Der Indexanbieter reagiert auf die Anschuldigungen gegen den ehemals reichsten Mann Asiens. Auch aktive Investoren erhöhen den Druck.
Adani-Logo an einem Kreisverkehr
Hindenburg Research sieht sich durch die MSCI-Entscheidung bestätigt.
Bild: Reuters
Bangkok Das kriselnde indische Industriekonglomerat Adani hat künftig ein geringeres Gewicht in den Aktienindizes des Anbieters MSCI. Das teilte der Finanzdienstleister am Freitag kurz vor dem Handelsbeginn an der Mumbaier Börse mit.
Damit steht die Unternehmensgruppe, die infolge von Betrugsvorwürfen zeitweise mehr als 110 Milliarden US-Dollar an Börsenwert verloren hat, vor neuen Kapitalabflüssen: Passive Indexfonds, die MSCI-Indizes nachbilden, müssen nun Teile ihre Anlagen verkaufen, um den neuen Gewichtungen zu entsprechen.
Hinter der MSCI-Entscheidung steht eine Neubewertung mehrerer Offshore-Gesellschaften, die einen signifikanten Anteil von Adani-Aktien halten – und deren Hintermänner unbekannt sind. Man habe festgestellt, dass es mit Blick auf bestimmte Anteilseigner Unsicherheiten gebe und diese „nach unserer Methodik nicht mehr als Streubesitz eingestuft werden sollten“, hatte MSCI dazu bereits am Vortag mitgeteilt. Die Neugewichtung der Papiere in den MSCI-Indizes ist die direkte Konsequenz der veränderten Einstufung.
Die Offshore-Gesellschaften stehen im Zentrum von Betrugsvorwürfen des US-Leerverkäufers Hindenburg Research, der mit einem kritischen Bericht den Absturz der Adani-Aktien ausgelöst hat. Der Unternehmensgründer, der Multimilliardär Gautam Adani, verlor dadurch seinen Platz unter den drei reichsten Männern der Welt und seinen Titel als reichster Mann Asiens.
Hindenburg Research erhebt den Vorwurf, dass die Offshore-Gesellschaften mit unbekanntem Eigentümer in Wahrheit von der Adani-Familie kontrolliert werden und unter anderem dazu verwendet wurden, den Aktienkurs der Adani-Unternehmen zu manipulieren. Adani bestreitet die Vorwürfe. Hindenburg-Gründer Nate Anderson schrieb auf Twitter, er fühle sich durch die MSCI-Entscheidung bestätigt.
Die Neugewichtung in den MSCI-Indizes betrifft die Holding-Gesellschaft Adani Enterprises, in der der Konzern viele seiner Geschäftsaktivitäten bündelt. Außerdem werden auch die börsengelisteten Töchter Adani Total Gas, Adani Transmissions und der kürzlich übernommene Zementhersteller ACC neu eingestuft.
Die Änderungen treten Ende des Monats in Kraft. Passiv verwaltete Aktienfonds würden dadurch zwangsläufig Adani-Aktien verkaufen müssen, um Abweichungen von dem Index so gering wie möglich zu halten, kommentierte der Aktienanalyst Brian Freitas, Gründer des Analysehauses Periscope Analytics. Er rechnet damit, dass allein dadurch mehr als eine halbe Milliarde Dollar aus den Adani-Papieren abgezogen wird.
Druck machen unterdessen auch aktive Investoren: Der 1,4 Billionen Dollar schwere Staatsfonds aus Norwegen teilte am Donnerstag mit, sich von allen Adani-Papieren in seinem Portfolio getrennt zu haben. Der Fonds hatte bereits im vergangenen Jahr seine Beteiligungen an der Adani-Gruppe erheblich reduziert.
Die schlechten Nachrichten setzten am Freitag die Adani-Aktien erneut unter Druck: Adani Enterprises startete mit einem Minus von zehn Prozent in den Handel. Bis zum Mittag lokaler Zeit konnte die Aktie die Verluste aber wieder wettmachen. Die Aktien von Adani Green Energy, Adani Total Gas und Adani Transmissions notierten fünf Prozent im Minus und erreichten damit einen neuen Tiefstand seit Beginn der Affäre.
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