Die ostdeutschen Sparkassen vergeben immer mehr Kredite. Doch trotz mehr Geschäft fallen die Erträge. Das liegt an Negativzinsen und höheren Kosten.
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Viele Sparkassen vergeben mehr Kredite, verdienen aber weniger.
Bild: imago images / Future Image
Frankfurt Die Negativzinsen in der Euro-Zone schlagen immer stärker auf die Sparkassen durch. Zwar vergeben die öffentlich-rechtlichen Kreditinstitute zusehends mehr Kredite, trotzdem sinken ihre Gewinne weiter. Das zeigen die Zahlen der regionalen Sparkassenverbände, die bereits Geschäftszahlen für 2019 veröffentlicht haben.
Michael Ermrich, Präsident des Ostdeutschen Sparkassenverbandes (OSV), sagte am Donnerstag: „Zusätzliches Geschäft kann nur noch die Geschwindigkeit der Ertragsrückgänge bremsen, sie aber nicht aufhalten und schon gar nicht mehr ausweiten.“
Der Verbandschef erwartet, dass die Ergebnisse weiter zurückgehen. „Es ist auch nicht auszuschließen, dass sie schneller sinken als bisher“, sagte Ermrich.
Die 45 ostdeutschen Sparkassen verdienten 2019 rund fünf Prozent weniger als im Vorjahr. Das Betriebsergebnis vor Bewertung – also vor Risikovorsorge im Kreditgeschäft, Zu- oder Abschreibungen bei Wertpapieren und Reservebildung – sank um etwa fünf Prozent auf 1,2 Milliarden Euro.
Dabei haben die OSV-Sparkassen im vergangenen Jahr die Kreditvergabe erneut ausgeweitet, was darauf zurückzuführen ist, dass private Kunden deutlich mehr Darlehen aufnahmen. Der Kreditbestand stieg um sieben Prozent auf rund 61 Milliarden Euro. Binnen fünf Jahren schoss er um gut 40 Prozent nach oben. Doch weil die Margen im Kreditgeschäft angesichts der Negativzinsen für Bankeinlagen schrumpfen und weil die Eigenanlagen immer weniger Rendite erzielen, gab auch das für die Sparkassen entscheidende Zinsergebnis nach.
Ermrich erklärte dazu: „Früher konnten wir auf Basis guter Zinserträge ertragsschwache Dienstleistungen quersubventionieren und somit kostengünstig für die Kunden halten. Heute ist das nicht mehr möglich.“ Viele Kreditinstitute in Deutschland, nicht nur Sparkassen, haben die Preise für Konten bereits angehoben.
Im vergangenen September hatte die Europäische Zentralbank (EZB) den Strafzins für Einlagen der Geldhäuser auf 0,5 Prozent erhöht. Der EZB-Minuszins führt dazu, dass die deutschen Institute laut Berechnung der Branche pro Jahr rund 1,9 Milliarden Euro Strafzinsen an die EZB zahlen müssen. Viele Kreditinstitute geben die Negativzinsen an Firmenkunden mit hohen Einlagen weiter, auch vermögende Privatkunden sind häufig davon betroffen, nicht aber normale Sparer.
„Unseres Wissens erhebt keine der ostdeutschen Sparkassen Negativzinsen von privaten Kunden, auch nicht von vermögenden Kunden“, sagte Ermrich. Aber das könnte sich auch ändern: „Wenn Wettbewerber Verwahrentgelte für Privatkunden einführen, können wir künftig zu einem späteren Zeitpunkt als Reaktion gezwungen werden, Verwahrentgelder für Privatkunden einzuführen.“
Auch die 58 Sparkassen aus Westfalen haben im vergangenen Jahr deutlich mehr Kredite vergeben. Doch auch ihr Betriebsergebnis vor Bewertung sank leicht auf 1,2 Milliarden Euro. Verbandspräsidentin Liane Buchholz sagte am Montag: „Wir stellen uns auf harte Zeiten ein.“ Ähnlich sah es in Baden-Württemberg aus. Die 51 Sparkassen im Ländle steigerten die Kreditvergabe ebenfalls, verdienten aber weniger.
Schon 2018 hatte sich gezeigt, dass die bundesweit knapp 400 deutschen Sparkassen mit sinkenden Gewinnen rechnen müssen. Das Ergebnis vor Bewertung fiel bereits um rund fünf Prozent auf zehn Milliarden Euro. Die Sparkassen sind mit rund 35 Millionen Girokonten Marktführer in Deutschland.
Der OSV-Chef sagte zum Ergebnisrückgang: „Die Sparkassen arbeiten weiter dagegen an, auch indem sie Kosten senken und versuchen, die Provisionsergebnisse zu steigern.“
Verbandsgeschäftsführer Wolfgang Zender wies daraufhin, dass viele Kunden sehr sicherheitsorientiert bei der Geldanlage seien. Die Tendenz zu 100-Prozent-Sicherheit der Anlage sei auch „Folge der begrenzten zur Verfügung stehenden Mittel, die unsere Kunden im Schnitt anlegen können“. 50 Prozent der Ostdeutschen hätten gerade einmal ein Pro-Kopf-Nettovermögen von rund 12.500 Euro - inklusive Immobilienbesitz.
Zur Diskussion um eine engere Zusammenarbeit oder gar Fusion von Dekabank und Helaba äußerte Ermrich sich verhalten: Man bringe sich „konstruktiv“ ein. „Dabei sind wir in alle Richtungen offen und nicht vorfestgelegt.“ Der Fondsdienstleister der Sparkassen sowie die Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) loten aus, inwiefern sie mehr kooperieren oder auch zusammengehen können.
Allerdings ist den Sparkassen in Ostdeutschland ein Punkt wichtig, wie Ermrich sagte: „Unsere Mitgliedssparkassen und der OSV wollen dabei ein Spitzeninstitut haben, in dessen Eigentümerkreis keine Bundesländer mehr vertreten sind.“ Das Problem: Die Deka gehört komplett den deutschen Sparkassen, die Helaba aber nur mehrheitlich. Beteiligt sind hier auch die Länder Hessen und Thüringen.
Sollten bei einer Verschmelzung von Deka und Helaba auch die beiden Länder Eigentümer des fusionierten Geldhauses werden, „müssten wir mit Stand von heute, dort eigentlich rausgehen und unseren Zehn-Prozent-Anteil an der Deka verkaufen“, warnte Ermrich. „Auf jeden Fall müssten wir das Thema erneut in der Verbandsversammlung diskutieren.“
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