählt Rheingans. Zum Beispiel gibt es seit der Pandemie eine Zeiterfassung. Nicht, um die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu kontrollieren, sondern, „um zu überprüfen und zu validieren, dass niemand zu lange arbeitet und jeder vor Überlastung geschützt wird“.
Aber wie funktioniert das alles ganz konkret? Welche Regeln müssen eingehalten werden und wie schafft man in nur fünf Stunden dieselbe Arbeit wie sonst in acht Stunden? Wie lässt sich der Austausch der Kollegen sichern, wenn keine Zeit mehr für den kurzen Schwatz bleibt? Das erklärt uns heute Lasse Rheingans im Gespräch. Und er zeigt, wo die Fallstricke des Modells liegen und wozu er und seine Mitarbeiter jetzt die zusätzliche Freizeit nutzen.
Lasse Rheingans: Die 5-Stunden-Revolution - Wer Erfolg will, muss Arbeit neu denken
Campus
ISBN: 9783593510729
224 Seiten, 24,95 Euro
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