Handelsblatt App
Jetzt 4 Wochen für 1 € Alle Inhalte in einer App
Anzeigen Öffnen
MenüZurück
Wird geladen.

08.09.2022

17:42

+++ EZB-Newsblog +++

EZB-Präsidentin Lagarde signalisiert weitere Zinsschritte

Von: Jan Mallien, Lisa Oenning

Die Notenbank hat erneut ihre Geldpolitik gestrafft. Anschließend hat die EZB-Chefin die Beschlüsse erläutert. Die Pressekonferenz zum Nachlesen.

Die Europäische Zentralbank hat ihre Zinsentscheidung nun bekanntgegeben: Sie hebt den Leitzins um 0,75 Punkte auf 1,25 Prozent an. Der zurzeit noch wichtigere Zins, den Banken für ihre Einlagen bei der EZB bekommen, steigt von null auf 0,75 Prozent
Redaktionell
Redaktionell
Neueste zuerst
Älteste zuerst
See latest updates
Neuen Beitrag anzeigen
Neue Beiträge anzeigen
Kein Beitrag vorhanden
Lisa Oenning
Die Pressekonferenz ist beendet.
|
Lisa Oenning
Während der Pressekonferenz gerät der Euro unter Druck: Aktuell liegt er unter der Parität zum Dollar. Einen konkreten Wechselkurs hat die EZB laut Lagarde aber nicht im Visier. Sie nehme die Kursschwäche und Abwertung der Gemeinschaftswährung vor allem zum Dollar zur Kenntnis. Die Währungshüter verfolgten die Entwicklungen am Devisenmarkt sehr aufmerksam, zudem habe der Euro-Kurs einen Einfluss auf die hohe Inflation. „Aber wir zielen nicht auf einen Wechselkurs ab." 

Dies habe die EZB nicht getan und werde es auch künftig nicht tun.
|
Lisa Oenning
Nach dem Zinsentscheid meldet sich auch Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) erneut zu Wort: Er bezeichnet die Entscheidung im Bundestag als einen starken Zinsschritt, „der verdeutlicht, dass alle sich der Herausforderung stellen müssen, die Inflation zu bekämpfen".

Inflation sei „ das Verarmungsprogramm für die Familien in der Mitte der Gesellschaft". Eine hohe Teuerungsrate führe dazu, dass unternehmerische Risiken gescheut und Investitionen unterlassen würden.

Inflation bekämpft man nicht mit immer neuen Staatsschulden.

Christian Lindner, Bundesfinanzminister

|
Jan Mallien
Lagarde macht deutlich, dass sich die EZB demnächst mit den Bedingungen der Langfristkredite für Banken (TLTRO) befassen will. Auch wenn heute keine Entscheidung dazu gefallen ist, könnte bald etwas folgen.
|
Jan Mallien
Auf die Frage, wie relevant die eigenen Inflationsprognosen der EZB für die Geldpolitik sind, antwortet Lagarde nicht direkt. Sie räumt ein, dass man Fehler gemacht habe und Korrekturen an den Modellen vorgenommen habe. Sie übernehme die Verantwortung für die Fehler. 

Gleichzeitig sagt sie aber auch, dass andere Notenbanken mit ihren Vorhersagen auch daneben gelegen hätten.
|
Jan Mallien
Die US-Notenbank Fed und die Bank von England haben bereits damit begonnen ihre Bilanz zu schrumpfen, indem sie  auslaufende Anleihen aus dem Bestand nicht mehr ersetzen oder sogar verkaufen. Auf die Frage, ob die EZB diesem Beispiel folgen könnte, sagt Lagarde, dass erstmal die Zinsen im Vordergrund stehen.   
|
Lisa Oenning
Die Entscheidung der EZB zeigt laut Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW-Bank, dass die Notenbank mit Entschlossenheit handelt, um das Ziel der Preisstabilität zu erreichen. „Dieser Kurs wird allerdings noch einige Opfer und notwendige, nachfrageseitige Anpassungen bei Haushalten, Unternehmen und dem Staat erfordern." 

Sollte die EZB hingegen zu früh lockern, läuft sie Köhler-Geib zufolge Gefahr, „dass erreichte Erfolge vergeblich waren und die langfristigen, ökonomischen Kosten der Inflationsreduzierung nur gestiegen sind".
|
Lisa Oenning
Die EZB-Führung hat laut Lagarde die historische Zinserhöhung mit großer Einigkeit beschlossen

Wir hatten unterschiedliche Ansichten am Tisch, eine gründliche Diskussion, aber das Ergebnis unserer Diskussionen war eine einstimmige Entscheidung.

Christine Lagarde, EZB-Präsidentin

|
Lisa Oenning
Ein erneuter Blick von Handelsblatt-Marktexperte Jürgen Röder auf den deutschen Aktienmarkt:  Während der Pressekonferenz rutscht der Dax 1,6 Prozent beziehungsweise 200 Punkte ab und liegt bei 12.712 Punkten.

Deutlich reagiert auch der Anleihemarkt. Die Rendite für eine zehnjährige Bundesanleihe steigt angesichts der Zinserhöhung von 1,58 Prozent auf 1,69 Prozent. Eine zweijährige Bundesanleihe, die stärker auf Zinsveränderungen reagiert, legt zwischenzeitlich von 1,11 auf 1,28 Prozent zu. 

Der Euro fällt mit 0,9962 Dollar wieder unter die Parität. Zuvor notierte die Währung bei 1,002 Dollar.
|
Jan Mallien
Wichtiger Satz von Lagarde: „Wir haben nicht gesagt, dass 75 Basispunkte jetzt die Norm für Zinserhöhungen sind. Das sind sie nicht."

Und: „Wir wollen die nötigen Schritte machen, um die Inflation wieder auf unseren Zielwert zubringen. Dafür werden wir mehrere Ratssitzungen brauchen. Was heißt mehrere Ratssitzungen? Mehr als zwei, aber wahrscheinlich weniger als fünf, wenn man diese Ratssitzung mitzählt. Ich überlasse es ihnen zu schätzen, ob es jetzt zwei, drei oder vier werden.“
|
Lisa Oenning
Michael Holstein, Chefvolkswirt der DZ Bank, begrüßt den Rekordzinsschritt. Er komme allerdings zu spät – denn die Wirtschaft im Euro-Raum befinde sich bereits auf dem Weg in eine Rezession. Nun müssten die Notenbanker eine mögliche Verschärfung des konjunkturellen Abschwungs riskieren, um den Inflationsauftrieb abzubremsen.

Für die Notenbank ist das ein Dilemma – doch ein längeres Warten wäre noch teurer als ein beherztes Gegensteuern in wirtschaftlich unsicheren Zeiten.

Michael Holstein, DZ-Bank-Ökonom

|
Lisa Oenning
Nun dürfen die Journalisten Fragen stellen.
Bild: Reuters
|
Lisa Oenning
Lagarde bekräftigt, dass die EZB ihre künftigen Entscheidungen von den jeweiligen Wirtschaftsdaten abhängig machen und die notwendigen Maßnahmen ergreifen werde, um Preisstabilität zu gewährleisten. Preisstabilität sieht die Notenbank bei einer Inflationsrate von etwa zwei Prozent.
|
Lisa Oenning
Die EZB-Präsidentin betont, dass die Inflation weiterhin von mehreren Faktoren getrieben werde – und zwar von stark steigenden Energie- und Nahrungsmittelpreisen, dem in einigen Sektoren herrschenden Nachfragedruck infolge der Wiederöffnung der Wirtschaft sowie von Lieferengpässen. „Der Preisdruck hat in der gesamten Wirtschaft weiterhin an Stärke und Breite gewonnen", sagt Lagarde. 

Auf kurze Sicht könne die Inflation zudem weiter anziehen. Wenn die derzeitigen Inflationstreiber mit der Zeit nachlassen und die Normalisierung der Geldpolitik auf die Wirtschaft und die Preisbildung durchschlägt, wird die Inflation sinken, so Lagarde.
|
Lisa Oenning
Der EZB-Rat geht auf Grundlage seiner aktuellen Einschätzung laut Lagarde davon aus, dass er die Zinsen in den nächsten Sitzungen weiter erhöht, um die Nachfrage zu dämpfen und dem Risiko einer andauernden Aufwärtsverschiebung der Inflationserwartungen vorzubeugen.
|
Lisa Oenning
EZB-Präsidentin Christine Lagarde tritt nun vor die Presse, um die Beschlüsse ihrer Notenbank zu erläutern
|
Jan Mallien
Überraschend ist, dass die EZB nichts an der Vergütung der Reserven oder an den Bedingungen der Langfristkredite (TLTRO) ändert. Ansonsten ist der Umfang der Zinserhöhungen so, wie im Vorfeld erwartet.
|
Lisa Oenning
Ein Blick auf den deutschen Aktienmarkt: Der Dax reagiert auf die Entscheidung mit einer hohen Schwankung von 100 Punkten innerhalb weniger Minuten. Mit einem Minus von 0,7 Prozent und einem Stand von 12.824 Zählern notiert er nun auf dem ähnlichen Niveau wie vor der Entscheidung.
|
Lisa Oenning
Auch ihre Wachstumsprognose  für den Euro-Raum haben die Währungshüter angepasst. Sie erwarten nun für:

2022: 3,1 Prozent (Juni: 2,8)
2023: 0,9 Prozent (2,1 Prozent)
2024: 1,9 Prozent (2,1 Prozent)
|
Lisa Oenning
Die Europäische Zentralbank korrigiert ihre Inflationsprognose deutlich nach oben. Sie erwartet nun für:

2022: 8,1 Prozent (Juni: 6,8 Prozent)
2023: 5,5 Prozent (3,5 Prozent)
2024: 2,3 Prozent (2,1 Prozent)
|

Direkt vom Startbildschirm zu Handelsblatt.com

Auf tippen, dann auf „Zum Home-Bildschirm“ hinzufügen.

Auf tippen, dann „Zum Startbildschirm“ hinzufügen.

×