27.11.2019
09:11
Plug-in-Hybride werben mit extrem niedrigen Verbrauchswerten. Doch wie viel Sprit verbraucht man tatsächlich? Wir haben den Skoda Superb iV getestet.
Skoda Superb iV
Der Plug-in-Hybrid wirbt mit extrem niedrigen Verbrauchswerten.
Bild: Skoda
Amsterdam Nur 1,1 Liter – so lautet der WLTP-Verbrauchswert für den neuen Skoda Superb iV. Möglich macht das Plug-in-Hybridtechnik, die wahlweise Fahren mit Benziner und/oder E-Motor erlaubt. Recht weit verbreitet ist die Vermutung, der niedrige Verbrauch würde sich aus einer 100-Kilometer-Fahrt mit maximaler elektrischer Reichweite und der Bewältigung der restlichen Strecke mit Benziner berechnen. Tatsächlich aber wird im offiziellen Messverfahren der elektrische Anteil gewichtet.
Doch wie sieht es im Fall des neuen Skoda Superb iV aus, wenn man 100 Kilometer mit gut gefüllter Batterie zunächst rein elektrisch und dann den Rest mit Benziner fährt? Diese Frage haben wir bei einer ersten Ausfahrt in Holland kurz vor seinem offiziellen Marktstart gestellt. So viel vorweg: Er fuhr sich erfreulich sparsam, allerdings nicht so sparsam, wie der Normwert vermuten lässt.
Wie bei anderen Modellen des VW-Konzerns werden auch beim rund 42.000 Euro teuren Superb iV ein 1,4-Liter-Benziner, ein E-Motor und ein Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe zu einem Antrieb geschmiedet, der eine Reihe verschiedener Fahrmodi erlaubt. Es geht rein elektrisch, hybridisch und auf Wunsch mit voller Unterstützung beider Aggregate sogar sportlich. Immerhin ist die Systemleistung mit 160 kW/218 PS üppig, was im Fall der Superb Limousine eine Sprintzeit aus dem Stand auf 100 km/h in 7,8 Sekunden und eine Höchstgeschwindigkeit von 224 km/h erlaubt.
Recht üppig ist auch die Speicherkapazität der fast 140 Kilogramm schweren Batterie mit immerhin 13 kWh. Das, so die Angabe des Herstellers, soll für 62 WLTP-Kilometer rein elektrischen Fahrens reichen.
Als wir unseren Testwagen mit einer laut Bordcomputer vollständig geladenen Batterie erhalten, werden 41 Kilometer rein elektrische Reichweite angezeigt. Die Fahrt führt vom Amsterdamer Flughafen nach Den Haag, mit hohem Anteil Stadtverkehr und etlichen Überlandpassagen mit Tempolimits von 70, 80 und 100 km/h – für eine effiziente E-Fahrt also gute Bedingungen.
Wird der Superb per Druckknopf gestartet, geht er automatisch in den E-Modus, bei dem konsequent emissionsfrei gefahren wird, solange wie Strom zum Vortrieb zur Verfügung steht. Angesichts des Streckenprofils ist konsequentes Stromern kein Problem, denn der 85 kW/116 PS starke E-Motor erlaubt eine Höchstgeschwindigkeit von 130 km/h. Sanft und geschmeidig, jedoch nicht geräuschlos setzt sich der 1,8-Tonner in Bewegung.
Stark motorisiert
Das Mittelklassemodell verfügt über eine 160 kW/218 PS starke Kombination aus 1,5-Liter-Turbobenziner und Elektromotor.
Bild: Skoda
Sobald das Fahrzeug anfährt, hört man sogar ein typisches Verbrennergeräusch, das erst jenseits der 20 km/h verstummt. Dieser Klang kommt allerdings nicht vom Ottomotor, sondern von einem Soundgenerator, der vor allem Fußgänger warnen soll. Das Beschleunigungspotenzial im E-Modus reicht, um im Verkehr gut mitschwimmen zu können.
Der Energievorrat des Akkus ist indes für eine längere Tour bescheiden. Aus den ursprünglich 41 wurden am Ende unserer rein elektrischen Testrunde 43 emissionsfrei gefahrene Kilometer. Kurz vor Ende des Stromvorrats blinkt noch einmal mahnend der rote Bereich der Batterieanzeige im Kombiinstrument auf, noch bevor die E-Reichweitenanzeige auf 0 fällt. Selbst dann geht es noch elektrisch weiter, allerdings nur kurz, bis sich endgültig der Benziner zu Wort meldet und im dann einsetzenden Hybridmodus weitgehend die Vortriebsarbeit übernimmt.
Sechsgang-Doppelkupplungsgetriebe und der Benziner harmonieren vorzüglich. Eindeutig ist spürbar, dass hier mehr längsdynamisches Potenzial zur Verfügung steht, als wir auf dieser Strecke brauchen. Entsprechend bleibt auch der Verbrauch niedrig, zunächst steigt der Wert zwar kräftig um gut einen Zehntelliter pro Kilometer an, doch schnell verlangsamt sich der Zuwachs.
Dezenter Anschluss.
Geladen wird über eine Klappe im Kühlergrill.
Bild: Skoda
Sogar heftig verlangsamt wird das Auto durch die Motorbremse der E-Maschine, die per Rekuperation Bewegungsenergie in elektrische Energie wandelt, die in die Batterie zurückgespeist wird. Dank dieser Rückgewinnung war zwischendrin immer mal wieder kurzes Stromern möglich. Hier setzt der Superb iV seine effizienzsteigernde Hybridtechnik geschickt ein.
Wohl auch dank Rekuperation zeigte der Bordcomputer nach exakt 100 Kilometern einen Benzinverbrauch von 2,9 Litern an. Angesichts dieses Werts würden 100 Kilometer ohne E-Antrieb einen Verbrauch von 5,2 Liter bedeuten. Das scheint durchaus sparsam, angesichts des Streckenprofils aber auch kein Sparwunder. Real wäre der Verbrauch dann mehr als viermal so hoch wie der angegebene Normverbrauch von 1,1 Litern.
Zusätzlich zum Sprit- gibt es noch den Stromverbrauch. Hier konnte die Praxisfahrt keine verlässliche Auskunft geben. Fährt man eine volle Batterie leer, hat man gut 10 Kilowattstunden verbraucht. Diesen Wert vorausgesetzt, dürfte der Superb iV auf unserem 100-Kilometer-Test Energiekosten von rund fünf Euro für Benzin und drei Euro Strom verursacht haben. Preislich wäre das vergleichbar mit einem Diesel, zu dem der Teilzeitstromer auch als grundsätzliche Alternative gedacht ist.
Gerade förderfähig
Als elektrische Reichweite sind 56 Kilometer angegeben.
Bild: Skoda
Über 80 Prozent der Superb iV will Skoda an Flottenkunden verkaufen, die traditionell vor allem Diesel als Dienstfahrzeuge eingesetzt haben. Theoretisch kann der Nutzer den Skoda sogar günstiger als einen Diesel fahren, wenn er ihn denn konsequent rein elektrisch bewegt. Ein vergleichbarer Superb Diesel ist zwar rund 2000 Euro günstiger in der Anschaffung, dafür können Kunden beim Superb den Umweltbonus abrufen, mit dem sich der Kaufpreis um über 3000 Euro verringern lässt.
Und Dienstwagennutzer müssen nur ein halbes Prozent des Neupreises ihres Fahrzeugs monatlich versteuern. So gesehen bietet der Teilzeitstromer gegenüber konventionell angetriebenen Schwestermodellen grundsätzlich Sparpotenzial.
Viertürige Limousine mit fünf Sitzen; Länge: 4,87 m, Breite: 1,86 m, Höhe: 1,47 m, Radstand: 2,84 m, Kofferraumvolumen: 485 Liter
Antrieb: Plug-in-Hybrid-Antrieb mit 1,4-Liter-Turbobenziner (115 kW/156 PS) und E-Maschine (85 kW/115 PS), maximales Drehmoment (System): 400 Newtonmeter. Lithium-Ionen-Batterie mit 13 kW/h brutto, 10,4 kWh netto Kapazität. Elektrische Reichweite (WLTP) 62 Kilometer. Ladezeit auf 80 Prozent: 3,3 Stunden (bei 3,6 kW) bzw. 5 Stunden (bei 2,3 kW). 0 - 100 km/h: 7,8 sec. Vmax: 224 km/h. Verbrauch (nach WLTP): 1,1 Liter Benzin auf 100 km. CO2-Ausstoß (WLTP): 25 g/km. Grundpreis: 41.590 Euro (ohne Förderung oder Umweltbonus)
Auch mit großem Kofferraum erhältlich
Das Mittelklassemodell mit Plug-in-Hybrid gibt es als viertürige Limousine und gegen 1000 Euro Aufpreis auch als Kombi.
Bild: Skoda
Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.
Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.
×
Kommentare (3)
Herr Matthias Wolff
27.11.2019, 12:31 Uhr
Wenn ich das richtig verstanden habe, wurden die Verbrauchsangaben vom Bordcomputer übernommen. Ich möchte hier nichts Böses unterstellen, aber es würde mich interessieren, was dabei heraus kommt, wenn man den Verbrauch klassisch bestimmen würde:
Tank voll, Batterie leer, Testfahrt, volltanken (bei immer noch leerer Batterie):
gefahrene Liter/gefahrene Kilometer oder
Tank voll, Batterie voll, Testfahrt, volltanken, Batterie aufladen:
(getankte Liter + umgerechnete geladene kWh)/gefahrene Kilometer
Herr Hans Bajohr
27.11.2019, 17:38 Uhr
Meine Erfahrung mit Hybrid: Eine Lüge viel schlimmer als Diesel. Bloß um unseren Schwachköpfen in Berlin nacvh dem Mund zu reden. Ich fahre seit letztem Jahr einen Toyota RAV 4 Hybrid. Angabe 5,1 l/100km. Istverbrauch zu Hause wenn ich mit Samtpfötchen fahre: 8,7 l/100km. Verbrauchsanzeige 7,1 l/100km. Fahrt nach Portugal Autobahn mit ca. 120 Km/h über hin -und zurück 6400 km. Verbrauch 12,7 l/100km. Tanken alle max. 450 km. Spritrechnung für die Tour 800€. Mein nächster wird wieder ein Diesel. Nur kauf ich den nicht mehr in Deutschland.
Herr Walter Thellmann
29.11.2019, 09:51 Uhr
Endlich nach 20 Jahren sind die bei Skoda /VW so weit wie die Japaner. Der Prius der ersten Stunde meines Schwiegersohns läuft heute noch Spitze und wir haben fast 20 Jahre Sprit gespart weil wir wahre Technologiefortschritte früh erkannten.
Wir müssen endlich aufwachen, uns durchringen von dem hohen Trohn des Dünkels abzusteigen sonst droht uns der 2. Fall wie beim Fax. Ich erinnere : es wurde von Deutschen mit entwickelt, hierzulande verlacht, aber die Asiaten haben es umgesetzt und die Welt damit beglückt. Innovationen haben es hier echt schwer!
Die Welt investiert in unsere Ideen und wir schauen auch jetzt nur zu. Ich vermisse die notwendige Unterstützung der Politik um wirklich NEUES an den Markt zu bringen. Wo bleibt der Wasserstoffvorsprung!?
Wo bleibt der Elektroautoboom? Jetzt im letzten Augenblick, wenn jede Hinterhoffirma beweist Elektroautos bauen zu können, müssen wir bei der Kernindustrie Deutschlands, Arbeitsplätze abbauen, anstatt diese zeitig umzustellen. Danach schreien wir wieder nach geschultem Personal!?
Um es klar zu machen. Ich unterwerfe mich keiner "Kirche" und Panikmache.Wie und womit ich mich fortbewege, ist meine Entscheidung. Wenn ich aber keine Möglichkeit vorfinde Wasserstoff zu tanken oder ein E- Auto zu laden, ist die Politik mit gefragt um durch Investitionen den Rahmen abzubilden damit Fortschritt überhaupt stattfinden kann! So wie ich das sehe; von einer zur anderen Wahlurne werden wir immer ein bisschen mehr manipuliert. Es reicht,- wacht auf oder wir müssen uns bald schämen als Deutsche, wenn wir ins Ausland fahren, zuzusehen, wie einfach, praktisch, gewinnbringend für alle moderne Technologie sein kann während wir noch immer wie verstört Dieselbashing betreiben. "Entscheidend ist was hinten raus kommt" hat mal Einer richtig erkannt, und nicht was rein geht.
Technologie kann vieles lösen aber keine Ideologie verhindern. CO2 abbauen? OK aber mit Bedacht.Damit nicht mit dem E-Auto auch die DDR nr.2 einzieht.
Bleibt frei.