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22.11.2021

04:06

Achleitner-Nachfolge

Wie Headhunter Egon Zehnder bei den jüngsten Top-Personalien der Deutschen Bank ausgebootet wurde

Von: Lazar Backovic, Yasmin Osman

Seit Jahren arbeitet das Institut mit der bekannten Personalberatung zusammen. Bei der Suche nach Risikovorstand und Aufsichtsratschef kam es jedoch zu Unstimmigkeiten.

Zwischen dem Aufsichtsrat des Instituts und Egon Zehnder soll es einen schweren Konflikt gegeben haben. dpa

Deutsche-Bank-Zentrale in Frankfurt am Main

Zwischen dem Aufsichtsrat des Instituts und Egon Zehnder soll es einen schweren Konflikt gegeben haben.

Frankfurt Sucht die Deutsche Bank neues Spitzenpersonal, gilt das Schweizer Beratungsunternehmen Egon Zehnder International eigentlich als gesetzt. Ausgerechnet bei der prestigeträchtigen Suche nach einem neuen Aufsichtsratschef und einem neuen Risikovorstand vergab die Bank dann aber zusätzlich ein Mandat an die Personalberatung Russell Reynolds Associates – mitten im laufenden Findungsprozess. 

Das bestätigten mehrere mit dem Sachverhalt vertraute Personen dem Handelsblatt. Der Entscheidung vorausgegangen sei ein schwerer Konflikt zwischen dem Aufsichtsrat der Bank und Egon Zehnder, hieß es zur Begründung. 

Der renommierte Headhunter soll bei mindestens einem der zwei Deutsche-Bank-Mandate „zweigleisig“ gefahren sein, habe also auch für ein anderes Finanzinstitut aus der Schweiz nach Kandidaten für den exakt gleichen Job gesucht und dabei wohl auch deckungsgleiche Kandidaten ins Spiel gebracht.

Unklar ist, ob es bei dem Streit um die Suche nach einem neuen Aufsichtsratschef oder um die Suche nach einem Risikovorstand ging. Möglich ist beides: Im Juli hatte die Schweizer Großbank Credit Suisse bekanntgegeben, dass David Wildermuth spätestens im Februar neuer Risikochef werden soll. Die Schweizer Großbank UBS wiederum hatte am Freitag die Wahl von Colm Kelleher zum neuen Verwaltungsratspräsidenten publik gemacht. 

Eine Person sagte dem Handelsblatt, es sei um das Mandat für einen neuen Risikovorstand gegangen. Egon Zehnder habe parallel auch für die Credit Suisse nach einem neuen Risikochef gesucht.

Wurde das Mandat von Egon Zehnder formell gekündigt?

Unbekannt ist, wie genau das angeblich doppelgleisige Vorgehen Egon Zehnders aufflog. Als die Deutsche Bank von der Parallelsuche erfahren habe, habe sie vor einigen Monaten Russell Reynolds mit dem Mandat sowohl für die Nachfolge von Aufsichtsratschef Paul Achleitner betraut, als auch mit der Suche nach einem Ersatz für Risikovorstand Stuart Lewis.

Unklar ist, ob das Mandat von Egon Zehnder formell gekündigt wurde oder ob die Bank mit der in Ungnade gefallenen Personalberatung einfach nicht mehr kommunizierte. „De facto hat die Bank daraufhin jedenfalls nur noch mit Russell Reynolds gesprochen“, sagte einer der Insider.

Egon Zehnder, Russell Reynolds und Deutsche Bank wollten sich auf Handelsblatt-Anfrage nicht zu dem Vorgang äußern. In der Branche gelten Aussagen zu einzelnen Mandaten als unüblich.

Die Deutsche Bank hatte am Freitag die Nominierung von Alexander Wyneandts zum neuen Aufsichtsratschef und am Sonntag die Wahl von Olivier Vigneron zum neuen Risikovorstand bekanntgegeben. Wyneandts stand dem Vernehmen nach auch schon früh auf der Auswahlliste von Egon Zehnder.

Alexander Wynaendts führt künftig den Aufsichtsrat der Deutschen Bank an. Thorsten Jochim für Handelsblatt

Alexander Wynaendts

Alexander Wynaendts führt künftig den Aufsichtsrat der Deutschen Bank an.

Die beiden Prestige-Mandate von der Deutschen Bank sind ein wichtiger Erfolg für Russell Reynolds. Die Personalberatung hat sich vorgenommen, stärker zum mutmaßlichen Marktführer Egon Zehnder aufzuschließen.

Im September dieses Jahres hatte Matthias Scheiff das Deutschlandgeschäft von Russell Reynolds übernommen. Scheiff gilt als besonders gut vernetzt in der Großbankenszene. Die Suche dürfte aber von einem ganzen Team der Personalberatung durchgeführt worden sein.

So komplex die Vorgeschichte, so zufrieden äußerte sich die Deutsche Bank über das Ergebnis. Vorstandschef Christian Sewing lobte den Achleitner-Nachfolger Wynaendts als „einen echten Europäer und Kenner der internationalen Finanzszene“. Mayree Clark, die im Nominierungsausschuss den Nachfolgeprozess für Achleitner gestaltet hatte, lobte er dafür, „wie strukturiert und souverän“ sie vorgegangen sei. 

Bei Risikochef Vigneron hob er dessen „große Erfahrung und umfangreiches Fachwissen“ hervor und betonte, Vigneron kenne die Deutsche Bank: Er habe von 2002 bis 2005 im Geschäft mit strukturierten Krediten gearbeitet.

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