Novavax hat als erster die Zulassung für einen Proteinimpfstoff erhalten. Wie Analysten den US-Hersteller und die Aktie jetzt bewerten und wo sie Problemen sehen.
Novavax-Impfstoff
Umfangreiche Lieferverträge mit diversen Abnehmern.
Bild: imago images/Pixsell
Frankfurt, Düsseldorf Mit einem serienreifen Produkt gegen Covid-19 steht Novavax vor dem Durchbruch im lukrativen Impfstoffgeschäft. Nach tiefroten Zahlen in den Vorjahren rechnen Analysten im laufenden Jahr mit einem Nettogewinn von rund zwei Milliarden Dollar.
Grund dafür ist ein Wirkstoff, der auf den Einsatz von Gentechnik und auf lebende Viren verzichtet. Damit könnten womöglich viele Impfgegner überzeugt werden, sich gegen Covid zu schützen, so die Hoffnung.
Die binnen eines Jahres um fast 70 Prozent gefallenen Anteilsscheine sind mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 67 auf Basis der nächsten zwölf Monate immer noch hoch bewertet. Das macht die Aktie weiter anfällig, vor allem an schwachen Börsentagen.
Novavax hat als erstes Unternehmen die Zulassung in der Europäischen Union und auch von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) für einen proteinbasierten Impfstoff erhalten. Die Firma hat nach eigenen Angaben mit diversen Abnehmern Lieferverträge im Volumen von insgesamt rund zwei Milliarden Dosen vereinbart, davon 110 Millionen Dosen in den USA und 430 Millionen Einheiten in weiteren westlichen Staaten.
Das bisherige Bestellvolumen könnte damit einen Umsatz in zweistelliger Milliardenhöhe sichern. Ob dies tatsächlich realisiert wird, ist aber spekulativ – unter anderem, weil auf dem wichtigen US-Markt nach wie vor die Zulassung fehlt. Hier reichte Novavax erst Ende vergangenen Jahres seinen Antrag ein, fast ein Jahr später als ursprünglich angekündigt.
Die wiederholten Verzögerungen und Schwierigkeiten haben das Unternehmen im Wettbewerb gegen die mRNA-Firmen Biontech/Pfizer und Moderna zurückgeworfen. Auch ist einiges an Vertrauen bei Investoren verloren gegangen, obwohl die klinischen Studien für den Impfstoff mit einer Wirksamkeit von um die 90 Prozent gut ausgefallen waren.
Aufgrund der vielen Unwägbarkeiten ist die Aktie spekulativer als die Anteilsscheine von Moderna und Biontech. Tagesschwankungen von 20 Prozent sind keine Seltenheit und spiegeln diese Unsicherheiten wider. Auf Sicherheit bedachte Anleger sollten also lieber zurückhaltend bleiben.
Die Analystenempfehlungen sind positiv bis neutral. Von den acht Experten, die das Papier laut dem Finanzdatendienst Bloomberg beobachten, raten fünf zum Kauf und drei dazu, die Aktie zu halten. Einen Verkauf empfiehlt trotz des rapiden Kursverfalls in den vergangenen Monaten niemand. Auch liegt das durchschnittliche Kursziel der Analysten fast 300 Prozent über dem aktuellen Niveau.
Für zusätzliche Unsicherheit sorgen Produktionsprobleme. Sie ergaben sich vor allem aus den komplexen Verfahren für proteinbasierte Vakzine. Diese müssen mithilfe von Zellkulturen in biotechnischen Anlagen hergestellt werden. Den Auftragsfertigern, darunter das indische Serum Institute, gelang es offenbar lange Zeit nicht, den Wirkstoff in der geforderten Reinheit zu produzieren.
Unklar bleibt, wie viel Impfstoff Novavax ausliefern kann. Die britische Analysefirma Airfinity geht davon aus, dass im Gesamtjahr nur etwas mehr als 400 Millionen Dosen produziert werden können.
Über Covid hinaus arbeitet Novavax an weiteren Impfstoffprojekten, darunter Vakzine gegen Influenza und das Respiratorische Syncytial-Virus (RSV). Allerdings gibt es auch hier Konkurrenten.
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