PremiumClemens Fuest fordert im Podcast ein besonnenes Vorgehen bei der Frage nach einem Energieembargo gegen Russland. Es sei unklug, Russland zu „nordkoreanisieren“.
Düsseldorf Ifo-Präsident Clemens Fuest plädiert angesichts des Ukrainekriegs für eine gründliche Analyse der deutschen Außenwirtschaftsbeziehungen aus der Perspektive der Geopolitik. Er warnt die Politik aber vor allzu hektischen Schlussfolgerungen in der aktuellen Lage und führt folgendes Beispiel an: „Nie wieder mit Russland zu handeln ist strategisch völliger Unsinn“, sagt Fuest in der neuen Folge von „Handelsblatt Today“.
Beim Thema Energie sei die strategisch richtige Lösung für die Zeit nach dem Ukrainekrieg, alternative Gasbezugsquellen aufzubauen, um jederzeit in der Lage zu sein, die Gasimporte aus Russland abzustellen. Wenn jedoch günstige Gasimporte aus Russland möglich seien, sollten sie aus Fuests Sicht weiter durchgeführt werden.
„Verkaufen wird Russland sein Gas sowieso, und da ist es doch besser, Russland ist von uns abhängig – und zwar einseitig abhängig“, sagt Fuest. Man müsse in der Lage sein, sich relativ schnell unabhängig zu machen, „aber unklug ist es, den Handel ganz einzustellen und Russland zu nordkoreanisieren, denn das würde bedeuten, dass Russland auch nicht mehr vom Westen abhängig ist“.
Deutschlands Attraktivität als Investitionsstandort für energieintensive Industrien nimmt laut dem Ifo-Präsidenten ab: „Wir haben bis vor Kurzem noch den Standortvorteil günstiger Gasversorgung aus Russland gehabt, und es bestand die Aussicht, dass das noch günstiger wird durch Nord Stream 2. Das Thema ist jetzt erledigt.“
Um künftiges Wachstum zu sichern, sei es wichtig, die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland zu regeln. „Wir brauchen eine europäisch koordinierte Energiepolitik“, sagt Fuest. Und: „Wir müssen sehen, dass wir andere Märkte erschließen und uns darauf einstellen, dass das Wachstum des Handels mit China eher abflauen wird, selbst wenn China sich jetzt nicht auf die russische Seite schlägt.“
Denn China werde die Situation beobachten und künftig bei Handelsfragen stärker geopolitisch denken, „sich also stärker unabhängig machen vom Westen“. Das seien alles keine guten Nachrichten für Deutschland.
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