Die Bank hat so viel verdient wie seit 15 Jahren nicht mehr, doch die Vorstandsgehälter steigen nur geringfügig. Denn an einer Stelle ist der Aufsichtsrat unzufrieden.
Christian Sewing
Das Gehalt des Chefs der Deutschen Bank ist zuletzt gestiegen.
Bild: IMAGO/Political-Moments
Frankfurt Die Deutsche Bank macht aus Sicht ihres Aufsichtsrats nicht schnell genug Fortschritte bei der Beilegung ihrer aufsichtsrechtlichen Defizite. Das hat Konsequenzen für die variable Vergütung der Vorstände: Eine bestimmte Bonuskomponente wurde für das gesamte Führungsgremium pauschal um fünf Prozent gekürzt.
Der Vorstand habe „seine Sanierungsaktivitäten mit großem Engagement und verschiedenen Maßnahmen fortgesetzt, um den hohen Erwartungen der Aufsichtsbehörden gerecht zu werden“, steht in dem am Freitag veröffentlichten Geschäftsbericht. Allerdings benötigten die Verbesserungen mehr Zeit und „Meilensteine“ seien neu geplant, beziehungsweise nicht erreicht worden. Das müsse bei der Vergütung berücksichtigt werden.
Aus diesem Grund kürzte der Aufsichtsrat allen Vorständen die individuell erreichten Ziele um fünf Prozent. Die bemängelten Schwächen in der Unternehmensführung scheinen sich auch an einer weiteren Stelle niederzuschlagen: Die langfristigen Bonusbestandteile der Vorstände sind unter anderem an Nachhaltigkeitsziele gekoppelt.
Dazu zählen auch Leistungen bei der Geldwäschebekämpfung und der Verbesserung des Kontrollumfelds. Und in diesem Nachhaltigkeitsbereich hat die Bank ihre Ziele im vergangenen Jahr nur zu 69,88 Prozent erreicht. Im Vorjahr lag der Zielerreichungsgrad noch bei 89,38 Prozent.
Der strengere Blick auf die internen Kontrollsysteme der Deutschen Bank trägt die Handschrift des neuen Aufsichtsratschefs Alexander Wynaendts. „Der Vorstand hat bei den Zahlen immer geliefert, und das ist wichtig“, hatte Wynaendts dem Handelsblatt in einem im Januar veröffentlichten Gespräch gesagt. „Bei unseren internen Kontrollen und der Behebung von Schwachstellen müssen wir dagegen weiter hart arbeiten, um uns zu verbessern und alle Anforderungen der Aufsichtsbehörden zu erfüllen. Die Bank hat Fortschritte gemacht, aber es bleibt noch viel zu tun.“
Trotz dieser Abstriche bei einigen Bonuskomponenten hat die Führungsmannschaft um Vorstandschef Christian Sewing etwas mehr als im Vorjahr verdient. Das war nicht zuletzt den „finanziellen Meilensteinen“ zu verdanken. Die Bank hatte im Geschäftsjahr so viel verdient wie zuletzt vor 15 Jahren. Dies und die „Beiträge der einzelnen Vorstandsmitglieder zu diesem Erfolg“ habe der Aufsichtsrat bei der Leistungsbewertung „positiv berücksichtigt“.
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Die Gesamtvergütung von Vorstandschef Sewing stieg deshalb auf 8,9 Millionen Euro. Im Vorjahr lag diese Summe noch bei 8,8 Millionen Euro. Auch für viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bank zahlte sich das verbesserte Geschäftsergebnis aus. Die Zahl der Einkommensmillionäre stieg von 520 auf 572 Beschäftigte an. Insgesamt erhöhte sich die variable Vergütung für alle Beschäftigten minimal auf etwas mehr als 2,1 Milliarden Euro.
In ihrem Geschäftsbericht hat die Bank nun auch erstmals offengelegt, wie viele IT-Experten sie aus ihrem russischen Technologiezentrum nach Berlin geholt hat: Sewing habe die Eröffnung des Berliner Tech-Centers vorangetrieben, „einschließlich des erfolgreichen Transfers von ca. 700 Kollegen aus Russland“, heißt es in dem Bericht.
Es ist das erste Mal, dass die Bank dazu öffentlich Zahlen nennt. In den Technologiezentren der Bank in Moskau und Sankt Petersburg arbeiteten vor dem Krieg etwa 1500 Menschen.
Zu den Problemfeldern der Deutschen Bank zählten im vergangenen Jahr auch die Vorwürfe, ihre Fondstochter DWS habe Fonds als nachhaltiger dargestellt als sie waren. DWS-Chef Stefan Hoops gab im Geschäftsbericht der DWS einen Zwischenstand. Es sei zwar noch nicht möglich, über potenzielle Ergebnisse behördlicher Untersuchungen zu sprechen, mit Blick auf die „fast abgeschlossenen internen Überprüfungen“, stelle die DWS aber fest: „Wir stehen weiterhin zu unseren Finanzveröffentlichungen und den Prospekten unserer Fonds“, schrieb Hoops.
Sein Vorgänger Asoka Wöhrmann hatte im Juni seinen Hut nehmen müssen, nachdem es wegen der Greenwashing-Vorwürfe eine Razzia bei der Fondsgesellschaft gegeben hatte. Dafür bekam er eine Abfindung von 8,15 Millionen Euro zugesprochen, wie aus dem Geschäftsbericht hervorgeht.
Die Abfindung erhielt Wöhrmann zusätzlich zu seinem Vorstandsgehalt, das sich auf 5,6 Millionen Euro belief. Wöhrmann musste den Vorstand zwar schon im Juni verlassen, sein Angestelltenvertrag – und damit sein Gehaltsanspruch – endete allerdings erst im Januar 2023. Im Jahr 2021 hatte Wöhrmann mit 6,9 Millionen Euro noch deutlich mehr verdient, auch weil die variable Vergütung noch höher war.
Der aktuelle Chef Stefan Hoops hat sich mit Amtsübernahme ein höheres Gehaltspaket ausgehandelt. Sein Zielgehalt beträgt 6,8 Millionen Euro. Die Summe setzt sich aus einem Fixgehalt von 2,8 Millionen Euro sowie einem Zielbonus von vier Millionen Euro zusammen. Die Summe für den Bonus bezieht sich auf eine Zielerreichung von 100 Prozent. Wenn Hoops seine Ziele übererfüllt, können ihm 150 Prozent der variablen Vergütung zugesprochen werden, also bis zu sechs Millionen Euro. Vorgänger Wöhrmann hatte ein Fixgehalt von 2,4 Millionen Euro sowie einen Zielbonus von 3,6 Millionen Euro.
Im vergangenen Jahr hat Hoops für seine Tätigkeit ab 10. Juni 2022 insgesamt 3,77 Millionen Euro erhalten. Rechnet man diese Summe hoch, lag sie ganz knapp über der Zielsumme.
Insgesamt strich die Geschäftsführung der DWS 16,78 Millionen Euro ein. Damit stiegen die Vorstandsgehälter gegenüber dem Vorjahr um 1,15 Millionen Euro. Aber die Gehälter der Vorstandsmitglieder, die das ganze Jahr dort waren, sanken um gut zehn Prozent. Grund ist ein gekürzter Bonus wegen der Mittelabflüsse um per Saldo 20 Milliarden Euro und der geringer als erwarteten Zuflüsse in Nachhaltigkeitsfonds.
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