First Citizens hat Erfahrung mit Übernahmen, allerdings nicht mit Start-ups, die über Risikokapital finanziert sind. Unterdessen läuft die Fehlersuche, auch bei der Fed.
Silicon Valley Bank
Die Bank war am 10. März 2023 unter staatliche Kontrolle gestellt worden.
Bild: AP
Washington Die Käufersuche hat länger gedauert als gedacht, doch nun steht der Deal: Die Regionalbank First Citizens übernimmt große Teile der gescheiterten Silicon Valley Bank (SVB). Das teilte die US-Einlagensicherung FDIC am Montag mit.
Die Bank aus Raleigh im US-Bundesstaat North Carolina übernehme Vermögenswerte im Wert von 110 Milliarden Dollar, Einlagen von 56 Milliarden und ein Kreditbuch von 72 Milliarden mit einem Abschlag von 16,5 Milliarden Dollar. Andere Vermögensbestandteile, vor allem Wertpapiere, die First Citizens nicht übernehmen wollte, bleiben unter der Kontrolle der FDIC, wie die Behörde weiter mitteilte.
Als Teil des Deals bekommt die FDIC Wertsteigerungsrechte von First-Citizens-Aktien im Wert von bis zu 500 Millionen Dollar. Die Einlagensicherung rechnet für sich selbst mit einem Verlust von etwa 20 Milliarden Dollar durch die Transaktion. Die genaue Summe werde feststehen, sobald die Konkursverwaltung beendet sei. Die erste Reaktion der Anleger war positiv. Die Papiere der First Citizens Bank lagen zeitweise bis zu 49 Prozent im Plus.
Bereits am Montag sollten die 17 Filialen der Silicon Valley Bank als First Citizens öffnen. Die Regionalbank hat in der Finanzkrise mehr als 20 gescheiterte Banken in Zusammenarbeit mit der FDIC übernommen – mehr als jede andere Bank. Allerdings hat First Citizens praktisch keine Erfahrung mit Start-ups und Venture-Capital-Firmen, die zu den Hauptkunden der SVB gehörten. Die Bank punkte „durch Finanzkraft, Kundenservice und umsichtige Kreditvergabe“, teilte Frank Holding, CEO der First Citizens, mit. Durch die Übernahme ist Holdings Bank auf der Liste der größten US-Institute von Platz 30 auf Platz 25 vorgerückt.
Die SVB hatte sich auf Kredite und andere Finanzierungsformen für die Technologiebranche spezialisiert und war bereit, Kredite an defizitäre Start-ups zu vergeben, die bei anderen Banken vermutlich keine Chance gehabt hätten. Investoren und Start-ups befürchten, dass es künftig deutlich schwieriger werden wird, Zugang zu Krediten zu bekommen.
Die Kunden der SVB hatten aus Sorge um die Stabilität der Bank Gelder im großen Stil abgezogen und somit vor gut zwei Wochen einen Bankrun ausgelöst. Seitdem wurde bekannt, dass das kalifornische Institut schon länger Ärger mit den Regulierern hatte, die große Mängel im Risikomanagement monierten.
Immer wieder hätten die Regulierer der Fed im vergangenen Jahr das SVB-Management ermahnt, das Rating der Bank herabgestuft und Wachstumsauflagen verhängt. Das geht aus einem vorab veröffentlichten Statement von Fed-Vize Michael Barr hervor, der am Dienstag vor dem US-Senat zum Thema aussagen wird.
Barr ist für die Bankenregulierung zuständig und wird am 1. Mai einen ausführlichen Bericht zu den regulatorischen Versäumnissen im Fall SVB vorlegen.
Im Februar wurde das oberste Führungsgremium der Notenbank um Fed-Chef Jerome Powell laut Barr über die Probleme bei der SVB und anderem Instituten, speziell mit Blick auf Zinsrisken, informiert. Einen Bankrun hatten die Regulierer indes nicht kommen sehen. Die Notenbank hat die Zinsen in den vergangenen zwölf Monaten sehr schnell angehoben, zuletzt auf die Spanne von 4,75 bis fünf Prozent. Das hat bei einer Reihe von Banken zu Papierverlusten in ihren Anleihe-Portfolios geführt.
Die Pleite der SVB vor zwei Wochen hatte weltweit Sorgen vor weiteren Zusammenbrüchen in der Bankenbranche geschürt. Es war die größte Bankenpleite seit 2008, als die US-Bank Lehman Brothers zusammenbrach.
Dass nun ein Käufer gefunden ist, sorgte im frühen New Yorker Handel bei einer Reihe von Banken für Erleichterung. Die Aktien der First Republic, einer Regionalbank, die besonders stark unter Druck steht, lagen gut 25 Prozent im Plus. Pacwest legte um gut sieben Prozent zu.
Auch die kalifornische Silvergate Bank und Signature aus New York waren im März gescheitert. Das führte dazu, dass Bankkunden im großen Stil Einlagen zu größeren Instituten überwiesen. JP Morgan Chase, Bank of America und andere sind strenger reguliert und können Krisen besser abfedern.
Um die aufgeheizte Stimmung zu beruhigen, überlegt die US-Regierung, für eine gewisse Zeit alle Einlagen zu garantieren. Bislang sind Guthaben nur bis zu 250.000 Dollar pro Kunde und Bank versichert.
Am 10. März hatte die kalifornische Bankenaufsicht die Silicon Valley Bank geschlossen und der US-Einlagensicherung FDIC unterstellt. Der stets steigende Liquiditätsverbrauch ihrer Kunden aus dem Start-up-Bereich drückte schnell die Einlagen der Bank.
Um den Liquiditätsbedarf abzudecken, verkaufte das Institut ein Anleiheportfolio mit einem Verlust von 1,8 Milliarden Dollar – etwa so viel wie der Nettogewinn der Finanzgruppe 2021. Der größte Kollaps einer Bank seit der globalen Finanzkrise 2008 verursachte eine Vertrauenskrise im Finanzsektor.
Seitdem hat sich die Krise zu einem Bankenbeben entwickelt, das die Aktienkurse von Bankhäusern weltweit unter Druck setzt. Im Zuge der Eskalation kam es zu einem Notverkauf der Credit Suisse an die UBS. Am vergangenen Freitag folgte dann erneut ein Ausverkauf bei europäischen Finanzwerten. Neben vielen europäischen Spitzenpolitikern bemühte sich am Wochenende angesichts der Turbulenzen im Bankensektor auch US-Präsident Joe Biden um eine Entspannung der Lage.
Mit Agenturmaterial
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