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11.08.2022

13:49

Aktionärsentscheid

Kaupthing-Bank schließt – Deutsche Anleger können Zinsansprüche geltend machen

Von: Ben Mendelson

Die isländische Kaupthing-Bank wird vorzeitig geschlossen. 5000 deutsche Anleger haben noch rund drei Millionen Euro offene Zinsansprüche. Wie sie ihr Geld jetzt zurückfordern können.

Die Pleite der größten Bank des Landes hatte 2008 eine Finanzkrise in Island ausgelöst. Reuters

Kaupthing Bank

Die Pleite der größten Bank des Landes hatte 2008 eine Finanzkrise in Island ausgelöst.

Frankfurt Drei Jahre früher als geplant soll jetzt Schluss sein: Die Aktionärsversammlung der insolventen Kaupthing-Bank aus Island hat beschlossen, die Bank vorzeitig zum 5. Oktober zu schließen. Damit steigt der Druck auf etwa 5000 deutsche Anleger, die noch Ansprüche auf Zinszahlungen an Kaupthing geltend machen könnten. Ihnen bleiben weniger als zwei Monate Zeit.

Schätzungen zufolge summieren sich die offenen Forderungen auf etwa drei Millionen Euro. Im Durchschnitt sind das 600 Euro pro deutschem Kunden.

14 Jahre sind seit der Pleite der damals größten Bank Islands vergangen. Etwa 34.000 Menschen aus Deutschland legten bei dem schnell wachsenden Institut ihr Geld an, gelockt von hohen Sparzinsen. Die Pleite der Kaupthing stürzte Island in eine Finanzkrise, daher war die Entschädigung deutscher Anleger zunächst fraglich. Islands Staatspräsident Olafur Ragnar Grimsson schloss Anfang 2009 die Entschädigung deutscher Anleger zunächst aus.

Wenige Monate später wurden die Einlagen dann aber zurückgezahlt – gemäß isländischem Recht jedoch ohne Zinsen. Ein Vergleich der Bank mit den Kaupthing-Gläubigern ermöglichte 2015, dass diese auch die Zinsen zurückfordern können, mit einer zehnjährigen Verjährungsfrist.

Da sich viele Anleger in den sieben Jahren seither nicht gemeldet hatten, beschloss Ende Juli die Aktionärsversammlung von Kaupthing, die Bank zum 5. Oktober zu schließen. Bis dahin können Betroffene ihre Forderungen also noch stellen.

Forderungen an Kaupthing: Was können Anleger jetzt tun?

Anleger können ihre Forderungen per Brief geltend machen, der bis zum 5. Oktober am Sitz der Kaupthing Bank in Reykjavik ankommen muss. Dieser Brief muss die nötigen Daten enthalten: Name und Kontonummer, eine Ausweiskopie sowie die „Claim-Nummer“ von der Gläubigerliste. Außerdem müssen Anleger die „Claim Filling Form“ von der Kaupthing-Internetseite ausfüllen.

Ein anderer Weg ist, die Forderungen an das österreichische Finanzinstitut Black Pine Capital zu verkaufen. Das bedeutet für Anleger einen geringeren Aufwand – allerdings bekommen sie dann nur die Hälfte ihrer Ansprüche ausbezahlt.

Black Pine Capital habe bereits mehr als 500 Forderungen von Anlegern aufgekauft, sagt Geschäftsführer Manuel Müller. Wer den Weg über Black Pine gehen will, solle dies innerhalb der nächsten Wochen tun, damit seiner Firma noch ausreichend Zeit bleibe, die Unterlagen zu prüfen und die Ansprüche geltend zu machen.

Seit einem größeren Aufruf im Mai hätten sich bei Black Pine Capital etwa 60 Anleger gemeldet und ihre Forderungen verkauft. Das ist also gut ein Prozent der offenen Forderungen. Gut möglich, dass viele der anderen Forderungen offenbleiben werden.

Am 3. November prüft Kaupthings Abwicklungsausschuss die eingegangenen Forderungen. Danach würden die übrigen Zinsbeträge an die Kaupthing-Aktionäre gehen. Zu ihnen zählen vor allem Banken und Hedgefonds.

Ein großer Teil der deutschen Einlagen kann gar nicht mehr zurückgefordert werden: Laut Black Pine Capital hatten weniger als 20.000 der insgesamt 34.000 deutschen Anleger nach Bekanntwerden der Insolvenz ihr Geld zurückgefordert und es so auf die Gläubigerliste geschafft. Die anderen Einlagen sind Teil der Insolvenzmasse.

Mehr: Ex-Chef der Kaupthing-Bank kommt vor Gericht

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