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25.04.2019

17:40

+++ Newsblog zur geplatzten Bankenfusion +++

Mehrheit der Deutschen befürwortet den Abbruch der Fusionsverhandlungen

Von: Michael Brächer, Frank Matthias Drost, Ingo Narat, Andreas Neuhaus, Yasmin Osman, Anne Wiktorin

Die Betriebsräte sind erleichtert, dass eine Fusion von Commerzbank und Deutscher Bank nicht zustande kommt. Die Mehrheit der Bundesbürger sieht es ähnlich.

Die Mehrheit der Deutschen befürwortet den Abbruch der Fusionsverhandlungen zwischen der Deutschen Bank und der Commerzbank: 55 Prozent der Bundesbürger halten es für richtig, dass die Gespräche beendet wurden. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Yougov im Auftrag des Handelsblatts. Nur zwölf Prozent der Befragten halten die Entscheidung für falsch, 33 Prozent machten keine Angabe. 

Ihre Meinung zur geplatzten Fusion können Sie unter folgendem Artikel kundtun: 

Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Deutsche Bank und die Commerzbank haben die Gespräche über eine Fusion abgebrochen.
  • Die Betriebsräte äußern sich erleichtert.
  • Analysten sehen weiter Handlungsbedarf bei beiden Instituten.

Der Gesamtbetriebsratschef der Deutschen Bank ist erleichtert über das Aus der Fusionsgespräche mit dem Wettbewerber Commerzbank. 

„Ich begrüße die Entscheidung des Vorstandes zum Abbruch der Fusionsverhandlungen“, sagte Frank Schulze dem Handelsblatt. „Die Ergebnisse der Analyse scheinen unsere Einschätzungen zu bestätigen, dass ein Zusammenschluss keinen ausreichenden Mehrwert für Mitarbeiter, Kunden und Aktionäre bietet." 

In einer Umfrage des Gesamtbetriebsrats hatten vor zwei Wochen knapp 70 Prozent der Teilnehmer eine Übernahme der Commerzbank abgelehnt. Knapp 83 Prozent waren der Meinung, die Deutsche Bank solle zunächst einmal die Postbank-Integration zu Ende bringen. 

Auch bei der Commerzbank war die Ablehnung groß.


Redaktionell
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Andreas Neuhaus
Jochen Schmitt, Branchenanalyst beim Bankhaus Metzler, ist vom Abbruch der Gespräche nicht überrascht. Ein Zusammenschluss hätte „Exekutionsrisiken, hohe Restrukturierungskosten, Ertrags-Dissynergien, ein massiver Stellenabbau oder regulatorische Hürden“ mit sich gebracht.

„Unseres Erachtens hätte sich eine kombinierte Einheit auf Jahre hinaus mit einer tiefgreifenden und zeitintensiven Restrukturierung beschäftigen müssen, und der längerfristige betriebswirtschaftliche Nutzen wäre wahrscheinlich ungewiss geblieben", sagt Schmitt. 

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Andreas Neuhaus
Der hessische Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU) findet es gut, dass die Diskussion um eine Deutsche Commerz jetzt beendet ist. Die Entscheidung der Banken gegen einen Zusammenschluss sei eine unternehmerische Entscheidung und müsse akzeptiert werden.

„Es gilt nunmehr, die Zukunftsfähigkeit beider Finanzinstitute nachhaltig zu sichern“, sagt Bouffier. Das sei besonders für den Finanzplatz Frankfurt wichtig.
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Andreas Neuhaus
Dass bei der Deutschen Bank die eine Fusion geplatzt ist, könnte eine andere Fusion vorantreiben, glaubt Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Die Diskussion um eine Zusammenlegung der Tochter DWS mit der Vermögensverwaltung der Schweizer Bank UBS könne jetzt Fahrt aufnehmen. 
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Andreas Neuhaus
Der Autozulieferer Schaefller nimmt es gelassen zur Kenntnis, dass es nun doch keine Deutsche Commerz geben wird. „Bei Banken ist es wie in anderen Branchen auch: Zusammenschlüsse sind dann sinnvoll, wenn die Summe der Vorteile für alle Beteiligten größer ist als die Summe der Nachteile“, sagt CEO Klaus Rosenfeld.

Zwar sei für die Industrie ein starker Partner wichtig, der die Unternehmen auf dem Weltmarkt begleite. Aber: „Das geht bestimmt auch alleine“, sagt Rosenfeld mit Blick auf die Deutsche Bank.
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Julia Buschmann

Die Probleme einer Fusion wurden zuletzt immer offensichtlicher, insofern ist das Scheitern nicht überraschend. Die Deutsche Bank braucht jetzt einen Plan, wie sie die Profitabilität nachhaltig steigern kann, insbesondere mit Blick auf die Investmentbank.

Alexandra Annecke, Fondsmanagerin beim Deutsche-Bank-Aktionär Union Investment

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Jürgen Röder
Der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank, Paul Achleitner, hat sich hinter die Entscheidung zur Beendigung der Fusionsgespräche mit der Commerzbank gestellt. „So richtig die Entscheidung des Vorstands war, die Möglichkeit eines Zusammenschlusses mit der Commerzbank gründlich zu prüfen, so richtig ist die Entscheidung, diese nicht weiterzuverfolgen“, ließ Achleitner heute in Frankfurt mitteilen. „Die intensiven Gespräche und Analysen der vergangenen Wochen haben uns gezeigt, dass das Verhältnis von möglichen Risiken und Ertrag für unsere Investoren nicht attraktiv ist.“
Bild: Kai Pfaffenbach/Reuters
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Julia Buschmann
Der Verband der Familienunternehmer kommentiert die geplatzte Fusion:  „International tätige Familienunternehmer sind sehr an einer innovativen und stabilen deutschen Bank interessiert“, sagt Verbandspräsident Reinhold von Eben-Worlée. Ein reines Streben nach Bilanzgröße hätte niemandem geholfen, die Risiken einer Fusion zu groß. 
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Julia Buschmann
Auch der Parteivorsitzende der Linken, Bernd Riexinger, kommentiert den Abbruch der Fusionsgespräche – und hat gleich eine Handlungsempfehlung für die Deutsche Bank.
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Julia Buschmann
Deutsche-Bank-Finanzvorstand James von Moltke verteidigt in einem Interview mit dem Sender CNBC die Entscheidung der Bank, die Fusionsgespräche mit der Commerzbank abzubrechen. Aus finanzieller Sicht habe sich die Fusion nicht zwingend ergeben, so der Deutsche-Bank-Manager.  Zugleich betonte von Moltke, dass der Abbruch der Gespräche nicht erfolgt sei, weil die Finanzinstitute fürchteten, größere Kosteneinsparungen und Entlassungen durchzusetzen.

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Jürgen Röder
Der Vermögensverwalter Hermes Investment Management rechnet nach dem Scheitern der innerdeutschen Großbankenfusion mit einer Übernahme der Commerzbank durch einen ausländischen Konkurrenten. „Ich erwarte, dass die Commerzbank von einer anderen europäischen Bank gekauft wird. Es ist eine Frage des „Wann“, nicht des „Ob“", sagte Filippo Alloatti, Kreditanalyst bei Hermes. Zu den wahrscheinlichsten Käufern gehörten die niederländische ING, die italienische HVB-Mutter Unicredit und die französische BNP Paribas.
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Andreas Neuhaus
Christian Sewing ist einer der wenigen Gewinner der geplatzten Fusion.
Christian Sewing ist einer der wenigen Gewinner der geplatzten Fusion.   Bild: dpa
Warum die gescheiterten Gespräche die bessere Lösung für beide Banken ist und wer die Gewinner und Verlierer sind, lesen Sie hier.
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Anne Wiktorin

Und was sagt die Konkurrenz zur gescheiterten Hochzeit zwischen Deutscher Bank und Commerzbank?

Die Schweizer Großbank UBS kann darin keine Trendwende erkennen – und rechnet weiterhin mit Fusionen im europäischen Bankgeschäft

„Das Scheitern ändert nichts daran, dass man früher oder später eine Art von Konsolidierung in der Industrie sehen wird“, sagte Sergio Ermotti bei der Präsentation der UBS-Quartalszahlen an diesem Donnerstag. Ob die UBS dabei eine Rolle spielen werde, ließ der Chef dabei offen. 

Auch zur möglichen Fusion der UBS-Fondsparte mit der Deutschen-Bank-Tochter DWS wollte Ermoti nichts sagen.

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Andreas Neuhaus
Etwas untergegangen ist in dem Trubel über das Ende der Fusionsgespräche, dass die Deutsche Bank auch ihr Quartalsergebnis bekanntgab. Das Ergebnis: Die ersten drei Monate sind nicht so schlecht gelaufen wie von Analysten befürchtet.

Der Gewinn nach Steuern belaufe sich voraussichtlich auf rund 200 Millionen Euro, kündigte der Dax-Konzern am Donnerstag  an. Ein Jahr zuvor hatte die Bank 120 Millionen Euro verdient. Analysten hatten im Schnitt mit einem Rückgang auf 55 Millionen Euro gerechnet.
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Anne Wiktorin

In einer persönlichen Nachricht teilt Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing den Mitarbeitern des Bankhauses das Scheitern der Fusion mit. 

Sein Appell: „Nun geht es darum, Kurs zu halten und uns weiter voll auf unsere Kunden zu konzentrieren. Die Marktbedingungen haben sich gegen Ende des Quartals spürbar verbessert. Lassen Sie uns dieses Momentum für die kommenden Quartale nutzen.“

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Anne Wiktorin

Auch der Vorsitzende der Gewerkschaft DBV ist zufrieden. „Das war die richtige Entscheidung. In den letzten Wochen hingen die Gespräche mit der Commerzbank wie dunkle Wolken über den Kolleginnen und Kollegen“, sagte Stephan Szukalski dem Handelsblatt. 

„Jetzt kann sich endlich wieder jeder mit freiem Kopf um die Arbeit am Kunden, und die Abarbeitung der noch offenen Baustellen kümmern. Ein guter Tag für die Deutsche Bank, ein guter Tag für die Commerzbank!“


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Anne Wiktorin

„Die Arbeitnehmervertreter in der Commerzbank begrüßen den Abbruch der Gespräche“, lässt sich Uwe Tschäge, der Gesamtbetriebsratschef der Commerzbank in einer Mitarbeiterinfo zitieren, die dem Handelsblatt vorliegt. 

Dazu hat aus seiner Sicht „sicherlich auch die gute Vernetzung der Arbeitnehmergremien von Commerzbank und Deutsche Bank, insbesondere mit der Gewerkschaft Verdi, und vor allem die zahlreiche Beteiligung der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter an zahlreichen örtlichen Aktionen in der Commerzbank“ beigetragen. 

Den Mitarbeitern dankte er „für die Unterstützung und das leidenschaftliche Engagement aus der ganzen Republik“. Nun gelte es, „erst einmal einen Schritt beiseite zu treten“ und die Lage mit Vorstand, Aufsichtsrat und Arbeitnehmervertretern zu analysieren.

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Andreas Neuhaus

Gerhard Schick, Grünen-Politiker und Vorstand der Bürgerbewegung Finanzwende, sieht in dem Abbruch der Fusionsgespräche eine gute Nachricht für die deutsche Bevölkerung: „Die Gefahren durch die Fusion wären immens gewesen. Schlimm, dass es offenbar aufgrund politischen Drucks überhaupt so weit gekommen ist, dass diese Fusion ernsthaft in Erwägung gezogen wurde.“

Die Deutsche Bank bleibe aber auch ohne Fusion ein zu großes Risiko, da das Institut noch immer zu groß sei und im Notfall gerettet werden müsste.

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Anne Wiktorin

Nach dem überwiegend erbitterten Widerstand gegen eine Fusion zeigt sich nicht nur der Deutsche-Bank-Betriebsratschef erleichtert über das Ende der Fusion. Auch die Vertreter anderer Gewerkschaften und Betriebsräte sind überzeugt, dass es „ein guter Tag für die Deutsche Bank und ein guter Tag für die Commerzbank“ sei.

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