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14.03.2023

17:45

Bank für Internationalen Zahlungsausgleich

Schweizer Top-Notenbankerin Andréa Maechler wechselt zur BIZ

Von: Jakob Blume

PremiumDie Bank für Internationalen Zahlungsausgleich gilt als Zentralbank der Zentralbanken. Die Schweizerin steigt dort zur mächtigsten Frau auf – und könnte ein noch höheres Amt anstreben.

Die Schweizer Notenbankerin wechselt zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich nach Basel. Bloomberg

Andréa Maechler

Die Schweizer Notenbankerin wechselt zur Bank für Internationalen Zahlungsausgleich nach Basel.

Zürich Die langjährige Spitzen-Notenbankerin der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Andréa Maechler, wird Vizedirektorin der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ). Die Institution mit Sitz in Basel ist eine internationale Organisation, in der sich die weltweiten Notenbanken zusammengeschlossen haben.

Die 54-Jährige verlässt die SNB Ende Juni und wird ab September Stellvertreterin von BIZ-Chef Augustín Carstens. Ihr Vorgänger, Luiz Awazu Pereira da Silva, geht in den Ruhestand.

Maechler übernimmt das höchste Amt, das je eine Frau in der BIZ innehatte. Sie verschafft sich zudem eine gute Ausgangsposition, sollte sie die Nachfolge von Generaldirektor Carstens anstreben. Carstens Vertrag läuft noch bis Mitte 2025, danach hat der langjährige mexikanische Notenbankchef das Höchstalter von 67 für das Führungsgremium der BIZ erreicht.

Über die Suche nach einem Nachfolger von BIZ-Direktor Carstens ist bislang nichts bekannt. Doch für Maechler wäre es ein logischer Schritt.

In der Schweiz wurden Maechler Ambitionen auf die Nachfolge von SNB-Chef Thomas Jordan nachgesagt. Im vergangenen Jahr stieg jedoch Martin Schlegel zum Vizepräsidenten der SNB und Stellvertreter Jordans auf – nicht Maechler. Seither galt der Weg ganz an die Spitze der SNB für die Westschweizerin als verbaut.

Abschied in turbulenten Zeiten

Im Direktorium der SNB, dem Führungsgremium der Notenbank, bestimmt sie seit 2015 die Geldpolitik der Schweiz maßgeblich mit. Auch dort war Maechler die erste Frau in dieser Position. Sie verantwortete zudem unter anderem die Bereiche Geldmarkt, Devisenhandel und operatives Bankgeschäft.

Ihr Abschied fällt in eine turbulente Zeit. Die zweitgrößte Schweizer Bank, Credit Suisse, ist der größte Sorgenfall in der europäischen Bankenlandschaft. Maechler selbst bestätigte im Oktober vergangenen Jahres erstmals, dass die Credit Suisse im Fokus der SNB steht. „Wir beobachten die Situation“, sagte sie damals der Nachrichtenagentur Reuters.

Dass sich Notenbanker zu einzelnen Banken äußern, ist höchst ungewöhnlich – selbst wenn die Aussagen an sich wenig spektakulär waren.

In Maechlers Ressort bei der SNB fiel zudem die Umsetzung der unkonventionellen Geld- und Währungspolitik der Schweizerischen Notenbank. Um eine unkontrollierte Aufwertung des Schweizer Franken zu verhindern, hatte die SNB im großen Stil Fremdwährungen wie Dollar und Euro gekauft.

Die Fremdwährungsreserven legte die Notenbank unter anderem in Anleihen, aber auch in Aktien an. Die SNB hält daher ein großes Portfolio mit US-Aktien, dessen Wert sich per Ende 2022 auf knapp 140 Milliarden Dollar belief.

Dass Notenbanken in Aktien investieren, um ihre geld- und währungspolitischen Ziele zu erreichen, ist ebenfalls höchst ungewöhnlich und wurde auch in der Schweiz heiß diskutiert.

Befürworterin strikter Zinspolitik

Die von Maechlers Ressort verantwortete Anlagestrategie für die Währungsreserve bescherte der SNB jahrelang Milliardengewinne. Doch damit ist es nun vorbei: Die weltweit steigenden Zinsen sorgten für einen Einbruch bei Aktien- und Anleihekursen. Die SNB fuhr aufgrund von Einbußen bei der Währungsreserve den höchsten Jahresverlust in der Geschichte der Institution ein.

Als Vertreterin der SNB sprach sich Maechler stets für eine frühe Bekämpfung der Inflation aus, damit diese sich nicht verfestige. Und früher als die Europäische Zentralbank hob die SNB auch die Zinsen im vergangenen Jahr an. Die Inflationsrate in der Schweiz liegt mit rund drei Prozent deutlich unterhalb des Niveaus im Euro-Raum.

Maechler sprach sich zudem für eine strikte Zinspolitik aus, selbst wenn dies für Verluste in den Bilanzen der Notenbanken sorgt. Verluste beinträchtigen nicht die Fähigkeit einer Zentralbank, die Inflation zu bekämpfen, argumentierte sie.

Damit liegt sie mit ihrem zukünftigen Chef auf einer Linie. „Die Verluste gefährden nicht die wichtige Rolle der Zentralbanken, die auch mit Verlusten und negativem Eigenkapital erfolgreich arbeiten können“, schrieb BIZ-Direktor Carstens kürzlich in einem Gastbeitrag in der „Financial Times“.

Aus ihrer Arbeit bei der SNB kennt Andréa Maechler die BIZ gut: Sie beteiligte sich an der gemeinsamen Forschung der beiden Institutionen zu digitalem Zentralbankgeld und der Zukunft von Bargeld – ein weiteres Indiz, dass Maechler kontroverse Themen nicht scheut.

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