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Finanzierung für Innovationen

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Investoren setzen auf KI und autonomes Fahren

Die Investoren wollten alle an den neuesten Technologieentwicklungen teilhaben, der Künstlichen Intelligenz oder dem autonomen Fahren, beobachtet EY-Partner Prüver. Allerdings seien deutsche Wagnisfinanzierer, bedingt durch bisher eher geringe Fondsvolumina, viel vorsichtiger als ihre Rivalen aus den USA.

„Deswegen wird dann doch viel in bewährte Geschäftskonzepte investiert, die nur bedingt innovativ und disruptiv sind“, sagt Prüver. „Besonders gefragt sind Start-ups mit einem funktionierenden Geschäftsmodell in den Bereichen Fintech, Insurtech, Enterprise Software und Mobility. Und es wird auch immer noch in E-Commerce-Firmen investiert“, sagt Riedlbauer von GP Bullhound.

Im Fokus des neuen Lakestar-Fonds stehen, wie auch schon bei den bisherigen Fonds, Wachstumsunternehmen aus Europa. Solche Unternehmen haben Hommels und seine Kollegen in den vergangenen Jahren immer wieder gefunden. So investierten sie in den Musik-Streamingdienst Spotify, das Rasierer-Start-up Harry’s und das Insurtech Oscar.

Tendenziell würden die Fonds immer größer, sagt Managing Partner Willi Mannheims von eCapital. Dies sei aber auch notwendig, um jungen Unternehmen mit Wachstumsambitionen eine Perspektive in Deutschland zu bieten und sie damit hierbehalten und entwickeln zu können.

Allerdings kann auch der neue Fonds von Hommels nicht darüber hinwegtäuschen, dass Europa und Deutschland noch größere Anstrengungen im Venture-Capital-Markt brauchen. „Der deutsche Markt holt auf, aber der Abstand zu den USA bleibt gewaltig“, sagt Riedlbauer. „Wir brauchen noch mehr Unternehmer, die schnell wachsende Firmen mit globalen Ambitionen aufbauen.“ Ähnlich argumentiert auch Hommels seit Jahren.

US-Dominanz hat strukturelle Wurzeln

Die Gründe für den Vorsprung der angelsächsischen Venture-Capital-Kultur sind seit Jahren die gleichen. Erstens: Die Altersvorsorge in den USA setzt auf den Kapitalmarkt, die Pensionskassen stecken sehr viel höhere Anteile ihrer Mittel in Aktien und Beteiligungskapital als deutsche Versorgungswerke und Versicherungen.

Zweitens: Die amerikanischen Venture-Fonds haben mit Beteiligungen an Facebook, Google & Co unglaublich viel Geld verdient und sind heute mit sehr großen Fonds unterwegs. Deutschland holt hier nur langsam auf und schickt jetzt die staatliche Förderbank KfW ins Rennen, um den Abstand nicht noch größer werden zu lassen.

Im ersten Halbjahr 2019 war die Tochter KfW Capital an sechs Venture-Capital-Fondsinvestments mit einem Volumen von rund 77 Millionen Euro beteiligt. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum hat sich das Volumen damit fast verdoppelt. Ab dem Jahr 2020 will die KfW Capital durchschnittlich rund 200 Millionen Euro pro Jahr investieren – insgesamt zwei Milliarden Euro in den nächsten zehn Jahren.

Drittens: Mit der Technologiebörse Nasdaq und den chinesischen Börsenplätzen haben die US-Wagnisfinanzierer und die Geldgeber aus dem Reich der Mitte gut funktionierende „Exit“-Kanäle für ihre reifen Beteiligungen. Deutschland hat sich dagegen nie richtig vom Niedergang der Wachstumsbörse Neuer Markt erholt.

Im vergangenen Jahr wurden laut dem Analysehaus Preqin 44 Prozent aller VC-Deals von nordamerikanischen Geldgebern finanziert, 25 Prozent von chinesischen und 19 Prozent von europäischen Fonds. Besonders spürbar holen die Chinesen auf, drei der zehn größten Venture-Fonds kommen heute aus dem Reich der Mitte.

In den kommenden fünf Jahren werden die verwalteten Unternehmen und Vermögensteile der Wagnisfonds laut Preqin weltweit eine Billion Dollar erreichen – Europa und Deutschland werden sich nach Einschätzung der meisten Experten anstrengen müssen, um nicht zurückzufallen.

Das sind Zahlen, die Investoren wie Hommels so nicht akzeptieren wollen. Wenn Europa sein Finanzierungsproblem nicht in den Griff bekomme, warnt der Investor auf jedem Podium, dann werde der Wohlstand in Zukunft anderswo entstehen. Fonds wie der von Lakestar können daher nur ein erster Schritt sein.

Mehr: Der neue Deutschlandchef von Facebook spricht im Interview mit dem Handelsblatt über Datenskandale, Ärger mit Aufsehern – und den europäischen Einfluss auf die Strategie von Facebook.

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