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21.03.2023

19:18

Fondsmanager-Umfrage

Bankenkrise: Investoren fürchten weitere Ausfälle

Von: Andrea Cünnen

PremiumDie Bankenkrise macht institutionelle Anleger vorsichtig. Sie horten wieder mehr Cash und halten wenig Aktien. Vor allem US-Aktien sind unbeliebt.

Die Fondsmanager-Umfrage der Bank of America erfasst die Einschätzungen institutioneller Investoren zur Wirtschaft. Reuters

Bank of America

Die Fondsmanager-Umfrage der Bank of America erfasst die Einschätzungen institutioneller Investoren zur Wirtschaft.

Frankfurt Sieben Monate waren es Inflation und höher als erwartete Zinserhöhungen der Notenbanken, die Investoren die größten Sorgen machen. Doch die Finanzwelt hat sich in den vergangenen beiden Wochen geändert.

Die Pleiten von Silicon Valley Bank und Signature Bank in den USA und die Not-Übernahme der Credit Suisse durch die UBS rücken ein anderes Problem in den Fokus institutioneller Anlegerinnen und Anleger: Ein sogenanntes systemisches Kreditereignis, also weitreichende Zahlungsausfälle, ist laut Bank of America im März auf Platz eins der größten potenziellen Risiken vorgerückt, welche die Märkte belasten könnten.

Die Bank of America (BofA) befragt jeden Monat institutionelle Investoren weltweit zu ihren Einschätzungen der Wirtschaft und dazu wie sich in verschiedenen Anlagekassen positionieren. Die viel beachtete Umfrage lief zuletzt zwischen dem 10. und 16. März – also nach der Pleite der Silicon Valley Bank und kurz vor der Rettung der Credit Suisse.

Diesmal machten bei der Umfrage 212 Portfoliomanagerinnen und Portfoliomanager bei Fondshäusern, Vermögensverwaltern, Banken, Versicherern, Pensionskassen und Hedgefonds mit. Zusammen verwalten sie knapp 550 Milliarden Dollar.

Ein systemisches Kreditereignis hatten Investoren bislang nur unter ferner liefen auf dem Schirm. Jetzt sehen es 31 Prozent der Befragten als Bedrohung Nummer eins. Das höchste Risiko für weitere Ausfälle sehen die Geldverwalter bei Schattenbanken, also bei Finanzunternehmen, die ähnliche Aufgaben wie Banken übernehmen, aber weniger reguliert sind. Dazu zählen Wagniskapitalgeber und Private-Equity-Fonds für nicht-börsliche Unternehmensbeteiligungen. Darüber hinaus sehen Investoren Gefahren bei hochverschuldeten US-Firmen und Immobilienunternehmen

Mehr Manager erwarten eine Rezession

Die Sorgen rund um die Bankenkrise zeigen sich aber auch an anderen Stellen der Umfrage: Die Stimmung der Investorinnen und Investoren ist wieder deutlich gesunken. Das zeigt der Sentiment-Indikator der BofA. Dieser setzt sich aus den Erwartungen der Investoren an das Wirtschaftswachstum, den Bargeldquoten und der Positionierung in Aktien in den Portfolios zusammen und ist wieder deutlich gesunken. Im Oktober vergangenen Jahres hatte dieser Indikator den tiefsten Stand seit über 20 Jahren erreicht, danach stieg er etwas, jetzt ist er erneut zurückgefallen.

Mit Blick auf die Entwicklung der Wirtschaft rechnen laut der Umfrage unter dem Strich 42 Prozent der Investoren damit, dass die Wirtschaft in den nächsten zwölf Monaten in eine Rezession abrutscht. Im Februar hatten dies nur 24 Prozent befürchtet. Ann-Katrin Petersen gehört zu denjenigen, die meinen, dass sich die Anzeichen für eine Rezession verdichten. Ein Grund dafür: „Die Ereignisse der vergangenen zwei Wochen dürften dazu führen, dass Banken ihre Kreditvergabe einschränken“, sagt die Kapitalmarktstrategin bei der Fondsgesellschaft Blackrock.

Viele Investoren setzen wegen der Unsicherheit wieder stärker auf Bargeld beziehungsweise auf kurzfristige Geldmarktanlagen. Die durchschnittliche Cash-Quote in den Portfolios ist laut der BofA-Umfrage von 5,2 auf 5,5 Prozent gestiegen. Die Bargeldbestände liegen jetzt seit 15 Monaten über fünf Prozent. Das ist die längste Periode mit überdurchschnittlich hohen Cash-Quoten seit dem Platzen der Dotcomblase.

Schon zehn Monate hält zudem die Phase an, in der Investoren Aktien untergewichten. Das bedeutet: Sie halten weniger Aktien als es die Benchmarks für die Häuser der Portfoliomanager vorgeben. Im März waren unter dem Strich 27 Prozent der Befragten in Aktien untergewichtet und damit nur etwas weniger als im Februar.

Bankaktien sind nicht mehr gefragt

Dabei gibt es aber deutliche Unterschiede. US-Aktien sind noch unbeliebter geworden: 44 Prozent der Fondsmanager halten weniger US-Aktien als üblich. Aktien aus der Euro-Zone und den Schwellenländern sind beliebter. Hier liegt die Übergewichtung bei 19 beziehungsweise 37 Prozent. Wenig überraschend sind zudem die Aktien von Banken unbeliebter geworden. Noch im Februar hatten 23 Prozent der Investorinnen und Investoren gesagt, dass sie Bankaktien in ihren Portfolios übergewichten – jetzt halten sich drei Prozent bei Bankaktien zurück.

Die gute Nachricht ist: Die negative Stimmung, die sich an Wirtschaftsentwicklung, Cash- und Aktienquoten ablesen lässt, ist prinzipiell als Signal für eine Kapitulation zu verstehen – ein positives Zeichen für die Börsen. Bei einer Kapitulation nehmen Investoren schon das Schlimmste an und haben sich bereits von Aktien getrennt.

Gegen eine solche Kapitulation spricht indes nach Ansicht der Strategen der BofA, dass in diesem Jahr aus weltweiten Aktienfonds kaum Geld abgeflossen ist. Von daher gebe es noch keine echte Kapitulation und somit weiteres Abwärtspotenzial für die Börsen.

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