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20.12.2022

17:45

Banken

Wells Fargo zahlt 3,7 Milliarden Dollar wegen Verbraucherkreditskandal

Von: Katharina Kort

Die US-Bank muss Buß- und Entschädigungsgelder in Milliardenhöhe zahlen. Ihr werden unter anderem illegale Geschäfte mit Auto- und Häuserkrediten vorgeworfen.

Erneute Strafzahlung. Reuters

Filiale von Wells Fargo in North Carolina

Erneute Strafzahlung.

New York Die US-amerikanische Großbank Wells Fargo muss erneut wegen ihrer Skandale beim Kundenumgang zahlen. Diesmal einigte sich die Bank mit Sitz in San Francisco mit der US-Aufsicht Consumer Financial Protection Bureau (CFPB) auf die Zahlung von insgesamt 3,7 Milliarden Dollar für die Verstöße bei Verbraucherkrediten.

„Wells Fargos wiederholte Gesetzesverstöße haben Millionen von amerikanischen Familien gefährdet“, sagte Rohit Chopra, der Direktor der auf den Finanzsektor spezialisierten Verbraucherschutzbehörde CFPB. Sie wirft Wells Fargo unter anderem vor, jahrelang illegale Gebühren bei Auto- und Häuserkrediten kassiert und Autos ungerechtfertigt zurückgefordert zu haben. Zudem habe die Bank Spar- und Girokonten mit unrechtmäßigen Überziehungszinsen und anderen unzulässigen Abbuchungen belastet.

Wells Fargo werde bei dem nun geschlossenen Vergleich über 2,0 Milliarden Dollar zahlen, um mehr als 16 Millionen Kunden zu entschädigen. Zudem habe das CFPB eine Bußgeldzahlung in Rekordhöhe von 1,7 Milliarden Dollar verhängt, erklärte Chopra.

US-Präsident Joe Biden hatte ihn zum Direktor der Behörde ernannt. Chopra versprach, die amerikanischen Verbraucher stärker vor den Banken und Versicherern zu schützen.

Mit der Einigung legen Wells Fargo und die Aufsicht einen Streit bei, der seit Jahren anhält. Nach Angaben der Bank wird sich die Einigung im vierten Quartal mit einem operativen Verlust von 3,5 Milliarden Dollar in den Büchern niederschlagen. Das entspreche 2,8 Milliarden Dollar nach Steuern. Erst im Oktober hatte die Bank zwei Milliarden Dollar zur Seite gelegt, was bereits als Zeichen gewertet wurde, dass es bald eine Einigung geben könnte.

„Diese weitreichende Einigung ist ein wichtiger Meilenstein in unserer Arbeit, um unsere Arbeitspraxis bei Wells Fargo zu ändern und diese Probleme hinter uns zu bringen“, sagt der Vorstandsvorsitzende der Bank, Charles Scharf, der seit 2019 die Bank leitet. „Wir und die Aufsichtsvertreter haben eine Reihe von unakzeptablen Praktiken identifiziert, an denen wir systematisch gearbeitet haben, um sie zu ändern und für die Kunden Abhilfe zu schaffen, wo es berechtigt ist.“

Wells Fargo hat Erfahrung mit Strafen und Sanktionen

Wells Fargo steht seit Jahren wegen einer Serie von Skandalen unter Druck. Der Finanzkonzern hat bereits eine Reihe empfindlicher Strafen und Sanktionen bezahlt. Im Zentrum stand zunächst eine Affäre um erfundene Konten.

Um die ambitionierten Ziele des Managements zu erfüllen, hatten Mitarbeiter jahrelang in großem Stil ohne das Wissen der Kunden Bank- und Kreditkartenkonten in deren Namen eröffnet. Laut einer Studie der Harvard Business School existierten insgesamt 3,5 Millionen dieser erfundenen Konten. Das System flog jedoch auf, und der damalige Vorstandsvorsitzende John Stumpf musste 2016 zurücktreten und darf bis heute für keine Bank mehr arbeiten.

Wie die jüngste Einigung zeigt, hat die Bank jedoch auch nach dem Skandal der erfundenen Kunden versucht, ihre Kunden zum eigenen Vorteil auszunutzen. Auch Berichte über die Einschüchterung von Whistleblowern, die die Missstände der Bank anprangerten, machten die Runde. Auch wenn viele Beobachter die Arbeit des derzeitigen CEO Scharf loben, ist das Vertrauen in die Unternehmenskultur der Bank mit den vielen Skandalen und Vertuschungsversuchen nachhaltig geschädigt.

Warren Buffett hat sich von Aktien getrennt

Anders als die Wall-Street-Banken ist Wells Fargo auch in ländlichen Gebieten der Vereinigten Staaten stark vertreten und setzt stark auf das Geschäft mit Privatkunden und kleinen und mittleren Unternehmen statt auf Investmentbanking. Doch wie auch der jüngste Skandal zeigt, hat die Bank das wohl nicht immer zum Vorteil der Kunden getan.

Auch der Starinvestor Warren Buffett, der jahrzehntelang treu zu der Großbank aus Kalifornien gehalten hatte, hat nach den Turbulenzen die Geduld verloren. Angesichts der anhaltenden Probleme der Bank hat er sich in diesem Jahr komplett von seinen Wells-Fargo-Aktien getrennt.

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