Die hohe Unsicherheit im US-Bankensystem treibt die Diskussion um eine höhere Einlagensicherung. Parallel dazu kämpft die Regionalbank First Republik weiter ums Überleben.
Elizabeth Warren
Die Senatorin ist für die Erhöhung der Obergrenze von Einlagensicherungen.
Bild: Bloomberg
Denver Die USA erwägen, im Notfall weitere Einlagen ihrer Bankkunden zu garantieren. Das sagte Finanzministerin Janet Yellen am Dienstag vor dem Bankenverband American Bankers Association. Auch ein neuer Rettungsplan für die angeschlagene First Republic Bank wird in der Branche diskutiert.
„Die Schritte, die wir unternommen haben, waren nicht darauf ausgerichtet, bestimmten Banken oder Bankenklassen zu helfen. Unser Eingreifen war notwendig, um das breitere US-Bankensystem zu schützen“ , sagte Yellen. Und ähnliche Maßnahmen könnten gerechtfertigt sein, „wenn kleinere Institute von einem Einlagenabfluss betroffen sind, der die Gefahr einer Ansteckung birgt.“
Derzeit werden Einlagen in Höhe von 250.000 Dollar pro Kunde und Bank von der Einlagensicherung FDIC garantiert. Die Lage insgesamt stabilisiere sich, erklärte Yellen. „Und das US-Bankensystem bleibt solide.“
Die Diskussion über eine stärkere Einlagensicherung in den USA steht in diesen Tagen weit oben auf der Agenda von Politikern und Bankern. Die Vereinigung mittelgroßer US-Banken (MBCA) hatte am Wochenende einen Vorschlag ins Spiel gebracht, wonach die Einlagensicherung FDIC die Einlagen mittelgroßer Institute für zwei Jahre komplett garantieren sollte.
Das würde unmittelbar den Abzug von Kundengeldern bei den kleineren Banken verhindern. Zudem würde die Versicherung den Bankensektor stabilisieren und die Wahrscheinlichkeit weiterer Bankzusammenbrüche erheblich verringern.
US-Behörden hatten ausnahmsweise alle Einlagen der SVB und der Signature Bank garantiert, um eine breitere Panik im Bankensystem zu verhindern. Doch das ist nur möglich, wenn die Führungsgremien der Fed und der FDIC mit einer deutlichen Mehrheit dafür stimmten und die Finanzministerin und der US-Präsident ebenfalls grünes Licht geben.
Für eine allgemeine Anhebung der Einlagensicherung ist eine Gesetzesänderung nötig. Das ist allerdings kompliziert und würde weitreichende Veränderungen mit sich bringen. In Washington wird derzeit eine Reihe verschiedener Optionen diskutiert.
Jüngsten FDIC-Daten zufolge belaufen sich die Einlagen in den USA auf 17,9 Billionen Dollar. Davon sind 7,4 Billionen oder gut 41 Prozent versichert. Einlagen in dieser Größenordnung komplett zu garantieren würde erfordern, „dass Banken mehr Geld in den Einlagensicherungsfonds einzahlen“, gibt Robert Hockett, Ökonomieprofessor an der Cornell University im Bundesstaat New York, zu bedenken. Er hat einen Vorschlag erarbeitet, der vorsieht, dass Banken einen Teil der Versicherungsprämien an Kunden weiterreichen könnten.
Das würde vor allem Kunden treffen, die große Summen an Bargeld bei ihrer Bank parken. „Und insgesamt gilt wie jetzt auch schon: Institute mit riskanteren Geschäftsmodellen werden stärker zur Kasse gebeten“, so Hockett.
First Republic Bank
Nach der SVB-Pleite ist auch die Bank aus San Francisco stark angeschlagen.
Bild: Reuters
Die frühere FDIC-Chefin Sheila Bair könnte sich dagegen vorstellen, nur bestimmte Unternehmenskonten für eine bestimmte Zeit voll zu garantieren. „Sie erfüllen eine wichtige Funktion in der Realwirtschaft, daher gibt es gute Gründe, dass die Einlagensicherung diese in turbulenten Zeiten komplett garantieren sollte.“
Das findet in der Politik durchaus Gehör. „Die Obergrenze für die Einlagensicherung anzuheben wäre ein guter Schritt“, betonte die demokratische Senatorin Elizabeth Warren, die dem Bankenausschuss des Senats angehört und als einflussreiche Kritikerin der Finanzbranche gilt.
Dabei ist Warren offen für eine deutliche Erhöhung. „Es könnten zwei Millionen Dollar sein oder fünf Millionen oder zehn Millionen“, sagte sie im TV-Sender CBS. „Mittelständler müssen sich darauf verlassen können, jederzeit Zugang zu ihrem Geld zu haben, um Gehälter zu bezahlen und andere Rechnungen zu begleichen.“ Selbst einige Republikaner könnten sich so einer Initiative anschließen, allerdings ist die Partei, die die Mehrheit im Repräsentantenhaus hält, bei dem Thema tief gespalten.
Banker und Regulierer arbeiten unter Hochdruck daran, Bankkunden und Aktionäre zu beruhigen. Sie wollen verhindern, dass es nach Silvergate, der Silicon Valley Bank (SVB) und Signature zu einer weiteren Bankenpleite in den USA kommt.
Dabei steht die First Republic Bank aus San Francisco weiter im Fokus. Yellens Rede hat die Aktionäre ein wenig beruhigt. In den frühen Handelsstunden in New York schoss das Papier gut 44 Prozent in die Höhe und konnte damit die Verluste vom Montag fast wieder ausgleichen.
Am Montag war bekannt geworden, dass die Bank-CEOs um Jamie Dimon, Chef von Amerikas größter Bank JP Morgan Chase, nach einer neuen Lösung für die Regionalbank suchen. Erst am Donnerstag hatten elf große Banken Einlagen im Wert von 30 Milliarden Dollar an das angeschlagene Institut überwiesen. Die ungewöhnliche Initiative sollte helfen, das Vertrauen in die Bank zu stärken. Doch sie war nicht erfolgreich.
Medienberichten zufolge überlegen Dimon und andere Bankenchefs nun, die 30 Milliarden Dollar ganz oder zum Teil in Eigenkapital umzuwandeln, um die Position der First Republic Bank zu stärken. Die Rettung der Bank wäre ein wichtiges Symbol für Sparer genauso wie für Investoren, betonte Sarat Sethi, Portfolio-Manager bei Douglas C. Lane im US-Börsensender CNBC. „Wenn man diese Bank scheitern lässt, dann wird es weitere Bankenpleiten geben.“
Nach der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS am Wochenende haben sich die Märkte in den USA etwas beruhigt. Die drei wichtigen Aktien-Indizes, der Dow Jones, der breiter gefasste S&P 500 und der technologielastige Nasdaq, schlossen am Montag deutlich im Plus. Auch die Kurse anderer Regionalbanken erholten sich. PacWest, die in den vergangenen Wochen ebenfalls deutlich unter Druck geraten war, legte zehn Prozent zu. „Dennoch: Die Stimmung ist weiter extrem angespannt“, betonte ein New Yorker Banker.
Neue Unsicherheit könnte es für die Branche am Mittwoch geben. Dann steht der nächste Zinsentscheid der US-Notenbank Federal Reserve (Fed) an. Ursprünglich wollte Fed-Chef Jerome Powell die Zinsen erneut anheben, die derzeit in einer Spanne von 4,5 bis 4,75 Prozent liegen. Ein weiterer Zinsschritt könnte die nicht realisierten Verluste in den Anleihe-Portfolios vieler Banken weiter vergrößern. Das war auch ein Kernproblem, das zur Pleite der SVB vor einer guten Woche führte und Investoren wie Bankkunden verschreckt hat. Auch zusätzliche Liquiditätsprogramme der Fed konnten die Stabilität in der Branche noch nicht wieder herstellen.
Yellen bekannte sich am Dienstag klar zu kleinen Instituten. „Großbanken spielen eine wichtige Rolle in unserer Wirtschaft, aber das gilt auch für kleine und mittelgroße Institute“, stellte die Finanzministerin klar. Sie wolle verhindern, dass nach dieser Krise vor allem die großen Institute übrig bleiben.
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