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17.08.2022

04:00

Studie von HQ Trust

Finger weg von Hot Stocks! Es lohnt sich nicht, Aktien wegen ihres Handelsvolumens zu kaufen

Von: Andreas Neuhaus

Steigende Handelsumsätze gelten gerade bei kurzfristig orientierten Anlegern als Kaufsignal. Dabei ist das Gegenteil richtig, zeigt eine Analyse.

Beim US-Computerspielehändler wurden in Hochzeiten ein Vielfaches der ausgegebenen Aktien gehandelt. Reuters

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Beim US-Computerspielehändler wurden in Hochzeiten ein Vielfaches der ausgegebenen Aktien gehandelt.

Düsseldorf „Der Trend geht mit dem Volumen“, lautet eine Börsenweisheit. Gemeint ist, dass ein wachsendes Handelsvolumen auf steigende Kurse hindeutet. Daran orientieren sich häufig Anleger mit einem kurzfristigen Anlagehorizont. Dabei ist das keine gute Idee, wie eine Analyse des Vermögensverwalters HQ Trust zeigt.

Analyst Pascal Kielkopf hat dafür das Verhalten der aktuell 627 Aktien des Index MSCI USA im Zeitraum von Oktober 1998 bis Mai 2022 untersucht. Das Ergebnis: „Bei einem hohen Handelsvolumen einer Aktie ist ihre Rendite im Mittel nicht nur im laufenden Monat stark unterdurchschnittlich, sondern auch im nächsten“, berichtet Kielkopf.

Für seine Untersuchung unterteilte Kielkopf die Aktien in sechs Gruppen: In der niedrigsten Kategorie lag das Handelsvolumen bei unter zehn Prozent des Gesamtwertes aller ausstehenden Aktien (Marktkapitalisierung). War ein Unternehmen beispielsweise an der Börse zehn Millionen Euro wert, lag der Handelsumsatz bei weniger als einer Million Euro.

In den anderen Kategorien steigt das Handelsvolumen immer weiter an: Von zehn bis 25 Prozent, über 25 bis 50 Prozent, 50 bis 75 Prozent, 75 bis 100 Prozent und über 100 Prozent.

In der höchsten Kategorie ist der Wert der gehandelten Aktien also höher als die Marktkapitalisierung. Solche Beispiele gibt es durchaus, etwa im Frühjahr 2021 beim US-Computerspielehändler Gamestop – einem typischen „Hot Stock“. Dort wurde alleine an der Nasdaq mit bis zu 600 Millionen Aktien ein Vielfaches der ausgegebenen Aktien gehandelt.

Aktien mit niedrigem Handelsvolumen schneiden besser ab

Die Analyse von HQ Trust zeigt allerdings, dass es sich historisch nicht gelohnt hat, sich am steigenden Volumen zu orientieren und dann in die Aktien zu investieren. Bei besonders hohen Handelsvolumina war die Performance sogar besonders schlecht.

„Lag der Gegenwert der umgesetzten Aktien bei mehr als 100 Prozent des Börsenwerts, schnitt die Aktie im gleichen Monat im Mittel um 4,4 Prozentpunkte schlechter ab als der MSCI USA. Im Folgemonat lag die Underperformance bei weiteren 1,4 Prozentpunkten“, berichtet Kielkopf.

Eine mögliche Erklärung ist, dass man mit dieser Anlagestrategie Trends hinterherläuft. Kauft man mit steigenden Kursen und einem hohen Handelsvolumen, sind bereits viele potenzielle Käufer investiert. Es fehlt dann die weitere Nachfrage, um die Kurse anzutreiben.

Ein Beispiel ist dafür der Wasserstoff-Hype im Jahr 2021, als Aktien wie Plug Power extrem stiegen. Wer zu spät einstieg, machte große Verluste.

Aktien mit niedrigem Handelsvolumen schnitten dagegen besser ab als der Vergleichsindex. Bei einem Handelsvolumen von unter zehn Prozent der Marktkapitalisierung lag der Mehrertrag im laufenden Monat bei 0,13 Prozent und im Folgemonat bei 0,48 Prozent. In der nächsthöheren Gruppe (zehn bis 25 Prozent) lag der Mehrertrag bei 0,17 und 0,26 Prozent.

„Es ist keine gute Idee, eine Aktie ausschließlich wegen eines hohen oder gestiegenen Handelsvolumens zu kaufen.“ Pascal Kielkopf, Analyst beim Vermögensverwalter HQ Trust

Pascal Kielkopf resümiert deshalb: „Es ist keine gute Idee, eine Aktie ausschließlich wegen eines hohen oder gestiegenen Handelsvolumens zu kaufen.“

Allerdings lasse es ich manchmal nicht vermeiden, Aktien mit einem hohen Handelsvolumen zu kaufen. Während der Finanz- und der Coronakrise habe bei 99 Prozent der Aktien das Handelsvolumen bei über zehn Prozent der eigenen Marktkapitalisierung gelegen.

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