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25.11.2020

19:00

Vermögensverwalter-Ranking

Mit welchen Strategien Geldmanager durch die Krise steuern

Von: Anke Rezmer

Eine passende Strategie mit Dividendentiteln ist wichtiger denn je. Das Fachmagazin „Elite Report“ zeichnet die besten Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum aus.

Mit 49 prämierten Vermögensverwaltern von 358 untersuchten Häusern sind wie im Vorjahr gerade mal rund 13 Prozent empfehlenswert. dpa

Frankfurter Bankenskyline

Mit 49 prämierten Vermögensverwaltern von 358 untersuchten Häusern sind wie im Vorjahr gerade mal rund 13 Prozent empfehlenswert.

Frankfurt Krass runter und ebenso rasant wieder nach oben – zwischen Corona, US-Wahlen und Brexit mussten Vermögensverwalter in diesem Jahr mit den extremen Schwankungen an den Aktienmärkten umgehen und ihre Kunden zugleich davon überzeugen, dass es zu Dividendenpapieren kaum Alternativen gibt.

Ein guter Vermögensverwalter begleitet seine Kunden durch diese Zeiten intensiv: Wenn nötig beruhigt er sie, analysiert mit ihnen immer wieder die Lage und erklärt die Strategie.

So bestätigt das Jahr 2020 die Bedeutung einer aufmerksamen, individuellen Betreuung durch Vermögensverwalter zusätzlich zu solidem Geldmanagement. Das stellt die Fachredaktion „Elite Report“ fest, die Vermögensverwalter bewertet.

„Aus der Gemengelage starker Kapitalmarktbewegungen, negativer Zinsen und stark steigender Staatsverschuldung ergaben sich Strategiediskussionen und Neubewertungen von Risiken“, beschreibt Klaus Naeve, Leiter Vermögensmanagement Deutschland bei der Bank Berenberg, zentrale Themen des Jahres für Vermögensverwalter.

Auch konservativere Anleger müssten heute höhere Aktienrisiken als zuvor eingehen, um eine positive Rendite nach Kosten zu erzielen, ergänzt Willi Ernst, Chef der Vermögensverwaltung Werther und Ernst: Wer früher einen Anteil von 40 Prozent Aktien hielt, braucht heute 50 Prozent. Neben breit diversifizierten Aktieninvestments hält Armin Eiche, Vermögensverwaltungschef Deutschland der Schweizer Bank Pictet, auch außerbörsliche Beteiligungen, Private Equity genannt, für spannend.

Anleihen haben ihre Rolle als Stabilisator verloren

Für Frank Krause, der das Geschäft mit vermögenden Privatkunden bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) leitet, ist es eine „große Herausforderung für jeden Vermögensverwalter“, mit einem sehr reduzierten Anteil an Anleihen auszukommen.

Aufgrund der Coronakrise und der in der Folge immer expansiveren Geldpolitik der führenden Notenbanken habe sich dies noch verschärft, sagt er. „Anleihen haben ihre Rolle als Stabilisatoren weitgehend verloren“, sagt Krause. In einem typischen ausgewogenen Portfolio befänden sich gerade mal 15 Prozent Anleihespezialitäten wie Firmen- und Fremdwährungsbonds sowie Hochzinspapiere.

Die Pufferfunktion in Depots übernehmen nun Immobilien oder -fonds, Gold, auch Discountzertifikate. Holger Mai, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Frankfurter Bankgesellschaft, resümiert: In der Krise habe sich einmal mehr gezeigt, wie groß der Bedarf an einer ganzheitlichen Betrachtung von Firmen- und Privatvermögen sei.

Drei bis vier Prozent Rendite haben gute Vermögensverwalter im Durchschnitt in diesem Jahr erzielt

„Nur wer sorgfältig, respektvoll und gründlich auf Kundenwünsche eingegangen ist und beherztes Handeln nicht scheute, konnte punkten in dem schwierigen Börsenjahr“, fasst Hans-Kaspar von Schönfels, Gründer und Herausgeber des „Elite Reports“ zusammen.

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Die Anlagestrategien der von ihm als empfehlenswert eingestuften Vermögensverwalter haben in diesem Jahr bis Oktober im Durchschnitt drei bis vier Prozent Rendite erzielt, auch wenn die Vermögen zwischenzeitlich zwischen fünf und 20 Prozent im Minus lagen. Letztlich haben diese Geldmanager damit 2020 bisher die Mindestanforderung der meisten ihrer Kunden erreicht: das Vermögen nach Kosten und Steuern real – nach Abzug von Geldentwertung – zu erhalten.

Die besten Vermögensverwalter im deutschsprachigen Raum zeichnete der „Elite Report“ gemeinsam mit dem Handelsblatt als Medienpartner am Mittwoch in Düsseldorf aus. Mit 49 prämierten Vermögensverwaltern von 358 untersuchten Häusern sind wie im Vorjahr gerade mal rund 13 Prozent empfehlenswert.

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Wer sich dauerhaft dort behaupte, gehöre zu den besten Anbietern, sagt von Schönfels, der das Ranking zum 18. Mal erstellte. Unter den Geldverwaltern herrsche ein harter Wettbewerb. Dieser werde angeheizt durch eine hohe Sensibilität für Gebühren. Immer mehr Vermögensverwaltungskunden ließen ihre Depots von Konkurrenten überprüfen.

Zehn Geldmanager erreichten die Höchstpunktzahl

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Zehn Vermögensverwalter erzielten im „Elite Report 2021“ die Höchstpunktzahl. Seit dem Start des Rankings gehört die Haspa dazu. Unter dem neuen Vermögensverwaltungschef Krause feile das Haus stärker an strategischen Konzepten, weshalb die bewährte Kundenorientierung nicht vernachlässigt werde, sagt von Schönfels.

Zum zwölften Mal zählt die Privatbank Berenberg zu den Punktsiegern. Von Schönfels zeigt sich gespannt, ob die starke Kundenausrichtung in der Vermögensverwaltung auch nach dem Wechsel von Hans-Walter Peters in den Verwaltungsrat gehalten werden könne. Berenberg gibt sich zuversichtlich, zumal Peters dort „wie bisher eine aktive Rolle einnehmen wird“.

Einmal mehr unter den Punktsiegern finden sich die NordLB mit der integrierten Vermögensverwaltung der BLB, die Deutsche-Bank-Tochter Deutsche Oppenheim Family Office und die Schoellerbank aus Österreich, die zur Unicredit gehört. Zum fünften Mal schafften es die LGT Bank der Fürstenfamilie aus Liechtenstein und die Schweizer Bank Pictet unter die zehn Besten.

Zum vierten Mal steht die Fürst Fugger Privatbank ganz oben, die zur Nürnberger Versicherung gehört. Zum dritten Mal ist die Helaba-Tochter Frankfurter Bankgesellschaft dabei. Aufgestiegen in die Top Ten ist der Bielefelder Vermögensverwalter Werther und Ernst, dem „Elite Report“ neben „großer Fachkompetenz besondere Kundenorientierung“ bescheinigt.

Neu unter die empfehlenswerten Häuser haben es 2020 zahlreiche kleinere Anbieter geschafft. Von Schönfels erkennt darin den Bedarf an unabhängiger, fachkundiger Betreuung zu angemessenen Gebühren. Nicht mehr zur Elite zählt er die Bank HSBC Deutschland, denn das Haus biete individuelle Betreuung nun erst ab einer höheren Vermögenssumme an als zuvor. Als „Richtschnur“ nennt HSBC vier Millionen Euro.

Solche Rankings sollten Anlegern Orientierung bieten. Gleichwohl ersetzen die Auswertungen nicht die genaue Prüfung möglicher Anbieter.

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